Dienstag 24.Juni 2025

Waschbär im Kreis Germersheim auf dem Vormarsch – Pelziger Allesfresser bereitet Probleme

13. Mai 2025 | Kategorie: Kreis Germersheim, Regional

Bild: Pfalz-Express

Kreis Germersheim – Er sieht aus wie ein knuddeliger Dieb auf leisen Pfoten – doch der Waschbär ist alles andere als ein harmloser Zoobesucherliebling.

Der pelzige Allesfresser breitet sich immer weiter aus – auch im Landkreis Germersheim. Kreisjagdmeister Jochen Geeck brachte das Thema nun im Umweltausschuss zur Sprache. Sein Fazit: „Wir müssen lernen, mit dem Waschbären zu leben.“

Denn der niedliche Nesträuber hat es faustdick hinter den Ohren. Ob Hauswand, Dachrinne oder Gartenteich – der Waschbär kommt überall hin und hinterlässt dabei nicht nur Chaos, sondern auch einen heftigen Gestank. Seine Hinterlassenschaften können Krankheiten übertragen, und auch für heimische Tiere wird er zunehmend zur Gefahr: Amphibien, Reptilien, Vögel – sie alle stehen auf seinem Speiseplan.

Besonders ärgerlich: Der Waschbär macht auch vor Artenschutzprojekten nicht halt. „Wir versuchen einerseits mit einem Interreg-Projekt die heimische Art der Sumpfschildkröten wieder bei uns anzusiedeln und müssen dann erleben, dass der Waschbär kommt und diese Tiere frisst oder verletzt“,  berichtete der Beigeordnete Christian Völker, der die Sitzung in Germersheim leitete. „Ich denke, es ist richtig, den Waschbären zu bejagen – wozu wir übrigens auch verpflichtet sind, wie Jochen Geeck erläutert hat.“

Fallen statt Flinte

Die rechtliche Grundlage liefern Bundes- und Landesjagdgesetz. Effektiver als der Abschuss ist laut Geeck die Fallenjagd – und genau das wird im Landkreis auch schon praktiziert.  Aber gerade einmal knapp 100 Tiere wurden zuletzt in den 70 Jagdrevieren im Kreis erlegt. Immerhin: Vor zwei Jahren war es nicht mal die Hälfte – die Tendenz ist also klar steigend.

Zum Vergleich: In Rheinland-Pfalz wurden 2023 und 2024 rund 3.300 Waschbären geschossen. In Hessen waren es im gleichen Zeitraum satte 36.900.

Tipps für Zuhause – und Hilfe bei Sichtungen

Auch Hausbesitzer können und sollten sich schützen, sagt Geeck. Seine Tipps: „Kein Katzenfutter draußen stehen lassen, Kompost abdecken, Fallrohre mit Manschetten sichern und Äste stutzen, die als Brücken aufs Dach dienen könnten.“ Klingt ein bisschen nach Festungsbau, ist aber nötig – denn die Tiere sind clever, hartnäckig und lernfähig.

Und was tun, wenn plötzlich einer der pelzigen Kletterkünstler auf dem eigenen Grundstück auftaucht? Christian Völker rät: „Wer auf dem heimischen Grundstück einen Waschbären entdeckt, kann sich gerne mit der Kreisverwaltung in Verbindung setzen. Wir beraten oder informieren bei Bedarf auch die Jägerschaft, die dabei helfen kann, das Tier einzufangen.“

Völker und Geeck bleiben realistisch: „Wir werden es nicht schaffen, den Waschbären flächendeckend zurückzuweisen“, sagt Geeck. Die Bejagung helfe, seine Ausbreitung zumindest einzudämmen. „Mittelfristig wird es wohl so weit kommen, dass wir zum Schutz sogar unsere Biotonnen abschließen müssen.“

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