Samstag, 27. April 2024

Steigende Supermarktpreise wegen Corona?

16. Juni 2021 | Kategorie: Essen & Trinken, Finanzen, Ratgeber

Es ist nicht bloß Einbildung: Die Preise in den Supermärkten haben seit Beginn der Corona-Pandemie ordentlich angezogen.
Pixabay.com © Alexas_Fotos CCO Public Domain

Viele Menschen fragen sich, ob die Preise in den Supermärkten in den letzten Monaten tatsächlich so stark angezogen haben oder ob sie sich das bloß einbilden. Die Antwort darauf ist eindeutig: Der Eindruck täuscht nicht.

Bei vielen Artikeln ist in den heimischen Supermärkten ein enormer Preisanstieg feststellbar. Corona wirbelt also nicht nur unseren Alltag gehörig durcheinander, sondern auch die Preise im Supermarkt.

Es geht wie immer um Angebot und Nachfrage

Bei den Preissteigerungen in den Supermärkten handelt es sich um kein unerklärbares Phänomen. Die entsprechenden Erklärungen dafür finden sich bereits im betriebswirtschaftlichen Basiswissen: Die Preisgestaltung eines Produkts ist immer vom jeweiligen Angebot am Markt und der Nachfrage der Konsumenten abhängig.

Die Corona-Pandemie hat beide dieser Faktoren beeinflusst. Denn die weltweiten Lockdowns in vielen Ländern haben unter anderem auch dazu geführt, dass viele Unternehmen ihre Arbeiter und Arbeiterinnen aus den Produktionsstätten nach Hause schicken mussten. Das hat in weiterer Folge auch zu einem Rückstau in der Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln und somit zu einer Verknappung des Angebotes geführt.

Im gleichen Maße hat sich auch die Nachfrage verändert. Die durchschnittliche Befüllung des Einkaufskorbes hat sich im Laufe der Corona-Pandemie stark verändert. Zu Beginn standen vor allem haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel im Mittelpunkt, weil zum damaligen Zeitpunkt keiner wusste, ob auch die Supermärkte eine Zeit lang ihre Pforten schließen werden. Die Bilder der leeren Regale sind wohl noch den meisten Konsumenten sehr gut im Gedächtnis.

Mittlerweile sind es allerdings eher die Dinge des täglichen Bedarfs, die im Preis ansteigen. Dazu gehören beispielsweise Milch, Butter und Käse.

Warum sind Käse, Butter und Milch aktuell so teuer im Supermarkt?

Vor allem bei Butter macht sich die Preissteigerung in den Supermärkten besonders deutlich bemerkbar. Im September 2020 sind die Preise für eine Packung Butter im Durchschnitt hierzulande um nahezu 78 Prozent angestiegen und seitdem nicht mehr gesunken. Auch Käse und Milch sind erheblich teurer geworden. Doch warum eigentlich?

Das Zusammenspiel von zwei Hauptfaktoren sind in diesem Fall für den Anstieg verantwortlich. Dabei handelt es sich um die Globalisierung und die Corona-Pandemie. Etwas genauer: Laut Monika Wohlfahrt, Geschäftsführerin der ZMB (Zentrale Milchmarkt Berichterstattung GmbH) in Berlin besteht derzeit aus China eine allgemein hohe Nachfrage für Importware, darunter eben auch Milcherzeugnisse.

Der Grund für die hohe Nachfrage aus China: Das Land hat sich wirtschaftlich sehr schnell von der Corona-Krise erholt und die wieder gestiegenen Kaufbedürfnisse wollen von den Unternehmern befriedigt werden. Kaufen nun chinesische Unternehmer Milchprodukte aus aller Welt, führt das zu einer weltweiten Verknappung und damit verbunden zu einem Preisanstieg in den übrigen Ländern.

Vor allem die Nachfrage aus China nach Milcherzeugnissen hat zu einer deutlichen Preissteigerung in den heimischen Supermärkten geführt.
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Sind die Preisanstiege im Supermarkt ein deutsches Problem?

Auch wenn es den deutschen Konsumenten nur wenig weiterhilft: Sie sind nicht die einzigen in Europa, die mit der Thematik der Preisanstiege in den Supermärkten konfrontiert sind. Zumindest ist geteiltes Leid aber sprichwörtlich halbes Leid.

