Mittwoch, 24. April 2024

Süd-Toskana: Geheimtipp Maremma

23. November 2021 | Kategorie: Ratgeber, Reise

Auch dem Maremma-Abruzzen-Schäferhund kann man in der Region begegnen.
Quelle: pixabay.com

Ganz unberührt vom Massentourismus, ursprünglich, mystisch und wild, das ist Maremma.

In den undurchdringlichen Wäldern lauern Wölfe, ab und zu mischt eine Rotte Wildschweine die Stille auf.

In der Ferne ist Hufgetrappel zu hören, denn ein Cowboy galoppiert durch die Steppe, um sein Vieh einzutreiben. Aus den zerklüfteten Felsen sprudelt heißes Wasser, das nach Schwefel riecht. Zwischen Rom und Siena erstreckt sich die Maremma, eine Landschaft, in der die Natur das Sagen hat. Von einer ehemals völlig unbewohnbaren Zone hat sich Maremma in eine Landwirtschafts-Oase verwandelt, die mit ihren Olivenhainen, Weinbergen und einer unvergleichlichen Atmosphäre als Geheimtipp unter den Reisezielen gilt.

Gäste finden zu sich selbst und vergessen den Stress des Alltags

Ein Auto bekommt man in Maremma kaum zu sehen oder zu hören. Wer sich entschließt, nach Maremma zu reisen, vermisst nach vielleicht zwei oder höchstens drei Tagen des Kulturschocks nicht mehr seine Free Spins ohne Einzahlung, die vor der Abreise noch höchste Priorität hatten. Genau wie das WLAN. Alles, was uns die moderne Welt mit all seinen Annehmlichkeiten und Technologien bietet, verblasst in der Maremma und weicht einem friedvollen Gefühl, das jeden Besucher erfasst.

Man bewegt sich zu Fuß, vielleicht auch auf dem Fahrrad. Oder zu Pferd. Das Smartphone wird höchstens noch gebraucht, um Fotos der herrlichen Landschaft zu machen. An diesem Ort lässt sich spüren, dass wir mit der Natur verbunden sind.

Es lässt sich erahnen, was die älteren Generationen hier durchgemacht haben

Maremma war früher kein Geheimtipp, sondern galt schon beinahe als No-Go-Area. Der Grund: Die Sumpflandschaft diente als Brutstätte für Mücken, die dem dünn besiedelten Land wiederum eine Plage schickten: Malaria. Die gefürchtete Tropenkrankheit mit ihren Fieberschüben verhalf Maremma zu einem eher schlechten Ruf, denn viele erlagen dem Fieber.

Und trotzdem gab es die Pioniere, die das Schöne an der Gegend sahen und blieben. Der Blick auf die herrlichen Sandstrände gab ihnen wohl Hoffnung und das Türkis des Meeres Inspiration und Kraft zum Weitermachen. Die Ergebnisse können Entdecker und Touristen heute bewundern: Da wurden Labyrinthe mitten in die Felsen gegraben und geben uns heute das Rätsel auf, wozu sich jemand diese Arbeit gemacht hat.

Ganze Dörfer gibt es, die noch komplett so zu sein scheinen, wie zu ihrer Gründungszeit im Mittelalter. Aber auch die Relikte ganzer Städte sind noch da und lassen den Urlaub in Maremma zur regelrechten Zeitreise werden.

Auf den Spuren der Butteri

Je weiter die Trockenlegung und Besiedlung der Maremma-Sumpflandschaft voranschritt, desto mehr etablierte sich auch die Rinderzucht. Die Tiere lebten halbwild, was ihre Betreuung, Zucht und Pflege zu einer besonderen Herausforderung machte.

Das Zusammenstellen der Zuchtgruppen, Verabreichen von Impfungen und die Entwurmung, die Kennzeichnung durch Brandzeichen oder Ohrmarken, das erfordert bis heute den Einsatz eines Butteros. So werden die Cowboys genannt, die man in Maremma bei ihrer Arbeit beobachten kann. Ihr Arbeitsplatz ist dabei ganz klar der Sattel des Arbeitspferdes und der Reitstil ist unverkennbar.

