Südpfalz will weg von Inzidenz als ausschließlichen Maßstab für Einschränkungen

Brechtel, Seefeldt und Hirsch appellieren an Ministerpräsidentin, Situation zu überprüfen

20. August 2021 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Regional

Viele Bürger sind geimpft und haben – sollten sie sich dennoch infizieren (was möglich ist), einen symptomlosen oder milden Verlauf. Das Gesundheitssystem wird dadurch nicht oder nur wenig mehr belastet – der Hauptgrund in der Vergangenheit für einschränkende Maßnahmen.
Symbolbild: Rolf H. Epple/Pfalz-Express

Südpfalz – Noch immer gelten in der neuen Corona-Bekämpfungsverordnung des Landes die Inzidenzzahlen maßgeblich für einschränkende Maßnahmen für die Bevölkerung.

Die Landesregierung hatte am Donnerstag die 25. Corona-Bekämpfungsverordnung beschlossen, die ab dem 23. August 2021 gilt. Eine Änderung der Betrachtungsweise der Corona-Zahlen war jedoch nicht erwähnt worden.

Den Landräten Dr. Fritz Brechtel (GER) und Dietmar Seefeldt (SÜW) und Landaus Oberbürgermeister Thomas Hirsch gefällt das nicht. Die drei Verwaltungschefs haben sich in einem Schreiben an Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) gewandt und darum gebeten, dass nicht die reinen Inzidenzzahlen, sondern insbesondere die Zahl der mit COVID-Patienten belegten Intensivplätze im Krankenhaus als Maßstab zur Erteilung von einschränkenden Maßnahmen für die Bevölkerung herangezogen werden sollte.

„Immer mehr Menschen stecken sich auch in der Südpfalz mit dem Coronavirus an. Gleichzeitig sind jedoch sehr viele Menschen geimpft und geschützt, weshalb erfreulicherweise festzustellen ist, dass nur relativ wenige COVID-Fälle im Krankenhaus behandelt werden müssen“, begründen Brechtel, Seefeldt und Hirsch ihre Forderung.

Außerdem rückten sie in ihrem Schreiben die Situation der Gesundheitsämter in den Fokus. Die steigenden Corona-Zahlen stellen die Gesundheitsämter nach anderthalb Jahren Pandemie vor extrem schwierige Aufgaben. Denn es wird immer noch eine vollständige Kontaktpersonennachverfolgung verlangt, obwohl die Bevölkerung sich überall „durchmischen“ darf. Dadurch entstehen derartig viele Kontakte, dass die Gesundheitsämter mit den Ermittlungen mancherorts bereits jetzt schon nicht mehr hinterherkommen. Zudem wachse „die Diskussionsbereitschaft“ der Bürger bezüglich der Maßnahmen, insbesondere bei geimpften Personen, was für die Mitarbeiter „sehr zeitintensiv und belastend“ sei – sprich: Viele wollen die ihnen als unlogisch erscheinenden Maßnahmen nicht mehr mitmachen.

„Nicht nachvollziehbar“

„Für die Amtsärzte und uns, als Landräte und als Oberbürgermeister der Südpfalz ist es nicht nachvollziehbar warum angesichts dieser deutlich veränderten Situation weiterhin an der Nachverfolgung, dem sogenannte Containment, festgehalten wird. Wir vertreten die Meinung, dass man stattdessen zur nächsten Phase des nationalen Pandemieplans wechseln und zur „Phase der Protection“ übergehen sollte“, so Brechtel, Seefeldt und Hirsch.

Dabei sollte sich der Schutz vor allem auf Personen und Gruppen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe aufweisen, konzentrieren. Denn für die allgemeine Bevölkerung der Südpfalz sei die Entwicklung schwierig, aber nicht besorgniserregend. So infizieren sich derzeit nach hiesigen Erkenntnissen überwiegend jüngere ungeimpfte Menschen mit einem meist milden Krankheitsverlauf, die allermeisten der gefährdeten Personen hingegen sei geimpft.

Auch die Beobachtung der Entwicklung in anderen Ländern zeige, dass mit der Deltavariante zwar die Inzidenz stark ansteige, diese Entwicklung sich aber nicht in der Anzahl der schwere Verläufe (z.B. Intensivstationsaufenthalte und Todesfälle) fortsetze. So sei im Landkreis Germersheim trotz der hohen Inzidenz glücklicherweise aktuell keine Person und im Landkreis Südliche Weinstraße bzw. in der Stadt Landau eine Person auf den Intensivstationen. Deshalb appellieren die drei Verwaltungschefs an die Ministerpräsidentin, die Situation „zu prüfen und zu überdenken.“

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