Freitag, 19. April 2024

Queidersbach: Bistum Speyer zieht nach Angriffen auf Pfarrer Asomugha Konsequenzen

AfD-Landesvorsitzender Frisch verurteilt Angriffe „aufs Schärfste“

20. April 2020 | Kategorie: Südwestpfalz und Westpfalz

Pfarrer Dr. Asomugha an seinem 50. Geburtstag in Hagenbach.
Foto (Archiv): Stadt Hagenbach

Queidersbach. Der aus Nigeria stammende Pfarrer der Pfarrei Heiliger Franz von Assisi in Queidersbach, Patrick Asomugha, wird nach mehreren Anfeindungen, Angriffen und einer Morddrohung nicht mehr die seelsorgerischen Aufgaben in der Gemeinde versehen.

Dies teilte Generalvikar Andreas Sturm vom Bistum Speyer mit. Pfarrer Asomugha hatte die Gemeinde Queidersbach (Landkreis Kaiserslautern) seit 2017 betreut, seit 2019 kam es immer wieder zu Angriffen auf ihn.

Es fing mit zwei Einbrüche in das Pfarrhaus mit erheblicher Sachbeschädigung an. Seit Mitte des vergangenen Jahres gab es in der Gemeinde Queidersbach Anfeindungen gegen Pfarrer Asomugha. Im Herbst wurden die Reifen seines Autos zerstochen. Im März dieses Jahres haben Unbekannte auf dem Garagentor von Pfarrer Asomugha eine Morddrohung hinterlassen. Zwei Tage später haben Unbekannte zwei Glasflachen mit wahrscheinlich alkoholischem Inhalt vor der Hauseingangstür des Pfarrhauses, in dem Pfarrer Asomugha im Obergeschoss wohnt, zertrümmert. Die Ermittlungen der Polizei dauern an. „Es wäre unverantwortlich, Pfarrer Asomugha weiterhin der Bedrohung auszusetzen“, so Andreas Sturm.

„Ich kann unter diesen Umständen meinen Aufgaben als Pfarrer in Queidersbach nicht mehr nachkommen“, erklärt Pfarrer Asomugha mit Bedauern. Er hatte in den letzten Monaten immer wieder zur Versöhnung aufgerufen. Doch inzwischen ist für ihn klar: „Die Angriffe gegen meine Person machen es nahezu unmöglich, in Queidersbach ein normales Gemeindeleben zu führen.“

Pfarrer Asomugha hat die Pfarrei Heiliger Franz von Assisi seit August 2017 geleitet. Zuvor war er in hagenbach im Kreis Germersheim tätig und dort sehr beliebt. Im Lauf des Sommers übernimmt er eine neue Aufgabe im  Bistum Speyer.

Stellungnahme des Bistums hier.

Stimmen

Das Entsetzen ist auch in der Politik groß. So schrieb der CDU-Landtagsabgeordnete für den Kreis Germersheim, Martin Brandl:

„Solidarität für Pfarrer Patrick Asomugha

Mit Entsetzen habe ich heute der Presse entnommen, dass Pfarrer Patrick Asomugha, ehemaliger Pfarrer von Hagenbach, aufgrund fortlaufender rassistisch motivierter Straftaten versetzt werden muss.

Seit Mitte des vergangenen Jahres wurde zweimal im Pfarrhaus der Gemeinde Queidersbach eingebrochen, seine Autoreifen zerstochen und die Garage mit einer Morddrohung gegen Pfarrer Asomugha beschmiert.

Ich habe Patrick Asomugha während seiner Zeit in Hagenbach als eine herausragende und integrative Persönlichkeit kennen gelernt. Ich bin fassungslos, dass ein Mensch, der in beispielhafter Weise dazu beiträgt, den Zusammenhalt in seiner Gemeinde durch den Glauben zu stärken, allein wegen seiner Hautfarbe angefeindet wird. Beispielhaft für seinen Rückhalt in der Glaubensgemeinde ist ein Solidaritätsgottesdienst gegen Rassismus im letzten Jahr, an dem knapp 600 Gläubige teilnahmen.

Es macht mich traurig, dass das Bistum Speyer keine andere Möglichkeit, als die Versetzung von Pfarrer Asomugha sah. Dennoch wünsche ich ihm das Beste und Frieden in seiner neuen Aufgabe. Ich vertraue darauf, dass die Polizei die Täter ermittelt.

