Freitag, 10. Mai 2024

Hunderte demonstrieren für neue Moschee in Germersheim

1. Juli 2023 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Allah ist groß, riefen die Demonstranten und nahmen ihr demokratisches Recht auf eine Kundgebung für ihr Anliegen wahr.
Fotos und Videos: Pfalz-Express/Licht – Fotostrecke am Textende

Germersheim – Die Türkisch-Islamische Ditib-Gemeinde hat am Samstag in Germersheim eine große Kundgebung für den Bau einer neuen Moschee veranstaltet.

Unter dem Motto “Ja für den Moscheebau in Germersheim” zogen teils bis zu 500 Teilnehmer vom gewünschten Baugelände im Süden der Stadt bis zum Paradeplatz bei der Kreisverwaltung. Sie forderten ein Ende der jahrelangen Blockade ihres Moscheeprojekts durch die Behörden.

„Wollen gerne bessere Moschee“

Die Ditib-Gemeinde plant seit Jahren, eine neue Moschee zu errichten. Die Kreisverwaltung hatte den Bauvorantrag zunächst genehmigt, dann aber wieder zurückgezogen. Seitdem ist die Gemeinde sowohl mit überarbeiteten Bauanträgen als auch mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht Neustadt gescheitert.

Die Behörden begründen ihre Ablehnung vor allem mit städtebaulichen und verkehrstechnischen Bedenken und hatten der Ditib alternative Plätze angeboten. Das hatte Ditib jedoch abgelehnt. (Mehr zur langen Geschichte des geplanten Moscheebaus hier.) 

Die bestehende Moschee in der Hans Sachs Straße sei ja eine ehemalige Lagerhalle einer Heizungsfirma, hatte der Vorsitzende von Ditib Germersheim, Hayrettin Günes, nach dem Urteil des Verwaltungsgerichts Neustadt gesagt. Als Muslime wolle man doch gerne eine bessere, saubere Moschee. Den bisherigen Platz habe sogar vor über 30 Jahren der damalige Bürgermeister vermittelt. Und nun stoße man überall auf Hindernisse.

Grundstück gehört Ditib Köln

Das Grundstück der Ditib in der Hans-Sachs-Straße gehört übrigens der Ditib Köln. Die Ditib Köln ist die Dachorganisation der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V., die mehr als 900 Moscheegemeinden in Deutschland vertritt. Sie hat das Grundstück im Jahr 2009 von der Stadt Germersheim erworben. 

„Haben Germersheim mitgeprägt“

Die Gemeindemitglieder fühlen sich jedenfalls diskriminiert und ausgegrenzt. Das sagte Hayrettin Günes unter anderem bei seiner Rede auf dem Paraplatz, die er zuerst auf türkisch, dann auf deutsch hielt. Dass politische Motive hinter der Entscheidung stehen, schloss Günes nicht aus.

Günes wiesdarauf hin, dass die neue Moschee nicht nur ein Gebetshaus, sondern auch ein sozialer und kultureller Treffpunkt für die Muslime in Germersheim sein soll. Das Recht auf Religionsfreiheit sei ja wohl für alle Menschen im Land gegeben. 

Er betonte, dass man sich als Teil der deutschen Gesellschaft verstehe und einen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben leisten wolle. Jahrzehntelang schon würden Muslime mit Arbeitskraft, Fleiß und Engagement die Stadt mitprägen. Man sehe sich als Germersheimer Bürger und es treffe absolut nicht zu, dass die deutschstämmigen Germersheimer gegen den Moschee-Neubau seien. 

„Geben nicht auf“

Bei dem Bauvorantrag sei damals alles gut gewesen, sagte Günes weiter. Er habe mit Germersheims Bürgermeister Marcus Schaile und Landrat Dr. Fritz Brechtel konstruktive Gespräche geführt, der Bau sei zugesagt worden. Dann habe man plötzlich alles zurückgezogen. „Herr Schaile, Herr Dr. Brechtel, warum haben Sie ihre Meinung geändert?“, fragte Günes in Mikrofon.

Er erklärte, dass man nicht aufgeben werde, bis das „Recht auf Religionsfreiheit“ für die Germersheimer Muslime anerkannt würde. Dabei vermischte Günes jedoch augenscheinlich Grundgesetz und Moscheebau, denn an der Ausübung ihrer Religion hindert die türkisch-islamische Gemeinde niemand.

Ein Vertreter der Ditib Rheinland-Pfalz, der ebenfalls bei der Kundgebung dabei war, sagte dem Pfalz-Express, die Germersheimer Muslime wollten einfach nur eine ordentliche Moschee – das sei doch verständlich.   

Die Demonstration verlief friedlich und ohne Zwischenfälle. Die Polizei war vor Ort, um die Sicherheit zu gewährleisten, und bestätigte kurz nach Beendigung der Kundgebung, Versammlung und Aufzug völlig störungsfrei verlaufen seien. (cli)

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