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Altkanzler Kohl am 3. April 85 Jahre: Kissinger: „Bahnbrechender Vordenker für Europa“

3. April 2015 | Kategorie: Leute, Politik, Regional

Altkanzler Helmut Kohl feiert heute seinen 85. Geburtstag.
Foto: dts nachrichtenagentur

Ludwigshafen/Berlin/Speyer – Ex-US-Außenminister Henry Kissinger hat Altbundeskanzler Helmut Kohl zu dessen 85. Geburtstag am Freitag, 3. April als „großen Bundeskanzler“ und „bahnbrechenden Vordenker für Europa“ geehrt.

In einem Beitrag für „Bild“  erklärte Kissinger, Kohls Vision von einem „friedlich vereinten und demokratischen Deutschland in einem vereinten Europa“ habe sich 1990 mit der Wiedervereinigung gegen alle Kritiker durchgesetzt. Kissinger: „Mit wenigen kühnen Zügen schuf er damals eine unbestreitbare Wirklichkeit und machte wahr, was lange Zeit als ferner Wunschtraum galt.“ Heute sei „Helmut Kohls Leistung eine der Grundfesten der internationalen politischen Landschaft – und es sind die Bedenken seiner Kritiker, die abwegig erscheinen.“

Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 habe Kohl verstanden, „dass historische Chancen schnell vergehen können: Man kann sie nicht festhalten und aufbewahren wie auf dem Sparkonto“, so Kissinger weiter.

„Als ein Mann der Tat nahm er das Heft des Handelns in die Hand, statt lange zu diskutieren. Am 18. März 1990, vier Monate nach dem Mauerfall, wählten die Ostdeutschen und gaben Helmut Kohl das Mandat, das er brauchte, um Deutschland zu vereinigen – und zwar schnell, nicht langsam.“ Niemand anderer habe „an der friedlichen Wiedervereinigung mehr Anteil als Helmut Kohl“, lobt der ehemalige US-Außenminister. „Deutschlands Westbindung und demokratische Ausrichtung sind unbestreitbare Tatsache“, so Kissinger weiter, „und Deutschland wird eher gedrängt, eine größere Rolle in Europa zu spielen als eine kleinere.“ Es sei ihm eine Ehre, „Helmut Kohl einen Kollegen und einen Freund nennen zu dürfen“.

Merkel würdigt Verdienste Kohls um Deutschland und Europa

Zum 85. Geburtstag von Helmut Kohl hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Verdienste des Altbundeskanzlers in Deutschland und Europa gewürdigt.

„Wir alle wissen: Die beiden Glücksfälle unserer jüngeren Geschichte, die europäische Einigung und die deutsche Einheit, sind auch sein Werk“, so Merkel in einem Gastbeitrag für „Bild“.

Sie gratuliere Kohl „von Herzen – und diesem Glückwunsch, da bin ich gewiss, schließen sich viele Menschen in Deutschland in Respekt und Dankbarkeit an“.

Merkel betonte in dem Gastbeitrag vor allem die Rolle Kohls im Prozess der Wiedervereinigung: „Wie beglückend muss es für Helmut Kohl sein, unser Land heute vereint als respektierter Teil der Gemeinschaft von 28 europäischen Demokratien zu erleben. Dass es so gekommen ist, hat mit der Sehnsucht der Menschen nach Frieden zu tun – und mit ihrem letztlich nicht niederzuhaltenden Freiheitsdrang.“

Weiter erklärte Merkel: „Die Friedliche Revolution haben mutige Menschen in Leipzig, Ostberlin und anderswo in der DDR gemacht, und dann bedurfte es der Entschlossenheit und der Persönlichkeit Helmut Kohls, um das politische Kunststück einer Wiedervereinigung im Einklang mit all unseren Nachbarn und den ehemaligen Alliierten zu vollbringen. Gelungen ist ihm das, weil er wie kein Zweiter über Jahre hinweg Vertrauen aufgebaut hatte, von Washington über Paris, London und Brüssel bis nach Moskau.

