Freitag, 26. April 2024

Deutscher Chefarchäologe wirft Türkei Wortbruch vor

2. Dezember 2012 | Kategorie: Kultur

Hermann Parzinger (rechts) ist ein deutscher Prähistoriker und Spezialist für die Kultur der Skythen. Seit 1. März 2008 leitet er als Präsident die Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz.. Parzinger erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, wie hier im Moskauer Kreml vom russischen Staatspräsidenten Dimitrij Medwedew den Orden der Freundschaft, die höchste russische Auszeichnung für ausländische Bürger. (Foto: Presidential Press and Information Office, Russia,www.kremlin.ru.)

Berlin – Hermann Parzinger, Chef der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, erhebt schwere Vorwürfe gegen die Türkei. Das Land halte sich nicht an Vereinbarungen über archäologische Zusammenarbeit, so Parzinger.

Deutsche Archäologen hätten in dem mittlerweile sehr selbstbewusst auftretendem Land in diesem Jahr keine Ausgrabungslizenzen mehr bekommen. „Wenn das zu einem Dauerzustand wird“, sei wissenschaftliche Arbeit dort nicht mehr möglich, mahnte Parzinger. Die Türkei sei dabei, „ausländische Grabungsteams langsam hinauszudrängen“ – ein Verhalten, das er als „manchmal schon fast chauvinistisch“ bezeichnet.

Seit einiger Zeit schwelt zwischen Deutschland und der Türkei ein Streit um die Herausgabe von Kulturgütern, die Ankara für sich reklamiert. Dabei geht es derzeit vor allem um drei Stücke: einen hellenistischen Torso, den Aufbau eines mittelalterlichen Grabes und Teile einer Gebetsnische. Sie alle liegen in Berliner Museen, denen Parzinger als Chef vorsteht. Der Archäologe lehnt eine Herausgabe der Funde strikt ab, denn sie seien seinerzeit „legal nach Deutschland gekommen“.

Die Türkei beherberge ihrerseits viele Museumsstücke, die aus Bulgarien, dem Libanon oder Syrien stammten. „Da wird mit zweierlei Maß gemessen“, so Parzinger. Er forderte die Regierung in Ankara auf anzuerkennen, „was ausländische Archäologen in einem Jahrhundert für den Erhalt des kulturellen Erbes und damit indirekt eben auch für die enorme Entwicklung des Tourismus in der Türkei geleistet haben“. (red/dts Nachrichtenagentur)

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