Info-Veranstaltung der Firma Geox abgesagt: Demo gegen den weiteren Betrieb des Geothermiekraftwerkes Landau findet statt

5. März 2020 | Kategorie: Allgemein, Landau, Regional

Geothermiekraftwerk Landau.
Archivfoto: Pfalz-Express.de/Ahme

Landau. Die Geox GmbH hatte alle Bürger für Freitag, 6. März zu einer Informationsveranstaltung auf das Gelände des Geothermiewerks in der Eutzinger Straße in Landau eingeladen.

Man wolle damit die Landauer Bürger über den aktuellen Stand und auch die neuen Betreiber informieren, erklärte Geox.

Nun hat GEOX in Abstimmung folgendes Statement abgegeben: „Auf Grund der sich täglich, der Situation entsprechen angepassten Empfehlungen vom Robert-Koch Institut, haben wir einvernehmlich, die SGD-SÜD, LGB und Ministerium, die Veranstaltung für heute abgesagt!“

Die geplante heutige Demo Gegenveranstaltung in der Eutzinger Straße, Nähe Eingang Geothermiekraftwerk mit Infos der Bürgerinitiative Geothermie Landau-Südpfalz soll trotzdem ab 14.30 Uhr stattfinden, wie Werner Müller, 1. Vorsitzender der BI, erklärt.

Die Absicht dahinter: „Nachdem der Betreiber des Kraftwerkes am 29. Februar in der RHEINPFALZ den kurzfristig anberaumten Termin eines „Treffen im Landauer Geothermiekraftwerk zur Information aller Bürger“ bekannt gab, entschlossen wir uns, ebenfalls kurzfristig eine Informationsveranstaltung zu organisieren, um bei der Gelegenheit gleichzeitig gegen den weiteren Betrieb des Pannenkraftwerkes mit den Gefahren und Risiken für unsere Lebensgrundlage Grundwasser, Bedrohung unseres Eigentums, Belastungen für unser Klima und unserer Umwelt zu protestieren.“

Man protestiere gegen das Verhalten der Landesregierung, insbesondere dem des Wirtschaftsministeriums als vorgesetzte Behörde „des überforderten Bergamtes, die eine ganze
Region den Gefahren und Risiken der Tiefengeothermie verantwortungslos aussetzt“, so Müller.

Nach dem Erscheinen des RHEINPFALZ-Artikel habe sich eine französische Bürgerinitiative aus dem Raum Straßburg, gemeldet. Dort beunruhige eine Erdbeben-Serie die Bevölkerung bei Bohrungen für ein Geothermiekraftwerk. Die Auswirkungen der Beben seien bis nach Kehl spürbar gewesen.

„Besonders freuen wir uns auch auf die Teilnahme der Bürgerinitiative der neugegründeten „Interessengemeinschaft Tiefen Geothermie“ aus Waghäusel“, der „Bürgerinitiative Geothermie
Brühl /Ketsch e.V.“, der BIENE e.V. aus Taching am See, deren 1. Vorsitzender ehemals Chef des Bergamtes Bayern war und über die BI Energieforum Rohrbach & Insheim e.V.
Eingeladen wurden auch die „Bürgerinitiative gegen Tiefen-Geothermie im südl. Oberrheingraben“ aus Kehl und die Bürgerinitiative „Kein Erdöl aus Offenbach e.V.“

Weiterhin nehmen Aktivisten der „Aktionsgruppe Klima und Umwelt Südpfalz“ aus Landau teil. In der Aktionsgruppe sind u.a. BUND, Nabu und wir aktiv. Am Info-Stand informieren wir u.a. über das größte bisher von einem Geothermiekraftwerk ausgelöste Schadbeben von Pohang/ Südkorea, über den Besuch einer Delegation aus Pohang in Landau , erläutern die Gefahren und Risiken, und zeigen bisher noch nicht veröffentlichte Bilder.

Das Kraftwerk wird von den Genehmigungsbehörden nach der Störfallverordnung (Seveso) eingeordnet. In dem Zusammenhang stellt sich die Frage: Wurden die Sicherheits-Abstände zur
Wohnbebauung eingehalten? Auch zu der gerade wieder aufflammenden Lithium-Euphorie im Oberrheingraben der Geothermie-Lobby und fragwürdigen Firmen nehmen wir Stellung.

Aktuelle Information unter www.geothermie-landau.de

Werner Müller informierte 2018 eine Delegation aus Pohang über die Entwicklung in Landau.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Thomas Hauptmann (l.) (Pfalz Parterre) und Werner Müller (BI Geothermie Landau-Südpfalz) stehen der Tiefen-Geothermie mehr als skeptisch gegenüber. Hier bei einer Infoveranstaltung im Mai 2017.
Archivfoto: Pfalz-Express/Ahme

Kritik kommt auch von der Interessengemeinschaft gegen Tiefe Geothermie „Pfalz-Parterre“. Thomas Hauptmann schreibt Folgendes dazu:

Pflichtübung oder Kür? Dreieinhalb Jahre sind eine Lange Zeit zum Üben Am 26.09. 2016 schien es so, dass die Zeit des Schweigens und Taktierens im Zusammenhang mit dem maroden Geothermie – Kraftwerk im Landauer Süden vorbei sei und jetzt mehr Transparenz und vertrauensbildende Maßnahmen den neuen Kurs bestimmen würden.

