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Europa-Tag: Schüler der IGS Kandel diskutieren mit Minister Schweitzer

6. Mai 2013 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Sozialminister Alexander Schweitzer, Schulleiter Jürgen Burg und an der Diskussion beteiligte Schüler in der Aula der IGS Kandel. Fotos: Licht

Kandel – Anlässlich des Europa-Tags am 5. Mai diskutierten Schüler der IGS Kandel aus dem Leistungskurs Sozialkunde (Klasse 12) und Schüler der Klassenstufe 10 mit Sozialminister Alexander Schweitzer.

Schweitzer war  auf Einladung von Schulleiter Jürgen Burg nach Kandel gekommen. Leistungskurs-Tutorin Barbara Weller hatte in den Wochen zuvor das Thema Europa mit ihren Schülern ausführlich behandelt.

Die anfängliche leichte Befangenheit der Schüler wusste Schweitzer schnell zu zerstreuen: Er erzählte von seiner eigenen Schulzeit, in der Europa noch „recht weit weg“ war. „Ihr hingegen seid die Generation der Europa-Realisten“ sagte Schweitzer mit Blick auf den Wandel, den Europa in den letzten beiden Jahrzehnten genommen hatte.

Die Schüler bewegten unterschiedliche Aspekte der europäischen, aber auch inländischen Politik. Was der Minister von den Anfeindungen gegen Deutschland und den Demonstrationen in Griechenland halte? „Es ist absolut daneben, wenn deutsche Politiker mit Hitlerbärtchen dargestellt werden“, sagte Schweitzer, verwies aber auf die verzweifelte Situation der Menschen dort: „Schwangere Frauen gehen von Krankenhaus zu Krankenhaus, um einen Arzt zu finden, der sie entbindet. Ärzte arbeiten fast nur noch für Bargeld. Wer keines hat, wird nicht behandelt. Es sind teilweise Zustände wie in einem Entwicklungsland, und das mitten in Europa.“ Einige Schüler hakten nach – was da zu tun sei? Wer den Leute nur sage, sie sollten den Gürtel enger schnallen, dann würde es ihnen eines Tages besser gehen, der irre, so Schweitzer. Staatliche Anreize, Konjunkturpakete seien wichtig: „Sonst bricht auch noch der letzte Rest Wirtschaft weg“.

Helfen müsse man sich gegenseitig, Europa sei keine Einbahnstraße. Besonders Deutschland profitiere von einem starken Europa, betonte der Minister. Ein in arm und reicht gespaltenes Europa und soziale Unzufriedenheit gefährde den Frieden, der nun schon fast 70 Jahre andauere und in dem aus Feinden Freunde geworden seinen.

Sorgen machten sich die Schüler offenbar auch um ihre berufliche Zukunft. Schlechte Bezahlung bei sozialen Berufen sei der Grund, weshalb sie sich ihren Berufswunsch genau überlegen müsse, regte eine Schülerin an. Selbstredend, dass sie mit dieser Frage beim Sozial- und Arbeitsminister offene Türen einrannte. Es sei eine „absurde Entwicklung“, dass bei eben jenen Berufen, die immer mehr Verantwortung trügen, eine schlechte Bezahlung an der Tagesordnung sei, entgegnete Schweitzer. Entscheidend sei auch die Arbeitsplatzsicherheit – eines der großen Wahlkampfthemen der SPD ebenso wie der flächendeckende Mindestlohn. Dennoch: Ein bedingungsloses Grundeinkommen, das ein weiterer Schüler ansprach, lehnte Schweitzer entschieden ab.

Die Wirtschaftslage und die Konkurrenz zu den aufstrebenden Wirtschaftsmächten China und Indien beschäftigte die Schüler ebenfalls. Ob Deutschland und Europa da noch mithalten könnten, wollten die Jugendlichen wissen. „Wir sind besser, als wir uns selbst machen“, sagte Schweitzer mit Nachdruck. „Wir sind wirtschaftlich stark – und Konkurrenz sollte ein Ansporn sein, noch besser zu werden – und zwar mit sozialer Sicherheit.“

Je weiter die Gesprächsrunde fortschritt, umso engagierter beteiligten sich die Jugendlichen. Weitere Fragen kamen zur neuen Partei AfD, zu Nordkorea, Befürchtungen, das Verhältnis des französischen Präsidenten Hollande zu Bundeskanzlerin Merkel könne sich weiter verschlechtern, zu Fachkräftemangel und ob Europa in der jetzigen Form überhaupt noch eine weitreichende Zukunft habe – Alexander Schweitzer hätte wohl noch Stunden weiter diskutieren können. (cli)

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