Zum Beispiel wird ein echter Buttero seinem Pferd niemals zumuten, per Steigbügel aufzusitzen, sondern sucht sich stets einen erhöhten Punkt, um sich sanft auf sein Pferd zu schwingen. Die traditionelle Reitkunst der Butteri ist bemerkenswert und kann von Fans des Pferdesports auch in Verona auf der Pferdemesse Fieracavalli bewundert werden. Dort dreht sich alles um Reiterspiele, Herdenarbeit und den Umgang mit dem Lasso. Butteri sind stolze Hirten, die großen Wert auf Stil legen, sowohl in der Wahl ihrer Kleidung, als auch im Umgang mit anderen Menschen.

Die Maremma-Pferde sind der ganze Stolz des Butteros

Wer Pferde liebt und einmal das Glück hatte, einem Buttero-Pferd-Team bei der Arbeit zuzusehen, wird schnell das Besondere an den Pferden entdecken: Maremma-Pferde sind mit kaum einer anderen Pferderasse zu vergleichen. Sie sind extrem arbeitswillig, trittsicher und wechseln die Gangart im Bruchteil einer Sekunde, ohne jemals nervös zu werden.

Sie scheinen die Gedanken der Butteri zu lesen und ihnen jeden Wunsch zu erfüllen. Butteri achten, ehren und respektieren ihre Pferde und erziehen sie entsprechend. Sporen oder harte Worte gibt es nicht. Kein Wunder, dass sich auch in Deutschland einige Pferdenarren unsterblich in diese kleinen Pferdchen verliebt haben und sie zu gern in größerem Stil halten und züchten würden.

Ob ein solches Import-Pferd aber jemals an eines heranreicht, das in Süditalien leben und arbeiten darf? Das können wohl nur Experten beantworten. Fakt ist, dass man sich das schwer vorstellen kann, wenn man die Konstellation Buttero, Maremma-Pferd, Rinderherde direkt in Maremma erlebt, ihrem einzig wahren Bestimmungsort.

Reiturlaub in Maremma

Maremma bietet ein großes Spektrum an Möglichkeiten, einen Urlaub zu verleben: Badeurlaub in kristallklarem Wasser. Skiurlaub oder Wanderurlaub im Winter. Aktivurlaub mit dem Mountainbike. Wellness-Urlaub. Oder eine Mischung aus allem. Was aber aufgrund der Maremma-Pferde und den Butteri nun bestimmt einigen Lesern als reizvoll erscheint, ist ein Reiturlaub.

In der Tat bietet Maremma eine riesige Auswahl an Möglichkeiten. Reiterfahrung ist nicht notwendig, denn viele Reiterhöfe bieten Kurse für Anfänger an. Erfahrene Reiter gehen sofort ins Gelände und dürfen sich wie ein echter Buttero fühlen – mit etwas Glück auf einem echten Maremma-Pferd. Andere Pferdebesitzer nehmen die Möglichkeit in Anspruch, die eigenen Pferde mitzunehmen und als Gastpferd auf dem Hof unterzubringen.

So oder so ist ein Reiturlaub in Maremma ein Erlebnis, das man so schnell wohl nicht mehr vergisst und das einen authentischen Einblick in die Lebensweise der Süditaliener bietet.

Das leibliche Wohl in Maremma

Natürlich wird auch in Süditalien, ganz wie im Rest des Landes, die typisch italienische Esskultur gepflegt. Das heißt für Urlaubsgäste: Vino und Pizza, aber auch herrliche toskanische Fleischgerichte.

Ganz typisch ist die sogenannte Cucina povera, die ursprünglich als Arme-Leute-Essen auf dem Speiseplan landete, es aber durch die reichen Gewürze schafft, Gourmets zu begeistern. Esskastanien sollte man unbedingt probiert haben. Oder wie wäre es mit einem pikanten Pilzgericht? Viele Besucher nutzen ihren Aufenthalt in Maremma, um zum ersten Mal in ihrem Leben echte Trüffel zu probieren.

Die Gastronomie in Maremma ist vielseitig und bietet nicht nur dem Gaumen neue Erfahrungen, sondern auch den Augen. Der Blick schweift in die wild-romantische Landschaft und auf den Gemüse- und Kräutergarten, der sich hinter jedem Restaurant befindet und lässt den Genießer die Zeit vergessen.

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