Berlin – Die Qualität der Kindertagesbetreuung in Deutschland ist laut einem Forscherteam nur mittelmäßig. Den Krippen und Kindergärten gelinge es derzeit nicht, die Chancengleichheit zu erhöhen und unterprivilegierten Schichten zu helfen.
Zu diesen Ergebnissen kommt ein Team von Wissenschaftlern um den Berliner Frühpädagogen Wolfgang Tietze im 200 Seiten starken Abschlussbericht zur Nubbek-Studie („Nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit“), die unter anderem vom Bundesfamilienministerium finanziert wird.
Demnach suchen vor allem „gut gebildete deutsche Mittelschichtsfamilien“ Unterstützung, nicht aber „sozial benachteiligte Familien beziehungsweise Familien mit geringen Bildungsressourcen“. Migranten nehmen die Angebote ebenfalls seltener in Anspruch: Russischstämmige Familien behalten ihre Kinder im Schnitt sieben Monate länger zu Hause als deutsche, türkischstämmige Familien sogar elf Monate.
Laut der Studie wirken sich „Familienmerkmale um ein Vielfaches stärker“ auf die Entwicklung eines Kindes aus als „Merkmale der außerfamiliären Betreuung“. Die Qualität leide, wenn wenig Fläche pro Kind zur Verfügung stehe oder ein Außengelände fehle. Die Betreuungsqualität zu verbessern, so die Nubbek-Forscher, erfordere „ein ähnliches Ausmaß an gesellschaftlicher Anstrengung wie der quantitative Ausbau der vergangenen Jahre“.
Die Wissenschaftler befanden nur drei Prozent der Krippen für gut, 85 Prozent für mittelmäßig und zwölf Prozent für schlecht. (dts Nachrichtenagentur)
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