Donnerstag, 25. April 2024

Deutscher Marine-Chef Schönbach nach Eklat um Ukraine-Kommentar gefeuert

23. Januar 2022 | Kategorie: Nachrichten, Politik

Kay-Achim Schönbach (re.) in Indien.
Foto: dts Nachrichtenagentur

Kay-Achim Schönbach, Chef der deutschen Marine, muss seinen Posten räumen. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat ihn in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Auf Deutsch: er ist gefeuert.

Am Samstag waren Videos von ihm im Internet aufgetaucht, auf denen er sich ganz anders über den Russland-Ukraine-Konflikt äußert, als es aktuell Linie der Bundesregierung ist. „Hat Russland wirklich Interesse an einem kleinen Stück ukrainischen Bodens?“, fragte der Vizeadmiral am Freitag in Indien bei einer Diskussion auf Englisch und gab sich selbst die Antwort: „Nein, das ist Nonsens.“ Russlands Präsident Wladimir Putin habe gar kein Interesse an einem Angriff, sondern er wolle eigentlich nur „Respekt“, so Schönbach weiter.

Es sei einfach, Putin diesen Respekt zu erweisen, den der nicht nur einfordert, sondern „wahrscheinlich auch verdient“, sagte der Marine-Chef weiter. Die Ukraine, so der oberste Marinesoldat der Bundeswehr, könne nicht in die NATO, sie erfülle die Bedingungen nicht. Und die Krim sei verloren. „Sie wird nie zurückkommen.“

Die Videos stammen von einem Treffen Schönbachs mit dem indischen Botschafter in Neu-Delhi. Am Samstagnachmittag ruderte Schönbach dann zurück: „Meine sicherheitspolitischen Äußerungen in einer Talkrunde eines Think Tanks in Indien gaben meine persönliche Meinung für diesen Moment vor Ort wieder. Sie entsprechen in keinster Weise der offiziellen Position des Bundesverteidigungsministeriums“, sagte er. „Unbedacht, fehleingeschätzt in der Situation, hätte ich das so nicht tun dürfen. Da gibt es nichts zu deuteln, das war ein klarer Fehler.“

Doch die Entschuldigung kam zu spät. Über die Entscheidung, dass Schönbach seinen Posten verliert, wurden am späten Samstagabend die Obleute im Verteidigungsausschuss des Bundestages informiert. (dts Nachrichtenagentur/red)

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