Ein Blick über die Landesgrenzen zum Nachbarn nach Österreich zeigt, dass sich die Situation dort ähnlich verhält. Als Index für viele Konsumenten im Alpenland gilt das Hofer Flugblatt. Dabei handelt es sich um den österreichischen Ableger von Aldi. Auch hier zeigt sich, dass die Preise in den letzten Monaten stark angezogen haben. Und das, obwohl das Preisniveau bei Lebensmitteln schon vor Corona ohnehin deutlich über jenem in Deutschland lag.

Nicht nur die Lebensmittel-Branche ist betroffen

Bestimmte Marktuntersuchungen zeigen, dass die Preissteigerungen nicht nur die Supermärkte betreffen. Eva Stüber vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) beobachtet diesen Trend und stellt fest, dass alte Regeln durch Corona außer Kraft gesetzt wurden.

Dazu gehört beispielsweise die Tatsache, dass Elektronikgeräte ein paar Monate nach ihrer Markteinführung erheblich günstiger werden. Die eingeschränkte Verfügbarkeit von Waren hat dazu geführt, dass die Preise während der Corona-Pandemie auch noch nach mehreren Wochen stabil blieben.

Wer mit dem Kauf eines neuen PCs strategisch zuwartete, um einen günstigeren Preis zu erzielen, erlebte dabei eine besonders unangenehme Auswirkung, denn die Preise für PCs sind seit Ausbruch der Pandemie um fast 80 Prozent gestiegen.

Die Situation bei neuen Fahrrädern erinnert sogar ein wenig an DDR-Zeiten. Grundsätzlich herrscht zwar kein Mangel an fahrbaren Untersätzen. Wer jedoch ein bestimmtes Modell haben möchte, muss oftmals eine Wartezeit von mehreren Monaten auf sich nehmen.

Die geänderten Lebensbedingungen führen zu erhöhter Nachfrage

Nicht immer war die Einstellung der Produktion Grund für Preissteigerungen, sondern die geänderten Lebensgewohnheiten. Da die Menschen ihr Essen viel öfter zuhause zubereiteten, ist auch der Bedarf an Küchengeräten stark angestiegen. Als Ersatz für die Einheiten im Fitness-Studio wurden Fitness-Geräte für zuhause gekauft.

In diesen Fällen sind die Engpässe und die damit verbundenen Preissteigerungen also vor allem aufgrund der erhöhten Nachfrage entstanden. Geschirrspüler und Crosstrainer stiegen im Preis im Verlauf der letzten Monate deshalb durchschnittlich um nahezu 20 Prozent.

Gibt es ein Licht am Ende des Tunnels?

Experten wie der MyDealz-Gründer Fabian Spielberger haben beobachtet, dass bei einigen Produktgruppen bereits wieder eine Normalisierung feststellbar ist. Die Menschen in Deutschland kehren schön langsam wieder zu ihren ursprünglichen Gewohnheiten zurück und die Corona-Regeln werden auch in der SÜW immer lockerer. Das macht die Nachfrage wieder wesentlich vorhersehbarer und beruhigt auch die Preise.

Wie sich am Beispiel Milch zeigt, sind die Preise jedoch auch in Deutschland in vielen Fällen von der weltweiten Wirtschaftslage abhängig. Deshalb wird es vor allem darauf ankommen, wie sich die Pandemie in den nächsten Monaten nicht nur hierzulande, sondern global verhalten wird.

Mit den wirtschaftlichen Auswirkungen werden wir wohl noch einige Zeit beschäftigt sein und nicht immer ist genau abzusehen, wie sich diese genau gestalten. Denn in der globalen Welt verhält es sich wie mit dem berühmten Flügelschlag des Schmetterlings: Es ist kaum vorhersehbar, wie sich beliebige kleine Änderungen langfristig auf die Entwicklung des Wirtschaftssystems auswirken werden.

Aus derzeitiger Sicht kann dennoch von einer baldigen Entspannung ausgegangen werden. Ob die Preise im Supermarkt allerdings jemals wieder auf Vorkrisen-Niveau zurückkehren werden, bleibt abzuwarten.

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