150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Göcklingen: Übung annodazumal mit Gastfeuerwehren

5. August 2013 | Kategorie: Allgemein, Kreis Südliche Weinstraße

Die Wehr hat sich nach getaner Arbeit zum Gruppenbild versammelt.
Fotos: Hammer

Göcklingen. Als Abschluss der Feierlichkeiten zu ihrem 150jährigen Jubiläum hielt die Freiwillige Feuerwehr Göcklingen mit einigen „Gastfeuerwehren“ am 4. August 2013 rund ums Göcklinger Rathaus eine Übung mit „historischem Gerät“ ab. Der Pfalz-Express zeigt einige Impressionen.

Auf der Homepage des Ortes ist zu lesen, wie sich die Wehr in diesen 150 Jahren zu einer leistungsstarken Einrichtung entwickelt hat:

„Mit einem „Ortspolizeibeschluss“ der Gemeinde Göcklingen vom 08. Januar 1863 wurde der Vorläufer der Freiwilligen Feuerwehr Göcklingen aus der Taufe gehoben.

Bereits zu dieser Zeit erließ der Bürgermeister eine Feuerlöschordnung für die Gemeinde mit genauen Anweisungen über das Verhalten bei Bränden.

Alle männlichen Personen vom 20. bis zum 50. Lebensjahr waren in Mannschaften eingeteilt und genau definierten Aufgabenbereichen zugeordnet.

Im Gründungsjahr 1863 bestand die Feuerwehr aus 69 Mann. Da in der Mannschaftsaufstellung bereits „Aufseher bei der Spritze“ bestellt waren, darf davon ausgegangen werden, dass bereits vor dem Jahr 1863 der Brandschutz organisiert war und folglich die „Wurzeln“ des Feuerlöschwesens in Göcklingen noch älter sind.

Vermutlich dürfte die Wehr ihre erste große Belastungsprobe in der Nacht vom 13. auf den 14. Juni 1869 zu bestehen gehabt haben: der „Nürnberger Anzeiger“ (die Pfalz gehörte damals zu Bayern) berichtete in seiner Ausgabe, dass in Göcklingen (bei Landau) ein dramatisches Feuer zu bekämpfen war:  „In Folge des Blitzschlages in verflossener Nacht ist der hohe Thurm der katholischen Kirche dahier ein Raub der Flammen geworden. Um 12  Uhr wurde das Feuer an der Thurmspitze bemerkt; dasselbe griff nach unten in der Weiße rasch um sich, daß es der von allen Seiten herbeigeeilten Hilfe kaum noch möglich war, das Langhaus der Kirche zu retten.

Gegen halb 4 Uhr stürzten die letzten brennenden Trümmer in sich zusammen und zerstörten auch Uhr und Glocken.“ vermeldet der zeitgenössische Bericht.

Noch heute erinnern sich die älteren Göcklinger Männer an den früher geläufigen Ausruf „(Wald)Hambach vor“ ! Der mündlichen Überlieferung nach war bei dem verheerenden Brand des Kirchturmes in nachbarschaftlicher Hilfe auch die Feuerwehr Waldhambach im Einsatz. Die Waldhambacher hatten angeblich (… so genau weiß das leider niemand mehr) eine für die damalige Zeit sehr effektive Spritze in ihrem Besitz und sollten deshalb die Brandbekämpfung „in vorderster Front“ übernehmen …. „Hambach vor …!“.

Eine Redewendung, die sich über Generationen hinweg in Göcklingen gehalten hat.
Wahrscheinlich auch unter dem Eindruck dieser Katastrophe wurde bereits 1875 eine „neue“ Feuerlösch-Ordnung erlassen. Bemerkenswert ist hier, dass eine neue „Mannschaftsgliederung“ eingeführt wurde und die Mannschaftsstärke auf stolze 153 Mann angewachsen ist.

1884 wurde der Wehr Göcklingen durch die „Brandversicherungsanstalt des Landes Bayern“ eine Handdruckspritze übergeben und die Schlagkraft dadurch deutlich erhöht.

