Freitag, 19. April 2024

Ziegenmelker, Zander und Pfälzer Vesper: Flurbegehung der Ortsgemeinde Rheinzabern

20. April 2013 | Kategorie: Kreis Germersheim

Landwirt Elmar Eichenlaub (mit Hut) spricht über die Wettereinflüsse in diesem Frühjahr. Fotos: Beil

Rheinzabern. Über 25 Personen waren wieder der Einladung des Ortsbürgermeisters zum Flurbegang gefolgt, darunter Rats- und Ausschussmitglieder, der Jagdpächter, der Revierförster und einige interessierte Bürger. Unterwegs gaben einige Experten nähere Informationen zu Vorgängen in der Natur.

In der Nähe der Annakapelle war der erste Halt. Landwirt Elmar Eichenlaub sprach über die Auswirkungen der diesjährigen Frühjahrswitterung, die wohl eine Verzögerung im Wachstum von drei Wochen erwarten ließe. Das Wintergetreide dürfte dies bald wieder ausgleichen. Anders ist es beim Spargelanbau. Bedeutet der Anbau unter Folien an sich einen Erzeugerpreisvorteil durch Ernteverfrühung, so konnten heuer selbst mehrlagigen Folien die Tücken der Natur nur unwesentlich beeinflussen. Der Spargel sei so teuer, dass er kaum nachgefragt würde, so Eichenlaub. Diese Verluste ließen sich nicht mehr ausgleichen.

Angesprochen wurde auch die „Schönheitsdiktatur“ des Gemüsehandels, denn mittlerweile könnten fast nur noch Karotten der Handelsklasse I und Extra vermarktet werden, die fast aussähen, als seien sie auf der Drehbank geformt worden. „Krumme“ Karotten müssten aus dem Markt genommen werden. Dies heißt jedoch oft: Unterpflügen. Manches geht indessen auch an die Tafel.

Über die Stockäcker führte der Weg zum Hochuferrand mit Blick auf die feuchte Niederung und schließlich zur Gewanne Viehweide. Die Niederung ist für den Wohnort Rheinzabern ein wichtiges Naherholungsgebiet mit hohem Ökopotenzial. Am ehemaligen Eisweiher schilderte Revierförster Gerhard Fritzsche die Schwierigkeiten einer Holznutzung im amphibischen Gelände der Gewanne Bruch. Allenfalls in extremen Wintern ließe sich Holz einschlagen.

Des einen Leid ist des andern Freud: In der Viehweide nördlich des großen Kuhnsees schwärmte Jagdpächter Stefan Schmitz von einer äußerst reichen Vogelwelt. Von Ziegenmelker, Blesshuhn und grünfüßigem Teichhuhn war die Rede, vom Weißstorch sowieso. Als hätte sie es gehört, ließ zu ungewöhnlicher Zeit (es war gerade 15 Uhr) eine Nachtigall ihren „Schlag“ ertönen, und in die Idylle hinein hörte so mancher Teilnehmer erstmals in diesem Jahr den Ruf des Kuckucks, der eine gewisse Orakelhaftigkeit bedeutet: Wer beim ersten Kuckucksschrei des Jahres Geld im Portemonnaie hat, wird das ganze Jahr über Geld haben.

 

Stefan Schmitz berichtete von Jagdsaison und Schonzeiten, von Wildwechseln und Beunruhigung des Rehwilds rund um die Uhr, vor allem auch durch Jogger, Reiter und Verkehr. Aus Sicherheitsgründen ist dann oftmals die Jagd unmöglich, was zu Wildschäden führen kann.

 

Die starke Zunahme von Maisanbauflächen für die Bioenergiegewinnung bedeutet ein großes Hindernis für die Bejagung, insbesondere auch der stark zunehmenden Zahl der Wildschweine. Kanadagänse und Kormorane bedürften ebenfalls einer jagdlichen Kontrolle.

Bernd Johann, Vorsitzender des Angelsportvereins Rheinzabern, der die Fischerei in Gemeindegewässern betreibt, stellte die Arbeit des ASV vor und verdeutlichte dabei, warum die Angler als Naturschutzverband anerkannt sind. Angler sind sehr häufig in der Natur und registrieren so manchen Umweltfrevel.

 

Im See finden sich alle Weißfischarten außer der Forelle. Zur Kontrolle des natürlichen Gleichgewichts dienen Zander, Hecht und Barsch. Auch der Wels dürfte vorhanden sein. Angesichts eines Fischbesatzes von jährlich über 40 Zentnern und reicher Gänsefauna würde sich mancher Badegast über die natürlichen Fäkalien in den Gewässern wundern, meint Bernd Johann beiläufig.

 

Johan ging auch auf das Miteinander von Anglern und Landwirten ein. Insbesondere bei der Nutzung von Baggerseewasser für die Feldberegnung gelte es Rücksicht zu nehmen, damit durch lecke Pumpen kein Öl in den See eingetragen wird. Die Wasserentnahme sollte schonend vorgenommen werden, damit von den Pumpen keine Fische eingesaugt werden.

Über die Gewanne Weißdorn und das „Schulsträßel“ führt dann der Weg zur Baustelle der IGS/RS+ Rheinzabern, wo – unsichtbar für die Bewohner – der Neubau der Sekundarstufe I aus dem Boden wächst. Ortsbürgermeister und Kreistagsmitglied Gerhard Beil erklärte kurz den Baufortschritt und die Schullandschaft im Kreis GER. Insbesondere betonte er dabei die Chance dieser Schule für Rheinzabern, lobte aber auch deren Bemühungen, möglichst viele Kinder aus dem Umfeld zu gewinnen. Die aktuellen Anmeldezahlen seien diesbezüglich vielversprechend.

 

Abschließend traf man sich im Schützenhaus zu einem zünftigen Pfälzer Vesper. (G. Beil/red)

Bernd Johan (3.v.r.) erklärt die Tätigkeiten des ASV.

 

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