Sonntag, 20. April 2025

Außenministerin Baerbock in Syrien: Kein Handschlag und Millionen Euro im Gepäck

Syrisches Fernsehen zeigt Baerbock nur verpixelt

21. März 2025 | Kategorie: Nachrichten

Baerbock hat viel Geld für Syrien im Gepäck.
Symbolbild Quelle: cosmix bei pixabay.com

Damaskus– Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ist gestern (20. März) zu ihrem zweiten Besuch in Syrien eingetroffen, um mit den neuen Machthabern des Landes über die Zukunft nach dem Sturz des Assad-Regimes zu sprechen. 

Doch der Besuch verlief erneut unter einem schwierigen Stern: Der neue syrische De-facto-Herrscher Ahmed al-Sharaa, Anführer der islamistischen Rebellengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS), begrüßte die Ministerin abermals nicht mit einem Handschlag. Stattdessen legte er die Hand aufs Herz – eine Geste, die Baerbock bereits bei ihrem ersten Besuch im Januar kennengelernt hatte und die in konservativen islamischen Kreisen als respektvoll gilt, jedoch im Westen oft als Affront wahrgenommen wird.

Symbolische Sitzordnung: Türkei vor Deutschland?

Besonders pikant: Nur eine Woche zuvor hatte der türkische Außenminister Hakan Fidan bei seinem Besuch in Damaskus neben al-Sharaa Platz genommen – eine Position, die in der diplomatischen Symbolik als Zeichen von Nähe und Einfluss gewertet wird. 

Baerbock hingegen wurde bei ihrem gestrigen Treffen links von al-Sharaa platziert, eine Sitzordnung, die Beobachter als Herabstufung interpretieren. „Soviel zu ihrer feministischen Außenpolitik“, spottete ein Kommentator auf X. Die Sitzordnung unterstreicht die Herausforderungen, denen sich Baerbock in ihrer selbstproklamierten Mission gegenüber sieht, Geschlechtergerechtigkeit auch in der internationalen Diplomatie zu verankern.

Millionen Euro trotz Skandal

Trotz der angespannten Atmosphäre brachte Baerbock ein stattliches Hilfspaket mit: 300 Millionen Euro zusätzliche Unterstützung für Syrien und die Region, wovon über die Hälfte direkt den Menschen im Land zugutekommen soll. 

Der Rest ist für syrische Flüchtlinge und Aufnahmegemeinden in Nachbarländern wie Jordanien, Libanon, Irak und der Türkei gedacht. „Es kann nur eine friedliche Zukunft für Syrien geben, wenn es einen inklusiven politischen Prozess gibt“, betonte Baerbock bei einem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel kurz vor ihrer Abreise. 

Doch der erneute „Handschlag-Skandal“ überschattet die Geste. Bereits bei ihrem ersten Besuch im Januar hatte al-Sharaa ihr die Hand verweigert, während er ihrem französischen Kollegen Jean-Noël Barrot die Hand gereicht hatte – ein Vorfall, der international für Schlagzeilen sorgte.

Reaktionen und Kritik

Die erneute Zurückweisung sorgt für Kritik und Spott. „Nicht mal für 300 Millionen Euro bekommt Baerbock einen Handschlag“, so die Meinung vieler Deutschen. Andere sehen darin ein Zeichen dafür, dass ihre feministische Außenpolitik in Ländern mit konservativen Strukturen an Grenzen stößt. Das syrische Fernsehen zeigte übrigens Baerbock nur verpixelt. 

Baerbock selbst nahm den Vorfall gelassen: „Mir war klar, dass es hier keine gewöhnlichen Handschläge geben wird“, sagte sie bereits im Januar und wiederholte diesen Standpunkt gestern. Dennoch betonte sie, dass Frauenrechte ein „Gradmesser für die Freiheit einer Gesellschaft“ seien – eine Botschaft, die sie auch diesmal deutlich an al-Sharaa richtete.

Ein Balanceakt mit ungewissem Ausgang

Der Besuch zeigt die Gratwanderung, die Baerbock und die EU in Syrien gehen: Einerseits will man den politischen Übergang unterstützen und humanitäre Hilfe leisten, andererseits droht die Gefahr, islamistische Strukturen zu finanzieren.

„Wir werden die neuen Machthaber an ihren Taten messen“, hatte Baerbock bereits im Januar gesagt. Doch die erneute Begrüßung ohne Handschlag und die symbolische Sitzordnung lassen Zweifel aufkommen, ob ihre Botschaft in Damaskus Gehör findet – trotz der Millionen im Gepäck.

Der Skandal dürfte die Debatte über die Wirksamkeit ihrer Außenpolitik weiter anheizen. Während die finanzielle Unterstützung ein Zeichen der Solidarität ist, bleibt der Eindruck, dass Deutschland in Syrien derzeit eher auf dem diplomatischen Nebensitz Platz nimmt. (desa)

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