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Neues Konzept begeistert die Besucher in Edenkoben: Orgelwunschkonzert 2.0 mit Bernd Camin – Kirche als „Wohlfühlort“

1. April 2019 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Kultur

Bernd Camin und Judith Geib vor der Orgel, die dringend saniert werden muss.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Edenkoben. Ein ganz besonderes, ganz und gar nicht alltägliches Konzert, erlebten am Samstag (30. März), etwa 120 Musikfreunde in der Prot. Kirche. Die Prot. Kirchengemeinde Edenkoben lud zum ersten Orgelwunschkonzert 2.0 in der Region ein.

Eine spannende Sache war dieses Konzert, weil die Besucher nicht wussten, was sie erwartete. Selbst Pfarrerin Judith Geib musste gestehen: „Ich konnte mir zunächst gar nichts darunter vorstellen“.

Während sie die Konzertbesucher begrüßte, wirkte im Hintergrund die Hauptperson des Abends, Bernd Camin. Die Besucher hatten zu Beginn ihre Wunschtitel (pro Person Einen) auf Zettel geschrieben. Bernd Camin, der die Musikwünsche später auf der Orgel umsetzte, sortierte diese zunächst auf einer Pin-Wand.

Eine kleine Einschränkung für die Musikwünsche gab es: Klassik-Stücke waren an diesem Abend streng verboten. Ausgeschlossen waren auch typische Orgelwerke und Gesangbuchlieder.

Ansonsten durfte man sich Melodien und Songs aus Musical, Gospel, Rock, Pop, Schlager und Volksmusik wünschen. Mit dem Laptop brachte der Vollblutmusiker die Titel in eine passende Reihenfolge, druckte das Ganze aus, beschnitt das Programm im DIN A5-Format und verteilte es. Das alles war in Rekordzeit passiert.

Die Orgel muss überarbeitet werden.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Orgel muss restauriert werden

Pfarrerin Geib erklärte in der Zwischenzeit, wie es um die Orgel, die Bernd Camin gleich spielen würde, steht.
„Als Annette Postel an Weihnachten ein Konzert hier gegeben hat, jagte mir ihr Pianist einen Schrecken ein“, so Geib. Die 1751 erbaute Orgel muss nämlich restauriert werden. Postels Pianist habe von einer Summe, die annähernd 500.000 Euro umfasse, gesprochen, erinnert sich die Pfarrerin und ist jetzt noch geschockt. Es werde ein Teilneubau nötig um das wertvolle Instrument zu erhalten. Der Erlös dieses Konzertes betrachte man als ersten Baustein für die Neugestaltung der Orgel.

Auch Bernd Camin, ein weit über die Region hinaus bekannter Vollblutmusiker und Chorleiter, virtuoser Pianist und Arrangeur sowie Kirchenmusiker, hat die Orgel schon öfter gespielt. „Manche Pfeifen sind unzumutbar, manche funktionieren gar nicht. Die Orgel muss dringend überholt werden“, so Camin. „Da gibt es absolut Bedarf“.

Was er damit meinte, wurde im späteren Konzert bei manchen Passagen und Schlussakkorden deutlich. Doch genau das wollte er auch erreichen, um die Dringlichkeit der Sache aufzuzeigen. „Wir haben die Orgel jetzt gehört. Es war trotz der Schwächen des Instruments ein Genuss“, freute sich Judith Geib.

Noten hat Bernd Camin nicht gebraucht, er hat seine Noten im Kopf und in den Füßen. Natürlich kennt der geniale Musiker, der in allen Musikepochen und Stilrichtungen Zuhause ist, die meisten Stücke. Er kann sie völlig frei interpretieren und auch in einen komplett neuen Zusammenhang bringen. Camin ist ein Meister der Improvisation, was er schon in vielen Konzerten bewiesen hat.

Pfarrerin Geib bei der Begrüßung. Im Hintergrund stellt Bernd Camin sein Programm zusammen.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Programm mit ganz unterschiedlichen Musikrichtungen

Die „Sendung mit der Maus“ zu Beginn des Konzerts war bestimmt der richtige Einstieg: Das hat man in der Tat bisher selten auf einer Kirchenorgel gehört.

Wer kennt nicht „In the mood“ oder „Just a Gigolo“, auch der „Dritte Mann, „Biscaya“, „Machen wirs den Schwalben nach“ „Leise, ganz leise klingt es durch den Raum“, sind gern gehörte Musik-Evergreens und wirken auch auf der Kirchenorgel gespielt, sehr interessant.
„We are going down, Jordan“, „Halleluja“ von Leonard Cohen, „You raise me up“ von Westlife gehören zu den gospelinspirierten Musikstücken.

„Yesterday“ von den Beatles, das berührende „Time to say goodbye“ und „Somewhere over the rainbow“ könnte man unter Pop-Balladen einordnen.

Die Musicalsparte war mit „Mamma Mia“ von ABBA vertreten. Eine kleine Reminiszenz an die Klassik konnte sich Camin dann doch nicht verkneifen und fügte immer mal wieder kleine Parts aus der Toccata D Moll, dem Standardwerk der Orgelliteratur in den ABBA-Hit ein. Die Pop-Hymnen schlechthin „Music“ von John Miles, Bestandteil eines jeden internationalen Night of the Proms-Konzerts und die schwierig umzusetzende „Bohemian Rhapsody“ von Queen waren sicherlich die Höhepunkte des Konzerts.

Zum Schluss präsentierte Bernd Camin noch ein bezauberndes Medley aus „My way“, „La Paloma“, „Love me tender“, „Ganz in Weiß“, Vivaldis Jahrenszeiten, Hevenu Shalom alechem, „Knocking on heavens door“, „Staying alive“, „Bed of roses“, „Thank you for the music“.

Neues Konzept löst Begeisterung aus

Dieses von Camin entwickelte neu- wie einzigartige Konzept, hat totale Begeisterung bei den Besuchern ausgelöst. „Mit der Orgel kann man Vieles machen“, sagt er. selbst Ziel sei es die Kirche als Wohlfühlort in Erinnerung zu bringen und durch die moderne Liedauswahl auch junge Leute in die Kirche zu holen.

Fortsetzung wird kommen

Dazu kam der Benefizcharakter des Konzerts, dessen Erlös der Restaurierung der wertvollen Orgel zu gute kommen wird.
Das Konzept ist hervorragend. Natürlich werde es eine Fortsetzung des Wunschkonzerts geben, verriet Camin. In Edenkoben, aber auch in anderen Orten der Region will der Musiker, Kirchenorgeln mit modernem Liedgut zum Klingen bringen. (desa)

 

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