Der Bau der Wasserleitung im Jahre 1929 brachte nicht nur für die Dorfbevölkerung sondern auch für die Feuerwehr grundlegende Veränderungen mit sich. Jetzt konnte eine Wasserversorgung „komfortabel“ mittels „Hydrantenstock“ hergestellt werden und natürlich brachte auch der vorhandene Leitungsdruck am Strahlrohr ganz neue Möglichkeiten und Vorteile bei der Brandbekämpfung mit sich.

Der 2. Weltkrieg veränderte auch die Feuerwehr Göcklingen: die meisten Männer wurden zum Militärdienst eingezogen und die Frauen mussten auch hier „ihren Mann“ stehen: am 19.12.1939 wurde eine „Frauen-Mannschaft“ unter der Führung von Elfriede Petermann, später verheiratete Mattern, aufgestellt und die Männer der Jahrgänge 1886-1894 zum Dienst in der Wehr verpflichtet ! Den Wirren des Krieges folgten ständige Personal- und Führungsveränderungen, 1941 wurden bereits 14-jährige Jungen zur Feuerwehr herangezogen.

Mit einer 1942 bezogenen „Balcke“-Motorspritze (… die sich noch heute im Besitz der Feuerwehr Göcklingen befindet) wurde dem technischen Fortschritt Rechnung getragen. Kriegsbedingt kam es zu Einsätzen auch weit außerhalb der Gemeinde, u. a. im August 1943 in Ludwigshafen.

Nach dem Krieg begann 1946 unter dem Kommandanten Karl Büchler ein Neuanfang. Die Mannschafts-Sollstärke wurde auf Anweisung der Militärregierung auf 19 Mann festgelegt.

Mitte der 1950iger Jahre wurde die Göcklinger Feuerwehr erneut mit ihrer „Balcke“-Motorspritze zur überörtlichen Hilfe herangezogen. Beim Hochwassereinsatz am Rhein in Speyer versah die Motorspritze über 16 Stunden im Dauerbetrieb ihren Dienst.

1958 übernahm Friedrich Reis die Wehrführung und hatte sie bis 1976 inne. In seine Dienstzeit fiel die Beschaffung einer Tragkraftspritze (1958), die Anschaffung eines Tragkraftspritzenanhängers (1960) und eines Tragkraftspritzenfahrzeuges (1963) sowie der Bau des Feuerwehrgerätehauses in der Friedhofstraße.

Hinzu kam 1964 die Übernahme eines Fahrzeuges des Katastrophenschutzes des Landkreises .
Mit dem Übergang der Aufgaben des „Brandschutzes und der Technischen Hilfe“ von den Ortsgemeinden auf die neu gegründeten Verbandsgemeinden, wurde die Freiwillige Feuerwehr Göcklingen ein Teil der Wehren der Verbandsgemeinde Landau-Land und dem Verbandsbürgermeister unterstellt. Als Wehrleiter der Verbandsgemeinde Landau-Land wurde 1975 der damalige Wehrführer von Göcklingen, Friedrich Reis, bestellt.
In Folge übernahmen als Wehrführer Karl Lauth und Wilhelm Schäfer Verantwortung für die Wehr und den örtlichen Brandschutz.

Technischer Fortschritt und immer neue Herausforderungen an die Feuerwehren sind das „tägliche Brot“ der Feuerwehrangehörigen. Im Jahr 2013 präsentieren sich die Wehren der Verbandsgemeinde Landau-Land als eine Einheit – Einsätze und Ausbildung werden gemeinsam gemeistert.
Um die Freiwillige Feuerwehr Göcklingen unter ihrem Wehrführer Peter Keller ist es gut bestellt: 24 Mann verrichten ihren Dienst für die Allgemeinheit und sind von dem gleichen Leitgedanken wie die Gründer im Jahr 1863 beseelt: „Gott zur Ehr – dem nächsten zur Wehr“ ! (www.goecklingen.de)

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