Dieser Kanzler des Vertrauens war für uns Deutsche ein Segen.“ Auch sie persönlich denke an diesem Tag an Helmut Kohl, erklärte die Kanzlerin: „Ich denke heute an den Helmut Kohl, den ich als Ministerin in der Bundesregierung erlebt habe. Ich denke an den Kanzler, der sich mit unnachahmlicher Wucht durchsetzen konnte.

Ich denke an den Kanzler, der seiner Heimat so verbunden ist und gleichzeitig wie nur wenige Politiker ein Gespür für die Geschichte und daher auch für die Gefühle unserer europäischen Partner hat. Ich wünsche Helmut Kohl, dass er mit Zufriedenheit auf seine große politi sche Lebensleistung zurückblickt. Deutschland hat ihm viel zu verdanken.“

Haseloff: CDU soll sich Kohl wieder annähern

Anlässlich des 85. Geburtstags von Altkanzler Helmut Kohl  hat sich der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, für eine Annäherung der CDU an ihren langjährigen Parteivorsitzenden ausgesprochen.

„Wichtig ist, dass die CDU menschlich ihrem langjährigen Vorsitzenden wieder näher kommt“, sagte der CDU-Politiker der „Welt“. „In unseren Gedanken ist Helmut Kohl nicht nur der Kanzler der deutschen Einheit, sondern auch für unsere Partei eine Persönlichkeit, die immer einen besonderen Ehrenplatz inne haben wird.“

Haseloff erklärte auch, dass sein Lebensweg ohne Kohl „so nie möglich geworden“ wäre. Er äußerte zugleich Verständnis dafür, dass es keinen Festakt der Partei für den Altkanzler geben soll. „Nun begehen wir seinen 85. Geburtstag eher still, aber mit Dankbarkeit. Es muss nicht immer ein Fest sein“, sagte Haseloff. (dts nachrichtenagentur)

Julia Klöckner: „Die CDU macht dem Alt-Kanzler ein besonderes Geschenk

Am kommenden Freitag feiert der Kanzler der Einheit, der Ehrenbürger Europas, der Reform-Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Dr. Helmut Kohl, in Ludwigshafen-Oggersheim seinen 85. Geburtstag. Die CDU-Landesvorsitzende und stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende, Julia Klöckner MdL, gratuliert im Namen der Christdemokraten:

„Was schenkt man einem Mann wie Helmut Kohl, der schon alles hat und in seinem Leben so viel erreichen konnte?“, fragten sich die Christdemokraten aus Helmut Kohls rheinland-pfälzischem Landesverband und entschlossen sich, die CDU-Landesgeschäftsstelle in der Mainzer Rheinallee ihm zu widmen und nach ihm zu benennen.

„Der Hauptsitz der rheinland-pfälzischen CDU wird künftig Helmut Kohl-Landesgeschäftsstelle heißen. In unserer kommenden Landesvorstandssitzung am 13. April werden wir die Widmung vornehmen, ein besonderes und signiertes Bild von Helmut Kohl aufhängen, und die Geschäftsstelle erhält eine entsprechende Plakette. Helmut Kohl und seine Frau freuen sich über diese Geste“, so Julia Klöckner.

Die rheinland-pfälzische CDU-Parteispitze wird demnächst anlässlich des Geburtstages ein Essen mit und für Helmut Kohl ausrichten. Am Geburtstag selbst, am 3. April, wird die CDU-Landeschefin ihren Vorgänger im Amt des CDU Landes- und Fraktionsvorsitzenden in Oggersheim besuchen und mit einem Geschenk aus Julia Klöckners Heimat gratulieren: Eine Kiste mit regionalen Spezialitäten der Regionalmarke „SooNahe“ wird sie im Gepäck haben.

„Wir gratulieren Helmut Kohl aufs Herzlichste, wünschen ihm Kraft, Gesundheit und Gottes Segen. Und wir danken ihm für seinen Einsatz für unser Land Rheinland-Pfalz, für Deutschland und Europa. Als engagierter Reformer hat der gebürtige Ludwigshafener Rheinland-Pfalz als Ministerpräsident zu einem modernen und fortschrittlichen Bundesland weiterentwickelt.