Den Straftätern kann ich nur zurufen: Patrick Asomugha ist Teil unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft. Ihr seid es nicht. Für Hetzer und Rassisten wie euch gibt es keinen Platz!“

Auch der CDU-Fraktionschef im Landtag, Christian Baldauf, und der Germersheimer Landrat Dr. Fritz Brechtel äußerten sich in diesem Sinn.

Matthias Joa, der AfD-Landtagsabgeordnete für den Kreis Germersheim, sprach den Pfarrer direkt an:

„Sehr geehrter Herr Asomugha,

mit Unverständnis und Wut habe ich die Berichterstattung über die Vorkommnisse in Queidersbach verfolgt. Die AfD in RLP missbilligt – wie auch ich persönlich- diese Taten auf das Schärfste, siehe auch PM unten.

Es ist mir ein persönliches Anliegen, Ihnen zu schreiben. Ja, es ist in der Tat so, dass wir als Partei insbesondere der islamischen Armutseinwanderung nach Deutschland sehr kritisch gegenüberstehen, weil wir befürchten, dass dies langfristig schwere (nicht nur finanzielle!)  Nachteile mit sich bringen wird.

Dies hat jedoch nicht das Geringste damit zu tun, dass ich es gutheiße, wenn Menschen wegen Hautfarbe oder Herkunft generell abgewertet, terrorisiert oder aus einem Ort vertrieben werden. Auch haben wir viele Migranten in unserer Partei, einige haben sich wegen dieses Terrors gegen Sie auch direkt an mich gewandt.

Jedenfalls: Die Vorgänge und den Terror gegen Ihre Person erschüttern und beschämen mich. Dies habe ich auch öffentlich kundgetan. Ich hoffe, sie finden schnell eine neue Wirkungsstätte. Bei uns in der Südpfalz sind sie herzlich willkommen, und ich glaube auch nicht, dass solche Aktionen hier vorkommen würden.

Eine entsprechende Entsendung in die Südpfalz bzw den Kreis Germersheim würde ich persönlich  sehr begrüßen. Lassen Sie sich von solchen feigen und wohl sehr einfältigen Narren nicht einschüchtern – ich glaube es gibt tatsächlich kaum jemanden in der Bevölkerung, der so einen hinterhältigen Terror gutheißt.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und stehe auch für ein Gespräch gerne zur Verfügung.

Viele Grüße

Matthias Joa, MdL
Migrations- und wirtschaftspolitischer Sprecher AfD-Landtagsfraktion
Kreisvorsitzender AfD Kreisverband Germersheim.“

Michael Frisch, Landesvorsitzender des AfD-Landesverbandes Rheinland-Pfalz, nach eigenen Angaben selbst praktizierender Christ und katholischer Religionslehrer: „Dass Pfarrer Asomugha die seelsorgerische Betreuung der Gemeinde Queidersbach aufgrund von Drohungen und Angriffen nicht mehr wahrnehmen kann, empört mich sehr. Diese feigen Attacken verurteile ich im Namen der rheinland-pfälzischen AfD auf das schärfste! Als gläubiger Christ, aber auch als Bürger dieses Landes bin ich sehr betroffen, wenn aufgrund solcher Übergriffe ein Geistlicher seine Gemeinde verlassen muss.“

Für die Gemeinden sei der Pfarrer vor Ort sehr wichtig, „weil er als persönlicher Ansprechpartner den Menschen Halt und Orientierung gibt“. Frisch: „Er begleitet sie von der Taufe bis hin zu den Sterbesakramenten. Er führt junge Christen durch Katechese und Religionsunterricht zum Glauben hin. Und er feiert die Gottesdienste und Feste des Jahres mit seiner Gemeinde. Es ist deshalb besonders schmerzlich, wenn ein Pfarrer auf diese Weise aus seiner Gemeinde vertrieben wird.“

Es müsse „dringend geklärt werden, wer hinter diesen Angriffen steckt und welches Motiv ihnen zugrunde liegt“, so Frisch. „Unabhängig davon, ob sie aus Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, religiösem Hass oder anderen Motiv geschehen sind: solche Taten sind völlig inakzeptabel und eine Schande gerade für unser von christlichen Traditionen geprägtes Land. Wer so etwas tut, greift nicht nur den betroffenen Menschen an, sondern uns alle. Deshalb werden und müssen wir dem entschieden entgegen treten.“

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