Samstag, 27. Juli 2024

PEX-Interview: Martin Brandl über Baggersee-Energie, Sicherheit, Entlastung für Bürger und Wirtschaft – und gesunden Patriotismus

2. Juni 2024 | Kategorie: Kommunalwahl 2024, Kreis Germersheim, Politik regional, Regional

Martin Brandl beim Interview mit dem Pfalz-Express.
Foto: Pfalz-Express/Rolf H. Epple

Kreis Germersheim – Martin Brandl, seit 2009 Mitglied des Landtags und seit 2016 Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, möchte sich künftig noch intensiver in seiner Heimat engagieren.

Der erfahrene Politiker tritt bei den Kommunalwahlen am 9. Juni 2024 als Kandidat für das Amt des Landrats im Kreis Germersheim an. Brandl ist fest entschlossen, seine politische Erfahrung auf kommunaler Ebene einzubringen und die Zukunft der Region aktiv mitzugestalten.

Sollte er die Wahl für sich entscheiden, hat Brandl viele Pläne für den Kreis Germersheim. Mehr dazu hier in einem ⇒ früheren Pfalz-Express-Interview. Was er weiterhin auf der Agenda hat, erzählte Brandl in einem weiteren Gespräch mit dem PEX. Das Interview führte Claudia Licht.

Pfalz-Express: Herr Brandl, wir sehen Sie in letzter Zeit oft mit kleinen Deutschland-Flaggen mit der Aufschrift „Wir für GER.“ Was bedeutet das für Sie?

Martin Brandl: Bei der Fußball-Europameisterschaft ist es für Fußballfans Ehrensache, die jeweilige Nationalmannschaft zu unterstützen – bei einem fairen Wettbewerb in einem geeinten Europa. Und Sie haben recht, es ist eine Art Wortspiel, unser Kreiskennzeichen „GER“, das ja andernorts schon mal als „Germany“ gedeutet wird. Landrat möchte ich für den Kreis Germersheim werden, gleichzeitig die Fußballnationalmannschaft von „GER“ unterstützen – beides hat für mich mit Heimat und einem gesunden Patriotismus zu tun.

Pfalz-Express: Sie haben in letzter Zeit viele Gespräche mit Bürgern geführt und Workshops veranstaltet. Welche neuen Erkenntnisse haben Sie gewonnen? Was wurde besonders häufig angesprochen?

Martin Brandl: Die Bürgergespräche waren unglaublich wertvoll und haben auch unser Wahlprogramm stark beeinflusst. Besonders oft wurde das Thema Verwaltung angesprochen. Viele Bürger wünschen sich eine modernere, effizientere Verwaltung – weniger Wartezeiten, schnellere Antworten und mehr digitale Möglichkeiten.

Ich möchte ein Bürgerbüro beim Landrat einrichten, das den Menschen als zentrale Anlaufstelle dient, schnelle Rückmeldungen garantiert und die Anliegen rasch zur Bearbeitung in die richtigen Wege leitet. Die Rückmeldungen aus den Workshops haben gezeigt, dass hier ein großer Bedarf besteht.

Die Beteiligung an den Workshops war hervorragend. Viele Bürger haben ihre Ideen und Anliegen eingebracht, und das Feedback war durchweg positiv. Das bestärkt mich in meiner Kandidatur und zeigt mir, dass zahlreiche Menschen hinter mir stehen. Viele sagen: „Sie sind mein Kandidat.“ Das motiviert mich ungemein.

Pfalz-Express: Sie sind ein scharfer Kritiker der Landesregierung. Was davon kann man im Kreis Germersheim verbessern? Welche landespolitischen Themen kann man auf Kreisebene besser umsetzen?

Martin Brandl: Es gibt viele Themen, die auf Landesebene geregelt werden, aber das läuft oft nicht gut. Dort wo wir auf Kreisebene etwas tun können, sollten wir aktiv werden.