Jetzt, erst dreieinhalb Jahre später, lässt man den damals gemachten Versprechen Taten folgen und lädt die Landauer Öffentlichkeit zum Besuch des Kraftwerks ein. Ob dies aus einem inneren Bedürfnis heraus geschieht, oder nur als Baldriantropfen für die sensibilisierte Nachbarschaft gedacht ist, darüber darf getrost spekuliert werden.

Nachdem die Aufnahme des Probebetriebs durch das Bergamt genehmigt worden war und die ersten Kubikmeter Tiefenwasser durch die Wärmetauscher gerauscht waren, versandete das Interesse an einer angekündigten, größtmöglichen Transparenz und der Umsetzung vertrauensbildenden Maßnahmen sehr schnell.

Vollmundig ausgesprochene Einladungen zu Gesprächen an die Protagonisten von „Pfalz – Parterre“ kamen nur durch hartnäckiges Nachfragen der Eingeladenen zustande. Dabei reduzierte sich das Spektrum der zunächst von der Betreiberin ins Spiel gebrachten Diskussionspartner, – selbst Josef Daldrup wurde genannt -, in Windeseile auf den jetzigen Betriebsleiter, Nicolas Tzoulakis.

Die Gespräche mit Herrn Tzoulakis waren zwar durchaus interessant, brachten allerdings letztendlich nur die Erkenntnis, dass den schon seit langen Jahren von den Geothermie – Gegnern gemachten Forderungen nach der Umsetzung gesetzlicher Regularien, wohl auf Druck der zuständigen Behörden, – Bergamt und SGD – Süd -, jetzt Folge geleistet werden sollte.

Dass diese Maßnahmen mit erheblichen Investitionen verbunden waren, ist unstrittig. Damit wurden die damaligen Besitzer des Kraftwerks, 10 Jahre nach der Inbetriebnahme, den gesetzlichen Vorgaben bezüglich der organisatorische Struktur und optimierter Gefahrenabwehrpläne gerecht. Respekt!

Eine optimierte Organisation verbunden mit einer verbesserten, nach Aussagen der Betreiber, manipulationssicheren Überwachung, ändert allerdings nichts an den systemimmanenten Mängeln einer Anlage, bei der die „Musik“ zum überwiegenden Teil im Untergrund spielt und deren Auswirkungen sich erst nach langer Zeit zeigen können.

Nach wie vor wird das Gefährdungspotential von Mikrobeben unterschätzt und konsequent ignoriert bzw. kleingeredet. Technische Optimierungen waren ebenfalls im Rahmen von Auflagen (Lärmschutzverordnung) durchaus notwendig.

Manche Verbesserung war auch einfach der Tatsache geschuldet, dass sich das technische Equipment als veraltetund schrottreif herausstellte. Nach wie vor besteht an dieser Stelle vermutlich Handlungsbedarf.

Wie sich allerdings die neue Eigentümerin angesichts der Verpflichtung zum Erwirtschaften von Gewinnen dazu stellt, ist (noch) nicht bekannt. Trotz der oben beschriebenen Verbesserungen lässt sich die Anlage wohl nach wie vor nicht wirtschaftlich betreiben. Ein Grund dafür dürfte die Deckelung des Injektionsdrucks auf einen Wert sein, der nur halb so hoch ist, wie der bei der Planung zu Grunde gelegte Betriebsdruck.

Grund für diese Anordnung war das induzierte Beben im Jahr 2009, das noch vielen Landauern in wenig guter Erinnerung ist. Nur horrende, staatliche Subventionen ließen damals wie auch heute die Errichtung solcher Anlagen für Investoren als attraktiv erscheinen. Die einer breiten Öffentlichkeit völlig unbekannte, neue Eigentümerin, muss jetzt zeigen, wie ernst sie es angesichts der kurz bevorstehenden Regelbetriebserlaubnis mit dem sicheren Betrieb des Landauer Pannenkraftwerks und dem damit verbundenen Interesse an der Unversehrtheit an Leib und Eigentum der Landauer Bürger meint.

Reines Gewinnstreben steht der Frage der Sicherheit diametral entgegen! An dieser Stelle ist vor allem die Mainzer Bergbehörde in der Pflicht. Eine Aufweichung der Deckelung zur Erprobung und Optimierung der gegenwertigen Betriebsdrücke im Interesse einer Gewinnoptimierung darf es nicht geben. Gleiches gilt für die angedachten Nutzung des GKW als Komponententestanlage.

Entsprechende Optimierungsversuche werden dadurch wahrscheinlich und sind im Rahmen des vor einigen Jahren überarbeiteten Bergrechts durchaus zulässig. Auch Lithium lässt grüßen.

Auch der SGD – Süd sei angeraten ein wachsames Auge auf die Anlagenteile zu werfen, die der Störfallverordnung unterliegen. Zum Abschluss sei noch angemerkt, dass das zarte Pflänzchen das da heißt „Information bei Ereignissen im Kraftwerk“ dringend der Hege bedarf. Eine „Whatsapp – Gruppe“ alleine macht noch keinen Sommer.

Rechtzeitig vor der Veranstaltung werden wir einen Fragenkatalog an die neuen Betreiberin zusammenstellen, den wir sowohl an die Medien, als auch die Verantwortlichen der Stadt Landau verteilen werden.

Bleibt zum Abschluss die Frage, ist es nur Nachlässigkeit oder ist es schlechter Stil und hat Methode? „Pfalz – Parterre“ erfuhr von der Veranstaltung am 6.03.20202 nur durch die Medien. (desa/red)

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