Tafel-Chef verwahrt sich gegen Merkel-Kritik

1. März 2018 | Kategorie: Nachrichten, Politik

Symbolbild: Pfalz-Express

Berlin  – Der Vorsitzende der Tafeln in Deutschland, Jochen Brühl, hat sich strikt gegen die Kritik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verwahrt und sie aufgefordert, sich vor die Tafeln, ihre Arbeit und die ehrenamtlichen Helfer zu stellen.

„Wir lassen uns nicht von der Kanzlerin rügen, denn die aktuelle Entwicklung ist eine Konsequenz ihrer Politik“, sagte der Tafel-Chef der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Brühl monierte, dass Kritiker sich kein Bild von der Arbeit und den Umständen vor Ort gemacht hätten, nachdem die Essener Tafel entschieden hatte, vorerst nur noch Deutsche neu in die Liste bedürftiger Menschen aufzunehmen.

Er forderte von der Politik: „Kümmert euch um die, die abgehängt sind. Geht nicht als Parteien an den Rand, sondern holt die Leute wieder in die Mitte. Hört auf zu skandalisieren.“

Politiker müssten sich fragen, welchen Anteil sie an den wachsenden Problemen hätten, sagte Brühl und kritisierte, es gebe einen „unfassbaren Niedriglohnsektor“, eine unzureichende Grundsicherung und unausgegorene Zuwanderungspolitik. Er forderte: „Die politischen Rahmenbedingungen müssen verbessert werden. Das ist nicht die Aufgabe der Tafel. Das ist Aufgabe des Staates.“

Gleichzeitig sieht Brühl die Arbeit der Tafeln in Gefahr. Er warnte davor, die aktuelle Diskussion über die Einrichtung in Essen auf dem Rücken der Ehrenamtlichen auszutragen.

Er wandte sich zugleich gegen Überlegungen, das Rentenalter weiter anzuheben. „Hat sich jemand mal Gedanken gemacht, was das für das Ehrenamt bedeutet? Wenn Menschen nicht mehr mit 65 ehrenamtlich tätig sein können, sondern bis 70 arbeiten?“, fragte Brühl. Er appellierte stattdessen an die Politik: „Kümmert euch um die, die sich ehrenamtlich engagieren.“

Er verlangte zudem mehr Engagement der Bürger. Jeder Einzelne sei gefordert, sich für etwas einzusetzen und nicht immer gegen etwas zu sein. „Aus dem betroffenen Bürger sollte ein handelnder, beteiligter Bürger werden. Nur so kann sich etwas ändern.“ (dts Nachrichtenagentur)

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