Als Ministerpräsident setzte Helmut Kohl auf Bürgernähe. Regelmäßige, öffentliche Sprechstunden waren ihm wichtig. Er setzte sich für die Berufung des Bürgerbeauftragten im Jahr 1972 ein. Dieser sollte den Bürgern die Scheu vor der Verwaltung nehmen und die Distanz zur staatlichen Autorität abbauen.

Unter Helmut Kohl wurde eines der ersten Kindergartengesetze der Bundesrepublik auf den Weg gebracht und auch die Krankenhäuser im Land reformiert. Zu seiner Bilanz gehört die Verwaltungs- und Strukturreform mit der Schaffung der Verbandsgemeinden ebenso wie eine Schulreform mit verbesserter Lehrerausbildung und der Umwandlung von ca. 1500 staatlichen Konfessionsschulen in christliche Gemeinschaftsschulen auf der Grundlage einer Änderung der Landesverfassung – nicht zu vergessen, die Neugründungen der Universitäten Trier und Kaiserslautern.

Auch für Verkehrsprojekte hatte Helmut Kohl ein Händchen, ich erinnere an den Bau der linksrheinischen Autobahn 61. In der zweiten Legislaturperiode kamen Entscheidungen über Industrieansiedlungen, die Frage der Beschäftigung Radikaler im öffentlichen Dienst und das Landeskrankenhausgesetz hinzu.

Über ein Vierteljahrhundert lenkte Helmut Kohl die Geschicke der CDU auf Landes- und Bundesebene. Es war Helmut Kohl, der die CDU veränderte – weg von der Honoratiorenpartei hin zur Volkspartei.

Im Bewusstsein aller Deutschen ist Helmut Kohl insbesondere als Kanzler der Einheit und als Kanzler der Europäischen Vereinigung verankert. Als Pfälzer war ihm die Bedeutung des Friedensprojekts Europa von Anfang an ganz bewusst. Mit Leidenschaft und Tatkraft hat er die Europäische Integration, das Zusammenwachsen der vielen verschiedenen Nationen zu einer Gemeinschaft entscheidend vorangetrieben. Entschlossen und diplomatisch gestaltete er die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands. Auch wenn sein Leben Höhen und Tiefen hatte, seine Verdienste um unser Land Rheinland-Pfalz, die Bundesrepublik und Europa sowie um das freundschaftliche Verhältnis zu den Vereinigten Staaten sind außergewöhnlich.“

Bischof gratuliert Alt-Kanzler Helmut Kohl zum 85. Geburtstag

Der Speyerer Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann wird Helmut Kohl nach der Karfreitagsliturgie besuchen und ihm persönlich gratulieren. Kohl habe sich als Kanzler der Einheit und Architekt Europas herausragende Verdienste erworben, so der Bischof. Bis heute stehe er in einer lebendigen Beziehung zum Bistum Speyer und besonders zum Speyerer Dom, der für ihn ein religiöses, historisches und kulturelles Zeugnis der Einheit Europas darstellt.

In seiner Amtszeit hat Kohl zahlreiche ausländische Staatsgäste nach Speyer geführt, darunter Margaret Thatcher, Michael Gorbatschow, George Bush, Vaclav Havel, Boris Jelzin und König Juan Carlos. Am Beispiel des Domes habe er ihnen die Bedeutung der christlichen Wurzeln für ein Zusammenleben in Gerechtigkeit und Frieden in Deutschland, Europa und der Welt verdeutlicht.

„Durch sein Engagement im Kuratorium der Europäischen Stiftung Kaiserdom, dem er bis heute vorsteht, hat er sich in außergewöhnlicher Weise um den Erhalt des Weltkulturdenkmals Speyerer Dom verdient gemacht“, würdigte Wiesemann Kohls Engagement. Als Geschenk überreicht er ihm ein Bronzekreuz des im Jahr 2011 verstorbenen Künstlers Klaus Ringwald, der auch die Erinnerungstafel zum Besuch von Papst Johannes Paul II. am Westportal des Domes geschaffen hat. (is)

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