Aktuelle Eisweinlese in der Pfalz: Tiefe Temperaturen – süße Spezialität

10. Dezember 2012 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Regional

Eisweintrauben in gefrorenem Zustand.                             Foto: pfalzmarketing.eV.

Pfalz – Eiswein-Lese im Dezember in der Pfalz: Kaum ein Mensch lebt so mit dem Wetter wie der Landwirt oder der Winzer. Die Winzer können tatsächlich ein Liedchen von den Launen des Wettergottes singen. So erklärt sich bis in die heutige Zeit hinein auch die Verehrung von „Eisheiligen“, die man um gutes Wetter bittet. Über „gutes Wetter“ freuten sich jetzt einige Pfälzer Winzer. Die Lese des Jahrgangs 2012 ist inzwischen vielerorts vollendet. In der Nacht auf den 2. Advent konnten mehrere Pfälzer Weingüter bei Temperaturen von bis zu  – 12° Celsius Eiswein ernten.

Die Eisweinernte fand dieses Jahr bereits zum zweiten Mal statt, da der Eiswein des Jahrgangs 2011 erst im Januar gelesen wurde.

Nicht alle waren dabei

Für einige wenige Weingüter war es in der Nacht zum 9.12. leider nicht kalt genug um Eiswein zu ernten. Im Vergleich zur letzten Lese im Januar, bei der aufgrund der sehr geringen Erntemenge 2011 nur wenige Weingüter Eiswein gelesen haben, sind es dieses Mal deutlich mehr Weingüter, welche die edelsüße Spezialität produzieren.

Voraussetzungen für die Lese

Die Lese für den Eiswein beginnt meist in den kältesten Nachtstunden, die Trauben müssen bei Minus sieben Grad gelesen werden und kommen in gefrorenem Zustand auf die Kelter. Dadurch gehen nur die hochwertigen Inhaltsstoffe in den Wein über, nicht aber das gefrorene Wasser. Schließlich muss ein Eiswein mehr als 120 Grad Oechsle aufweisen, damit er die weingesetzliche Hürde überschreitet. Mit jedem Minus-Grad darunter nimmt die Konzentrierung zu und die Qualität steigt. Um zu verstehen, wieso nicht alle Rebsorten zur Eisweinbereitung geeignet sind, muss man wissen, dass die Rebanlage für die Eisweinproduktion vorbereitet sein muss. Nur gepflegte und selektierte Trauben sind zur Eisweinbereitung geeignet.

Woraus resultiert die Spezialität der Eisweine?

Typische Eisweine leben von der markanten Säure, hoher, reifer Süße und dem spezifischen Aroma. Als Rebsorten eignen sich demnach nur solche Sorten, die, wie Riesling oder Spätburgunder, spät reifen. Es ist außerdem ein hoher Aufwand seitens des Winzers nötig, um all die Vorbedingungen einzuhalten.

Aufwand des Winzers

Bei der  (Hand)-Lese sollten die Trauben möglichst mehrfach gefroren sein, damit sich typische Aromen entwickeln können.

Bevor die Sonne aufgeht, bringt man die gefrorenen Trauben auf eine geeignete Kelter. Gerade die alten, sonst ungenutzten Keltern, erfahren hier eine Renaissance. Natürlich ist die Most-Ausbeute niedrig (ein weiterer Kostenfaktor). Der erste Ablauf bringt zunächst die höchsten Mostgewichte, danach wird das Konzentrat immer „wässriger“ und schließlich unbrauchbar.

Anschließend steht dem Most noch ein langwieriger Gärprozess „ins Haus“, der manchmal an den Nerven des Kellermeisters zehrt. So erklären sich unter anderem die hohen Preise.

