125 Jahre TV 1890 Rheinzabern e.V. : Chronik erscheint in Kürze

28. März 2015 | Kategorie: Bücher, Kreis Germersheim, Sport Regional

„Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn.

Rheinzabern –  Dieser Tage veröffentlicht der TV 1890 e.V. seine neue Vereinschronik anlässlich des 125-jährigen Gründungsjubiläums am 2.Mai 1890.

Der Turnverein Rheinzabern ist nicht nur der älteste Sport treibende Rheinzaberner Verein, er zählt auch die meisten Mitglieder. So wird das stolze Vereinsjubiläum zum Ereignis für das ganze Dorf, denn die Chronik spiegelt sportliches, kulturelles und kommunales Gemeindeleben wider.

Turner werden gemeinhin Jahn-Jünger genannt – weil Friedrich Ludwig Jahn ganz wesentliche Verdienste um das Turnen hat. Doch liegen Welten zwischen den Anfängen des Turnens zurzeit von Turnvater Jahn (1778-1852) und dem heutigen TV mit seinen über 2000 Mitgliedern und den 5 Abteilungen Turnen, Leichtathletik, Volleyball, Tennis und Basketball.

Mit Jahn fing es nicht an

Wichtigen Einfluss auf Jahn hatte der Pädagoge und Philantrop Johann Christoph GutsMuths (1759-1839). Philanthropische Pädagogik beinhaltete unter anderem religiöse Toleranz, Lehre zum selbständigen Denken, Verbot der Körperstrafe, moderne Sprachen, Handarbeitsunterricht, aber auch patriotische Erziehung (Unterricht in Sprache, Literatur, Geschichte und Geographie), das Prinzip der Gleichheit (Kleidung, Essen, unabhängig vom Stand) und obligatorische körperliche Tätigkeiten im Sportunterricht und in reinen Spielstunden.

GutsMuths „Gymnastik“ umfasste Leibesübungen und Spiele, aber auch Wandern, Gartenarbeit und Handwerkern. Sie strebte nach einer wachsenden Vollkommenheit der Zöglinge und einer damit verbundenen kontrollierten Steigerung der Leistungen der Schüler. Diese sollten sich u.a. im Wettlaufen, Voltigieren, Springen über einen Graben, Springen über eine erhöhbare Gerte, forcierte Märsche, Werfen nach dem Ziele, Gehen auf dem scharfen Ende eines Brettes, Schlittschuhlaufen oder Schlittenfahren üben. Gymnastikübungen ganzjährig.

„Gymnastik“ gegen Verfall der Gesellschaft

Johann Christoph GutsMuths

Im Jahre 1793 erschien GutsMuths wegweisendes Buch: Gymnastik für die Jugend. Es beruht auf dem Grundgedanken, den physischen Verfall der sich modernisierenden Gesellschaft aufzuhalten. Ein geradezu revolutionärer Ansatz, der auch mehr als 200 Jahren danach seine Bedeutung noch nicht verloren hat.

In der zweiten Auflage von Gymnastik für die Jugend im Jahre 1804 erwies sich GutsMuths als Nationalerzieher gegen den Geist der Französischen Revolution und gegen napoleonische Fremdherrschaft. So wurden diverse Übungen wie z.B. die soldatische Gewehrgriffe und Marschübungen aufgenommen. Johann Ch. GuthsMuths versicherte gar der preußischen Regierung, dass seine Gymnastik dazu beitragen könnte, den „Körper zum Dienst des Staates“ zu verwenden. Somit wurde seine rein erzieherische Gymnastik in väterländisch-soldatisches Turnen überführt.

Nach der schmählichen Niederlage Preußens bei Jena und Auerstedt  im Jahre 1806 bedurfte es einer Erneuerung des preußischen Staatswesens. Im Jahre 1807 studierte Friedrich Ludwig Jahn GutsMuths‘ Gymnastikideen und Turnplatz. Im Jahre 1811 eröffnete F. L. Jahn den ersten Turnplatz auf der Berliner Hasenheide. Dass die Ideen von Jahn und GutsMuths mit ausschlaggebend waren, Napoleon nicht nur in der Völkerschlacht bei Leipzig, sondern auch in der Schlacht bei Waterloo 1815 – just vor 200 Jahren – zu besiegen, ist erwiesen.

Auch in den Jahren nach dem Wiener Kongreß trug der Turnergeist die Fahne von Freiheit und Einheit für die Deutschen in sich. Ein Ziel, das erst im Krieg gegen Frankreich 1870/71 erreicht wurde.
Erhielt Friedrich Ludwig Jahn den Beinamen Turnvater, so nannte man Johann Christoph GutsMuths bald nach seinem Tode Groß- und Erzvater der deutschen Turnkunst.   (Gerhard Beil)

Gerätschaften aus der Gründerzeit des Turnens

Wer mehr über den TV 1890 wissen will, dem sei die neue Chronik des Vereins empfohlen, die dieser Tage erscheinen wird. Das Buch ist für 8 Euro erhältlich bei:
Geschäftsstelle des TV 1890 Rheinzabern
An der Freizeitanlage 6
76764 Rheinzabern
Postfach 1102
Tel.: 07272-74629 e-mail: geschaeftsstelle@tv-rheinzabern.de
sowie im
Rathaus der Gemeinde Rheinzabern, Mo. – Frei. von 8 – 12 Uhr

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