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Kita Regenbogen in Bad Bergzabern: Kinder erforschen Spielregeln der Demokratie

15. Mai 2015 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße

Niklas, Laura, Artur, Letizia, Eva, Malak und Frieda (von links) bei der Pressekonferenz.
Fotos: Kita Regenbogen

Bad Bergzabern – Vorschulkinder lernen, wie Demokratie funktioniert, und sie mischen mit in der Politik in ihrer Heimatstadt.

Ein nicht ganz altägliches Projekt hat die Evangelische Kindertagesstätte „Regenbogen“ in Bad Bergzabern in den vergangenen Monaten durchgeführt. Ausgangs- und Angelpunkt war dabei die Spielplatzsituation in der Kurstadt, derer sich die Kinder als Experten annahmen. Ihre Bewertung der Spielmöglichkeiten und das vielfach kritische Urteil ihrer Eltern dazu werden jetzt vor Ort öffentlich diskutiert.

Sieben Vorschulkinder der Kita „Regenbogen“ – Niklas, Eva, Artur, Laura, Letizia, Frieda und Malak – und der Elternbeiratsvorsitzende Rolf Reinders stellten Ende April die wichtigsten Ergebnisse eines Tests der Spielplätze in der Stadt sowie einer Umfrage vor.

Beim Test hatten die Sieben und einige weitere Kinder der Kita „Regenbogen“ die Plätze Spiel-Prüfungen unterzogen, und alle „Regenbogen“-Kinder hatten mit Punktevergabe bewertet, was ihnen besonders gefiel.

Bei der Umfrage waren via Fragebogen alle Eltern der derzeit in den vier Kitas der Stadt betreuten Kinder um Statements zur Spielplatzsituation in Bad Bergzabern gebeten worden. Die Kinder erklärten nun, wie ein Spielplatz ausgestattet sein sollte, indem sie die „Hitliste“ der beliebtsten Spielmöglichkeiten vortrugen.

Schaukeln steht da an erster Stelle, gefolgt vom Spielen im Sand, Wasser und Naturmaterialien sollten da sein, eine Wiese, Spielgeräte, aber auch ein Hang zum Klettern wäre schön.

Dem zur Seite stellte Rolf Reinders die Ergebnisse der Umfrage unter den Eltern. Die Rücklaufquote von einem Drittel der rund 300 ausgesendeten Fragebögen belege ein hohes Interesse der jungen Familien am Thema.

Drei von vier Eltern allerdings beklagten die Situation als schlecht oder sehr unbefriedigend und viele gaben an, auf Plätze in umliegenden Orten auszuweichen, da das Angebot deutlich besser sei. Bemängelt wurden unter anderem nicht ausreichende Pflege und Verunreinigungen wie Zigaretten, Flaschen oder gar Kot auf den Plätzen, wenig Abwechslung bei den Spielmöglichkeiten, fehlende Schaukeln und Spielbereiche für Kleinkinder.

Die Kinder besuchen mit der Leiterin der Kita „Regenbogen“, Angelika Heft, die Spielplätze.

In der Innenstadt wohnende Kinder fänden gar keine Spielangebote in Laufnähe. So werde die Schaffung von Spielmöglichkeiten hier von vielen gewünscht. Begrüßt würde auch die Einrichtung eines Spielplatzes im Kurpark.

Zudem wurden die Ergebnisse den Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat sowie dem für die Spielplätze zuständigen Stadtbeigeordneten Gerhard Rodrian zur Verfügung gestellt.

Die Präsentation seiner Vorstellungen zum Spielplatzkonzept der Stadt Ende vergangenen Jahres und sein Aufruf an Eltern und Erzieherinnen der Kitas, ihm dazu „gute Ideen“ mitzuteilen, gaben die „Initialzündung“ für das Projekt, berichtet Angelika Heft, Leiterin der Kita „Regenbogen“. „Die Kinder waren nicht gefragt worden, dabei sind sie doch diejenigen, die die Spielplätze nutzen und die Ausstattung sehr gut beurteilen können.“

Da habe es nahegelegen, einen Prozess anzustoßen, in dem Eltern wie Kinder mit ihren jeweiligen Wünschen, Erfahrungen und Urteilen zur Erarbeitung der „guten Ideen“ beitragen.

Im Kollegium und Elternbeirat wurde das Projekt „Spielplätze in einer Kurstadt – Kindern und Eltern eine Stimme geben“ diskutiert und auf den Weg gebracht. Der Fragebogen wurde im Team und Elternbeirat erarbeitet, unterstützt von der Familienreferentin des Dekanats, Ute Braune.

Durch die örtliche Beauftragte des Landesprogramms „Kita!Plus“, Ulrike Brunck, wurden auch die drei anderen Bad Bergzaberner Kindertagesstätten eingebunden, und so konnten alle Eltern der in diesen Einrichtungen betreuten Kinder mit dem Fragebogen erreicht werden, erläutert Angelika Heft weiter.

Für die „Regenbogen“-Kinder gab es aber im Lauf des Projekts noch viel mehr zu entdecken und erleben, erzählt die Initiatorin: Über die Frage, wer darüber entscheidet, ob und wo ein Spielplatz gebaut wird und durch die für die Kinder in den vergangenen Monaten allgegenwärtigen Wahlplakate zur Verbandsbürgermeisterwahl seien aus der Beschäftigung mit den Spielplätzen weitere Begegnungen mit und Übungen in demokratischen Strukturen erwachsen.

So „erarbeiteten“ sie sich etwa den Zusammenhang zwischen Wahlversprechen und Wahlergebnissen, indem sie sich Versprechen überlegten und sich damit den anderen Kindern zur Wahl stellten. „Pizza für alle“ oder „Jeder darf machen, was er will, nur nicht streiten“, nennt Angelika Heft als Beispiele.

„Am Ende hat Niklas die Wahl gewonnen mit seinem Versprechen, gemeinsam mit den anderen eine Burg zu bauen. Das musste er dann auch einlösen.“

Und auch einen Besuch, „wo die gewählten Leute arbeiten“, gab es: Die Kinder wurden durch das Bad Bergzaberner Schloss geführt, Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung und des Stadt- wie Verbandsbürgermeisters. Beide empfingen sie, sie lernten aber auch zwei Beigeordnete, den Hausmeister und etliche weitere Mitarbeiter in ihren Arbeitsräumen kennen, schildert Heft. (hw)

Die Spielgeräte werden intensiv getestet.

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