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Neujahrsempfang des DLR in Neustadt: Würdigung für Dr. Jakob, der am 9. Januar runden Geburtstag feiert

8. Januar 2019 | Kategorie: Allgemein, Leute-Regional, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Rheinland-Pfalz, Wirtschaft in der Region

Direktoren unter sich: Dr. Ludwig Jakob (2.v.r.), Dr. Karl Adams und Dr. Lorenz (l.). Ganz rechts der aktuelle Direktor des DLR Dr. Günter Hoos. Im Hintergrund: Professor Dr. Ulrich Fischer, Professor für Önologie und Sensorik.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Neustadt. Dr. Ludwig Jakob feiert am 9. Januar seinen 90. Geburtstag. Heute (8. Januar) lud das DLR (früher Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt) zu einem kleinen internen Neujahrsempfang in die Aula nach Neustadt-Mussbach ein.

Traditionell werden auch ehemalige Mitarbeiter und Führungspersönlichkeiten dazu eingeladen. So auch die ehemaligen Direktoren Dr. Adams, Dr. Lorenz und Dr. Jakob, der als Vize-Direktor, der ehemaligen Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt in Neustadt-Mußbach, viele Jahre mit der, auch umgangssprachlich genannten „Weinbauschule“, verbunden war und immer noch ist.

Der jetzige Leiter Dr. Günter Hoos würdigte genau dies und nannte einige runde Jubiläen, die für die Welt bedeutend waren.

Wichtige Impulse für Weinwirtschaft und Önologie gegeben

Vor 50 Jahren habe man mit der Apollo-Mission und der Mondlandung Neuland betreten. Zum gleichen Zeitraum sei in Deutschland ein neues Weingesetz in Kraft getreten. So wie die Apollo-Mission wichtig für ihre Zeit gewesen sei, habe Dr. Jakob, der am 9. Januar seinen 90. Geburtstag feiert, wichtige Impulse für die Weinwirtschaft und Weinbau gegeben, so Hoos.

Und auch nach der Pensionierung hat sich Dr. Jakob dem Thema Wein mit vollem Herzen angenommen und seine Erfahrungen auf vielfältige Weise weiter gegeben.

Die Weine, von denen es natürlich im eigenen Weinkeller viele Besonderheiten gibt, werden durch eine große Gläser-und Korkenziehersammlung ergänzt.

Musik gehört zu seinem Leben

Dr. Jakob ist ein musischer Mensch, spielt leidenschaftlich gerne Orgel. In seinem Musikzimmer haben sich im Lauf der Jahre viele elektronische Orgeln und E-Pianos angesammelt. Es gibt auch Klaviere und einen Flügel. In früheren Studienjahren war er oft mit seiner damaligen Band „Die Barrys“ unterwegs, spielte mit Stars wie Roberto Blanco oder Teddy Staufer.

Auch heute noch setzt er sich gerne an seine Orgeln und spürt Evergreens und den guten alten Zeiten nach.
Interessiert verfolgt er nicht nur die Entwicklung im Wein und dessen Marketing, sondern auch das Weltgeschehen, was nicht immer seinen ungeteilten Beifall findet.

In der Öffentlichkeit gut bekannt ist er als ausgezeichnete „Weinzunge“. Viele Jahre bewies er dies als Ordenskellermeister der Weinbruderschaft der Pfalz und als Autor einiger Standardwerke zum Wein, wie zum Beispiel das „Taschenbuch der Kellerwirtschaft“, „Der Wein“ oder das „Lexikon der Önologie“.

Wein statt BASF

Der Weg zum Wein war ihm nicht unbedingt vorbestimmt. Als gebürtiger Ludwigshafener, der Stadt der Chemie, war er früh im elterlichen Fotolabor tätig. Er begann nach dem Abi ein Chemiestudium in organischer Chemie und Biochemie in Mainz.

Zwar hat er seine Dissertation über „Pyridin“ geschrieben. Doch als er 1959 einen Forschungsauftrag bei der Landes- Lehr- und Forschungsanstalt in Neustadt erhielt, merkte er, „dass mir das Inhalieren von Wein mehr lag“, wie er schmunzelnd sagt.

Entgegen der ursprünglichen Planung einer Stelle bei der BASF, entschloss er sich, dauerhaft in Neustadt an der „Weinbauschule“ zu bleiben.

Damit war der Weinfachmann- und Weinliebhaber geboren, der er bis heute geblieben ist. Dr. Ludwig Jakob, seit mehr als 50 Jahre Mitglied in der Weinbruderschaft der Pfalz, hat sich deren Motto „IN VITE VITA- In der Rebe das Leben“ zu eigen gemacht.

