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Freimersheim: Dorfälteste Franziska Thumel feierte 100.Geburtstag

27. Februar 2015 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Leute-Regional

Franziska Thumel erfreut sich bester Gesundheit, was auch die Ehrengäste bezeugen konnten.
Foto: Döringer

Freimersheim. Ein besonderer Tag in und für Freimersheim: Franziska Thumel geborene Gödde, seit 2001 in der Hauptstraße in Freimersheim wohnhaft, feierte in bewundernswerter geistiger Frische ihren 100. Geburtstag.

Die Jubilarin wurde am 19. Februar 1915 als jüngstes von sechs Kindern – zwei Buben und vier Mädchen – in Oelde (Westfalen) geboren. Mit viel Freude erzählt sie von einem sehr schönen Familienleben mit eigenem Haus und Garten.

Ihre Geschwister leben alle nicht mehr. Gute Gene hatte auch ihre älteste Schwester, die 102 Jahre alt wurde, wie die Jubilarin stolz bekundet.

Ihre erste bewusste Erinnerung an die Kindheit ist ihre Einschulung – eine Sonnenfinsternis machte diesen Tag zusätzlich zu etwas ganz Besonderem.

Sie heiratete in Gütersloh Karl Kamp, der jedoch seit 1944 als Soldat in Russland vermisst wurde. Da war Tochter Karin gerade mal zwei Jahre alt. Die offizielle Mitteilung von seinem Tod am 9. Mai 1945 erhielt sie erst 1997 durch das Deutsche Rote Kreuz.

1951 heiratete sie Walter Thumel. Mit ihm bekam sie Sohn Norbert, der ebenfalls 1951 geboren wurde. Neben ihrem Dasein als Hausfrau und Mutter arbeitete sie zusätzlich bei verschiedenen Firmen im Büro, im Verkauf und trug auch Zeitungen aus.

Im Heimatort von Walter Thumel, Steinhagen in Westfalen, wohnten sie 60 Jahre lang bis zu ihrem Umzug nach Freimersheim.

Hier lebt sie in ihrer eigenen Wohnung im Haus des Sohnes. Aus Westfalen kommen auch alle ihre Freunde und sie hält den regelmäßigen Kontakt telefonisch aufrecht. Der fehlende soziale Kontakt ist das, was ihr hier zu schaffen macht, da sie für alle Besorgungen Unterstützung benötigt. Alles andere erledigt sie am unverzichtbaren Telefon.

Franziska Thumel macht täglich Übungen um ihre Beweglichkeit zu erhalten, benötigt aufgrund altersentsprechender Beschwerden allerdings den Rollator. Die 100-Jährige ist geistig hellwach und an allem noch sehr interessiert. Auch an der Politik, die sie sehr genau verfolgt, sowohl im Fernsehen als auch in der Zeitung. Was sie stärkt und auch strikt einhält ist ihre tägliche zweistündige Mittagsruhe.

Sie sprudelt geradezu über, wenn sie von ihren Erinnerungen erzählt. Von den jüdischen Freundinnen und Arbeitskollegen sowie den Geschehnissen der NS-Zeit, aber auch vom Hungerjahr 1947, „wo es an den wichtigsten Sachen fehlte und Handel auf dem Schwarzmarkt an der Tagesordnung war“.

Sie unternahm sogar Hamsterfahrten bis nach Stuttgart, um sich und ihre Tochter durchzubringen. Den Hunger und das Frieren vergisst sie nie.

Gemeinsam mit den Kindern ist die Familie gerne gewandert, was auch Ehemann Walter bis ins hohe Alter beibehielt. Er starb 2011 mit 97 Jahren.

Auch um Tochter Karin, die in Frankfurt lebte und 2012 starb, trauert sie.

Franziska Thumel beeindruckt mit ihrem grenzenlosen Optimismus, der ihr auch durch alle Tiefen geholfen hat und sie auch weiterhin durch ihr Leben trägt.

Eine ganz besondere Freude ist es für sie, dass ihr zu Ehren im Beisein von Landrätin Theresia Riedmaier, Bürgermeister Olaf Gouasé und Ortsbürgermeister Daniel Salm an ihrem Geburtstag ein Baum gepflanzt wurde.

Ihrem Wunsch entsprechend wurde der Ahorn auf dem Friedhofs-Vorplatz an der Hauptstraße gepflanzt „ganz in der Nähe vom Grab meines Mannes, wo ich auch einmal meine letzte Ruhe finden werde“.

Franziska Thumel erfreut sich an zwei Enkeln und zwei Urenkeln, die zu diesem besonderen Ereignis alle anreisten. (Dernberger)

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