NABU: Millionen Vögel ziehen in den Tod – Tschimpke: Petition gegen Zugvogelmord in Ägypten unterzeichnen

2. Juli 2013 | Kategorie: Panorama

 

Neuntöter zählen zu den häufigsten Opfern.
Fotos: Holger Schulz

Mit einer Kampagne gegen den Zugvogelmord macht der NABU auf die dramatische Situation für Zugvögel an der Mittelmeerküste Ägyptens aufmerksam.

Mindestens zehn Millionen Vögel finden hier jeden Herbst den Tod an der größten Vogelfanganlage der Welt. Eine lückenlose Kette von Fangnetzen zieht sich entlang der gesamten Küste auf einer Strecke von 700 Kilometern – was etwa der Entfernung von Hamburg nach München entspricht. Seit 2010 hat die Zahl der gefangenen Vögel hier stark zugenommen.

Erste Erfolge der Kampagne sind bereits jetzt erkennbar: Seit April haben mehr als 10.000 Menschen die vom NABU gestartete Online-Petition an die ägyptische Regierung und die Bundesregierung unterzeichnet. Darin fordern die Unterstützer die ägyptische Regierung auf, die von ihr unterschrieben Naturschutz-Konventionen einzuhalten und die Jagd auf Vögel effektiv zu regulieren.

Auch die Bundesregierung hat sich bereits eingeschaltet und sich in einem Schreiben an den ägyptischen Minister für Umweltbeziehungen gewandt.

Darin fordert sie die ägyptische Regierung auf, Vogelfang und Vogeljagd effektiv zu regulieren und auf ein nachhaltiges Maß zu reduzieren sowie internationale Naturschutz-Konventionen einzuhalten. In einer ersten Reaktion bestätigte das ägyptische Umweltministerium, das Problem des massenhaften Vogelfangs ernst zu nehmen und verwies auf eine Arbeitsgruppe, die das Jagdgeschehen verfolgt, Daten sammelt, den Verkauf von Vögeln auf Märkten und die Einhaltung der Naturschutzkonventionen kontrolliert.

„Unsere Kampagne hat das unglaubliche Ausmaß des Vogelmords in Ägypten auf die internationale politische Agenda gesetzt. Doch die ersten zarten Versprechungen müssen nun möglichst schnell zu konkreten und überprüfbaren Maßnahmen führen, damit die in Europa mit viel Aufwand geschützten Vogelarten nicht noch größeren Schaden nehmen“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

„Häppchen für Luxusrestaurants“

Bereits jetzt sind dramatische Auswirkungen auf die Bestände gefährdeter Zugvogelarten wahrscheinlich, die auf ihrem Flug in die Überwinterungsgebiete und zurück die ägyptische Mittelmeerküste überqueren. Vom Gaza-Streifen bis zur libyschen Grenze werden sie in teils dreireihigen Netzanlagen abgefangen und auf Märkten als Luxushappen verkauft. Abnehmer sind insbesondere Restaurants in Kairo oder im ägyptischen Hinterland.

„Hinter der illegalen Jagd steckt vor allem ein lukratives Geschäft: Wachteln werden für fünf, Singvögel für drei Euro verkauft. Besonders um Arten wie Neuntöter, Wendehals, Wachtel und Turteltaube müssen wir uns ernsthaft Sorgen machen“, so NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann.

Entscheidend sei daher, weitere Unterstützer für die Petition zu gewinnen, um so den internationalen Druck zu erhöhen. Zusätzlich soll eine Spendenkampagne helfen, dringende Schutzaktivitäten internationaler und nationaler Partner vor Ort finanziell unterstützen zu können.

Die Petition kann noch bis Ende September unter www.NABU.de/vogelmord unterzeichnet werden.

Im Oktober 2013 soll sie dem ägyptischen Botschafter in Berlin und der Bundesregierung übergeben werden – pünktlich zu dem Zeitpunkt, wenn der Vogelzug in Ägypten wieder in vollem Gange ist. (red/nabu)

 

 

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