Lehrtätigkeiten

Zwei Generationen von Winzern hat er an der Weinbauschule in Weinchemie und -Technologie unterrichtet, dabei kam die Forschungsarbeit nicht zu kurz. Patente für Geräte zur Weinuntersuchung tragen noch heute seinen Namen.

Seine Ratschläge was den Wein betrifft, sind schon seit vielen Jahren in der Weinwelt hoch angesehen. Die von Dr. Jakob entwickelten weinanalytischen Methoden sind heute Allgemeingut der Önologie (Lehre vom Wein).

„Wie bringe ich den Wein den Menschen näher?“ Diese Frage beschäftigte und beschäftigt Dr. Jakob immer noch. Sensorik-Seminare, Lehrtätigkeit an der Uni Kaiserslautern, Tätigkeiten als DLG-Weinsachverständiger und als Mitglied der Weinsiegel-Kommission Pfalz sind Schwerpunkte seines diesbezüglichen Wirkens.

Dr. Jakob kehrte heute anlässlich des Neujahrsempfangs beim DLR an die Stätte seines beruflichen Wirkens zurück.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Untersuchungen und Veröffentlichungen

Wein als Genussmittel setzt voraus, dass Qualität und Bekömmlichkeit optimiert werden. So ergaben seine Untersuchungen über „Biogene Amine“ wie „Histamin“, ein für die Praxis wichtiges Ergebnis: Das Kopfweh erzeugende Histamin lässt sich mit Bentonit aus Wein restlos entfernen.

Dies mag als Beispiel für viele weitere Ergebnisse gelten, die schließlich in über 100 Veröffentlichungen und Büchern ihren Niederschlag erfuhren.

Mehrfach wurde der Weinexperte für seine Publikationen ausgezeichnet und mit internationalen Preisen bedacht. So wurde sein Lexikon der Önologie mit dem Preis des O.I.V. (Internationales Weinbauamt Paris) ausgezeichnet. Dr. Jakob ist auch Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande.

Sein Buch „Der Weinexperte rät“ zusammen mit dem rein fachlichen „Lexikon der Önologie“, ist das Ergebnis seiner steten Beschäftigung mit dem Wein.

Ordenskellermeister der Weinbruderschaft

Seinen hervorragenden Ruf als Weinexperte dokumentiert denn auch das Cover des „Weinexperten“, welches ihn in seiner Zeit als Ordenskellermeister der Weinbruderschaft zeigt.

Von 1978 bis 1999 führte er durch die große Pfalzweinprobe anlässlich des Weinlesefestes in Neustadt, immer auf der Suche nach besonderen Gewächsen, die er seinem über 1000 Personen zählenden Publikum, kredenzen konnte. Traditionell wurde die Weinprobe dann auch in den Komtureien Berlin, Nürnberg und München mit großem Erfolg wiederholt.

Buchtipps zum Weingenuss

Nun wendet sich das „Lexikon der Önologie“ zweifellos an ein Fachpublikum, während „Der Weinexperte rät“ ein breites Publikum ansprechen möchte. Jakobs Expertentipps zum Wein behandeln das Thema unter mannigfaltigen Aspekten, und informieren über aktuelle Trends.

In Bearbeitung ist zur Zeit ein Vergleich der Önologie, wie ihn Friedrich von Bassermann-Jordan aus der Römerzeit in Erinnerung brachte: Dr. Jakob bringt dies in Kontrast zu den heutigen Fortschritten in der Önologie.

Ein Leben für den Wein- aber auch Ehrenämter gibt es zu verwalten. So ist er in seinem Heimatort Gimmeldingen Ehrenvorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins und Begründer des dortigen Weinlehrpfads.

Er ist Ehrenmitglied der Qualitätsweinbauvereinigung Nussdorf, Mitglied der Gesellschaft für die Geschichte des Weins, des 1. Deutschen Weinlehrpfads in Schweigen, des Fördervereins Herrenhof, des Philharmonischen Chors Liedertafel Neustadt, der Confrerie St. Laurent Macon und Mitglied des Forschungsrings des Dt. Weinbaus.

Dr. Jakob ist verheiratet und hat eine Tochter. (desa)

Dr. Jakob mit Weggefährten: Dr. Fritz Schumann (rechts) und Dr. Georg Binder (links).
Foto: Pfalz-Express/Ahme

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