Foto: Kilian Kunz

Ein Beispiel ist die Sicherheit. Polizei ist Landesaufgabe, aber die Dienststellen werden vom Land personell nicht ausreichend ausgestattet. Wir planen, mehr Blaulichtpräsenz an Hotspots und großen Festen zu zeigen, um die Polizei zu entlasten. Dazu wollen wir den Kommunalen Vollzugsdienst (KVD) stärken und mehr „blaue Sheriffs“ einsetzen. Unser Ziel ist es, kreisweit zusätzliche Stellen zu schaffen, die als Team agieren und sich gegenseitig unterstützen können. 

Pfalz-Express: Sie haben sich unlängst mit den Südpfalzdocs getroffen. Worum ging es da?

Martin Brandl: Die Südpfalz-Docs sind ein erfolgreiches Netzwerk, das dem Ärztemangel in unserer Region entgegentreten will. Ich war schon verschiedentlich mit ihnen in Kontakt.

Die medizinische Versorgung ist auch so ein Thema, das nicht Aufgabe des Kreises ist, aber so wichtig, dass wir es nach Kräften unterstützen müssen – davon bin ich überzeugt. Ich habe in Zusammenarbeit mit Fachleuten und Praktikern ein Fünf-Punkte-Programm zu Sicherung der ärztlichen Versorgung zusammengestellt, das an ganz unterschiedlichen Stellen ansetzen soll – Studienplätze, Netzwerkarbeit, Außenwerbung, Bauverwaltungssicht und ein jährliches Gesundheitsforum.

Pfalz-Express: Sie wollen die Wirtschaftsförderung im Kreis ausweiten. Was genau haben Sie vor?

Martin Brandl: Wir möchten die Wirtschaftsförderung ausbauen und zusätzliche Kräfte einbringen. Auch das bereits erwähnte Bürgerbüro beim Landrat soll sich um Anliegen in diesem Bereich kümmern. Eine Wirtschaftsförderung des Kreises muss auch bei Themen wie Gewerbeanmeldungen, Baugenehmigungen und Brandschutz ansetzen, also in unterschiedlichen Abteilungen, und natürlich eine starke Stimme der regionalen Wirtschaft an übergeordneten Stellen sein. Wir sind ein starker Landkreis und wollen das auch bleiben.

Pfalz-Express: Infrastrukturprojekte sind oft nicht in der Hand des Landkreises. Wie wollen Sie hier vorgehen?

Martin Brandl: Das ist richtig, viele zentrale Infrastrukturprojekte liegen nicht direkt in unserer Hand. Aber wir können und werden uns als Kümmerer positionieren. Das heißt, wir bleiben dran, fragen regelmäßig beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) nach und setzen uns mit Ausdauer und Nachdruck für die Projekte ein, die unseren Landkreis voranbringen.

Pfalz-Express: Sie haben auch Ideen, wie man Baggerseen im Kreis zur Energiegewinnung nutzen könnte. Was sind Ihre Überlegungen?

Martin Brandl: Da gibt es viel Potenzial. Wir möchten das bestehende Baggersee-Folgenutzungskonzept auf den aktuellen Stand bringen. Es gibt viele Wasserflächen, die momentan nur teilweise genutzt werden. Auf einigen könnten wir sicher Photovoltaik-Anlagen installieren.

Wichtig ist, dass das Baden weiterhin möglich bleibt. Wir müssen genau differenzieren: Welche Seen sind primär für Natur- und Anglerzwecke, welche dienen als Badeseen und welche könnten für energetische Nutzungen in Frage kommen? Auch die Idee von Wärmetauschern könnte interessant sein. Hier gibt es viele neue Ideen, die wir prüfen möchten.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Brandl. Was möchten Sie unseren Lesern zum Abschluss noch sagen?

Martin Brandl: Nutzen Sie bitte Ihr Wahlrecht! Eine starke Demokratie braucht Wählerinnen und Wähler. Machen Sie sich selbst ein Bild von den Kandidaten und Listen, prüfen Sie, wer Ideen, Lösungsmöglichkeiten und konkrete Inhalte anbietet und wer eben nicht. Die Probleme sind weitgehend bekannt – was wir brauchen, sind Lösungen. (cli)

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