Donnerstag, 18. April 2024

Zöliakie: Was tun, wenn der Bauch drückt?

16. April 2021 | Kategorie: Gesundheit, Ratgeber

Zöliakie-Kranke müssen sich glutenfrei ernähren.
Foto: Pfalz-Express

Viele Menschen kämpfen sich mit Bauchschmerzen, Übelkeit, Blähungen, Erbrechen und Durchfällen durchs Leben, ohne die Ursache zu kennen.

Apothekenpflichtige Medikamente gegen diese Magen-Darm-Symptome sind in der Fernseh-Werbung allgegenwärtig. Täglich berichten im TV Schauspieler stellvertretend für Erkrankte über diese Leidensgeschichte und präsentieren Medikamente, die Abhilfe verschaffen sollen, jedoch keine Klarheit über eine Diagnose voraussetzen.

Was tun, wenn der Bauch Probleme bereitet? Einfach eine frei verkäufliche Medizin schlucken oder den Symptomen auf den Grund gehen und das Gespräch mit dem Hausarzt, einem Internisten oder Gastroenterologen suchen?

Dr. Claudia Wiedemann, die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e.V. rät zu einem Arztbesuch an dessen Ende eine medizinische Diagnose stehen könnte, die Zöliakie lautet. Doch was ist Zöliakie? Zöliakie gilt als das Chamäleon unter den Krankheiten, da Betroffene über unterschiedliche Symptome klagen. Neben den bereits genannten Magen- und Darm-Problemen zählen Wachstumsstörungen, mangelnde Konzentration, Appetitlosigkeit, Mangelerscheinungen, Antriebslosigkeit, Migräne und Missmut mit zu den häufigsten Symptomen.

Mögen die Symptome der Zöliakie-Patienten oft unterschiedlich sein, ist der gesundheitliche Zustand des Dünndarms aller nicht diagnostizierten Zöliakie-Erkrankten vergleichbar. Dort befinden sich die sogenannten Darmzotten und diese sind für die Aufnahme von Nährstoffen zuständig, die durch die Nahrung dem Körper zugeführt werden.

Wer an Zöliakie leidet, dessen Darmzotten im Dünndarm flachen sich ab und können nur noch wenig Nährstoffe aufnehmen. Der Grund hierfür liegt im Gluten, einem Eiweiß, das über die Nahrung aufgenommen wird und sich in herkömmlichen Getreidesorten wie z.B. Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und handelsüblichen Hafer findet.

Normale Backwaren sind damit für Zöliakie-Erkrankte tabu, doch Gluten findet sich auch in sehr vielen Lebensmitteln, in denen man das aus Getreide stammende Gluten-Eiweiß nicht erwarten würde, wie Marinaden, Eiscremes, Chips, Cornflakes und Gewürzmischungen, Kartoffel-Erzeugnissen wie Pommes Frites, Knödeln, in Gemüse- und Fruchtsäften, Trockenobst, Joghurt, Milch mit zugesetzten Aromen, Pudding, Analogkäse/Käseimitaten, Soßen, Kräutern, Knoblauch- und Gewürzbutter, Sojaprodukten, Süßstoffen, Brotaufstrichen, Schokoladen und Süßwaren. Ein Medikament gegen Zöliakie gibt es nicht, nur eine lebenslange Ernährung ohne Gluten vermag kranke Menschen in Gesunde zu verwandeln.

Wer nun glaubt, eine in der Gesellschaft weitgehend unbekannte Krankheit sei eine seltene Krankheit, der irrt. Jeder hundertste Mensch erkrankt an Zöliakie und dies zeigt, jeder sollte länger anhaltende Bauchbeschwerden ernst nehmen und Arzt oder Ärztin aufsuchen.

Für alle an Zöliakie Erkrankten ändert sich unmittelbar nach einer positiven ärztlichen Diagnose ihr Leben, müssen sie sich doch ab diesem Moment für immer ausschließlich glutenfrei ernähren.

Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e.V. ist ein Selbsthilfeverein für Menschen, die an Zöliakie leiden. Der Verein wurde 1974 gegründet und steht bis heute Zöliakie-Patienten mit Rat und Tat zur Seite. Vereinsmitgliedern wird ein breites Hilfs- und Informationspaket geboten, wie eine ständig aktualisierte Aufstellung glutenfreier Lebensmittel, eine vier Mal im Jahr erscheinende Vereinszeitschrift, eine glutenfreie Rezeptsammlung, eine Telefonhotline bei Fragen aller Art, eine telefonische ärztliche Beratung, eine telefonische Ernährungsberatung, Informationsbroschüren zu allen Aspekten der Zöliakie, Seminare zu Ernährung, zu Zöliakie, über Backkurse und für Neudiagnostizierte.

Vereinsmitglieder können sich Gesprächsgruppen anschließen, die über ganz Deutschland verteilt sind und von besonders geschulten Vereinsmitgliedern der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft geleitet werden. Die Webseite des Vereins bietet sowohl Grundinformationen für Neudiagnostizierte und Nichtmitglieder, als auch vertiefende Informationen im Mitgliederbereich. Eine App informiert Mitglieder über glutenfreie Lebensmittel, Online-Seminare, Facebook und Instagram runden das digitale Angebot der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft ab.

„Eine Mitgliedschaft lohnt sich, sie hilft Neudiagnostizierten sich schnell und gut in ihr neues Leben als Zöliakie-Betroffene einzufinden.“ empfiehlt Dr. Wiedemann.

Weitere Informationen auf: www.dzg-online.de.

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