Demenz ist anders – Gelungene Ausstellungseröffnung in Rheinzabern

12. Juli 2015 | Kategorie: Kreis Germersheim

V.li.: Uwe Schwind, Matthias Schardt, Gerhard Beil, Gabi Xander-Decker, Marion Hammer und Klaus Hammer.
Fotos: Beil

Rheinzabern –  „Demenz ist anders“, lautet eine Wanderausstellung des Landes Rheinland-Pfalz, die bis zum 31. Juli von der Sozialstation Rülzheim und der Ortsgemeinde im Rathaus Rheinzabern präsentiert wird.

Zur Ausstellungseröffnung am Freitag (10. Juli) waren sehr viele Besucher gekommen – Personen aus dem kirchlichen und kommunalpolitischen Bereich, vom Seniorenkreis sowie Interessierte und Pflegende. Allesamt bringen sie Erfahrungen ein und dienen als Multiplikatoren für eine Thematik, die jeden von uns betreffen kann.

Klaus Hammer stimmte mit dem nachdenklichen „Siehst du dort den alten Mann mit ausgetret‘nen Schuh’n…“ auf die Ausstellungseröffnung ein und ließ den bekannten Hit in ganz besonderem Zusammenhang erscheinen.

Ortsbürgermeister Gerhard Beil betonte in seiner Begrüßungsansprache die Bedeutung des Themas, das aus der Tabuschublade unserer Gesellschaft heraus müsse. Dazu können die Bilder des renommierten Fotographen Michael Hagedorn (GEO, DIE ZEIT) einen guten Beitrag leisten.

Die feinfühligen, diskreten Aufnahmen geben den Menschen Würde, die sie zeitlebens hatten, die ihnen aber die Krankheit nimmt. Jeder Betrachter wird dazu seine eigenen Gedanken entwickeln.

Überhaupt kämen Kunst und Literatur wichtige Rollen zu, das Thema Demenz mehr zu gewichten und die betroffenen Menschen, Angehörigen und Pflegenden mehr wertzuschätzen.

Kunst könne Orientierung geben und das tröstliche Gefühl vermitteln, nicht allein zu sein, so Beil. Provozierend könne Kunst auch die Gesellschaft auf den Boden der Tatsachen holen, gehe es doch bei der Beschäftigung mit Demenz gegen eine Kultur des Jugendwahns und des Schönheitskults, die tiefenpsychologisch durchaus als Flucht vor der Realität gedeutet werden können.

Gerhard Beil zitierte auch markante Buchpassagen: Arno Geigers liebevolles Buch „Der alte König in seinem Exil“ hält auch den sogenannten Gesunden einen Spiegel vor.

Tilman Jens beschreibt in „Demenz“ das Schicksal seines Vaters, Professors Walter Jens, einem brillanten Denker und Meister des geschliffenen Wortes, der in geistige Umnachtung fiel. Schließlich zeigt ein neues Buch von Pauline Boss aus dem Jahre 2015 den Pflegenden so manchen Weg und macht Mut. Sein Titel: „Da und doch so fern – vom liebevollen Umgang mit Demenzkranken“.

Gabi Xander-Decker, Geschäftsführerin der Sozialstation, stellte das Netzwerk für Hilfen bei Demenz vor und appellierte daran, nicht zu lange zu zögern, Hilfe zu holen.

Marion Hammer plauderte aus ihrem alltäglichen Umgang mit Dementen, insbesondere in der Tagesbetreuung „Herbstsonne“.

Marion Hammer schwärmte von ihrer Arbeit und ist immer wieder erstaunt, wieviel Potenzial bei der biographieorientierten Arbeit mit Dementen abgerufen werden kann.

Bürgermeister Matthias Schardt, Vorsitzender der Sozialstation Rülzheim, und Uwe Schwind, Bürgermeister der VG Jockgrim, betonten in kurzen Grußadressen ihre Anerkennung für die Arbeit der Pflegenden, ob zuhause, ambulant oder stationär.

Klaus Hammer schließlich beschloss die Reihe der Worte mit dem von ihm eigens für das Jubiläum der Sozialstation getexteten und komponierten Lied „Herbstsonne“, das im Rahmen der Jubiläumsfeiern der Sozialstation am 27. September zusammen mit Patienten aufgeführt werden wird.

Im anschließenden Small Talk wurden manche Gedanken ausgetauscht und Bekanntschaften gemacht, die sicherlich zu einem Netzwerk beitragen können, zumindest aber auch zum Netzwerk der Multiplikatoren, die zum Besuch der Ausstellung anregen sollen. Denn es lohnt sich.

Die Wanderausstellung „Demenz ist anders“ wird durch einen Büchertisch sowie zahlreiche Broschüren zum Thema und zur Arbeit der Sozialstation vervollständigt und endet am 31. Juli.

Das Rathaus Rheinzabern, Hauptstr. 33, ist täglich von 8.00 – 12.00 Uhr sowie während der Sprechstunden von Ortsbürgermeister Beil geöffnet. (gb)

Szenen der Ausstellung…

…und gute Gespräche bei den Besuchern.

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