Intensives Geschmackserlebnis

Eisweine bieten ein intensives Geschmackserlebnis, das kein anderer Wein erreicht. Sie erzielen bei Weinwettbewerben regelmäßig höchste Bewertungen und bei Weinauktionen mitunter Rekordpreise. Weinkenner im In- und Ausland schätzen sie als unverzichtbare Begleiter eines exquisiten Desserts, andere legen die Jahrzehnte haltbaren Weine für Jubiläen zurück. So sorgen beispielsweise besondere Daten wie der Millenniumswechsel für einen Anstieg der Eiswein-Produktion. Doch auch in Jahren mit großer Eisweinernte liegt der Eiswein-Anteil in der Pfalz im Vergleich zur Gesamtmenge weit unter einem Prozent.

Eiswein- eine Rarität

Im Endeffekt ist und bleibt der Eiswein eine Rarität und ist darüber hinaus als besonderer Dessertwein einzustufen.

Zu erwähnen wäre noch, dass der Prädikatsbegriff  „Eiswein“ in Deutschland geschützt ist. Konkurrenz findet der deutsche Eiswein nur in einigen ähnlichen Produkten aus Kanada.

Wer einmal einen typischen Eiswein verkostet hat, spürt die gewaltige Säure, die von einer zarten Süße kompensiert wird, gestützt durch ein exotisches Aroma. Die Frage nach der Lagerfähigkeit stellt sich überhaupt nicht, so dass auch Weinsammler zugreifen sollten. (dr.jakob:der weinexperte-rät/pw)

 

Sie haben für Eiswein gesorgt:

Das Weingut Frey in Essingen – „der Spezialist für edelsüße Weine“ – hat am Samstagabend bereits um 21 Uhr tiefgefrorene Trauben für eine Eisweincuvée aus Riesling und Chardonnay mit ca. 140° Oe gelesen. Die relativ geringen Oechslewerte seien auf den hohen Schneeanteil auf den Trauben zurückzuführen, so Jürgen Frey.

Das Wein- und Gästehaus Zöller in Kirrweiler hat in der Nacht auf vergangenen Sonntag die Rebsorten Scheurebe und Riesling mit ca. 150° Oe gelesen.

Das Weingut Lorentz in Landau-Nußdorf hat Merlot mit ca. 148° Oe geerntet.

Gefrorene Rieslingtrauben konnten das Weingut Kühborth und Sinn in Neustadt-Duttweiler mit ca. 130° Oe,  das Weingut und Gästehaus Roth in Kirrweiler mit ca. 165° Oe, der Ruppertsberger Winzerverein Hoheburg eG mit ca. 214° Oe und das Weingut von Winning in Deidesheim mit ca. 142° Oe ernten.

Das Weingut Herrengut St. Martin – die Familie Schneider – in St. Martin konnte 400 l Eiswein der Rebsorte Riesling mit ca. 138° Oe in der Weinlage St. Martiner Schloß Ludwigshöhe ernten.

In Venningen erntete das Weingut Paulushof Chardonnay mit ca. 178° Oe und eine Cuvée aus Weißburgunder und Silvaner mit ca. 174° Oe sowie das Weingut Marienhof Riesling mit ca. 150° Oe und Cabernet Mitos mit ca. 140° Oe.

Das Weingut Werner Krück in Großkarlbach hat Silvaner mit ca. 164° Oe gelesen.

Das Weingut Langenwalter-Gauglitz in Freinsheim hat Scheurebe mit ca. 150° Oe gelesen.

Das Weingut Heinz Pfaffmann in Walsheim hat die Rebsorten Spätburgunder, Chardonnay und Riesling geerntet.

Die Vier Jahreszeiten Winzer eG in Bad Dürkheim hat Gewürztraminer mit ca. 145 ° Oe geerntet.

Spätburgunder hat das Weingut Schäfer in Neustadt-Lachen mit ca. 135° Oe und das Weingut Jochen Kuhmann in Weisenheim am Berg mit ca. 134° Oe gelesen.

Die Winzergenossenschaft Edenkoben hat insgesamt 15 Tonnen gefrorene Trauben der Rebsorten Cabernet Mitos, Silvaner und Weißburgunder geerntet. Hier half auch die Pfälzische Weinkönigen Andrea Römmich tatkräftig bei der nächtlichen Lese.

Spätburgunder-Trauben bereit zum „Frösteln“. Foto: Ahme

 

 

 

 

 

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