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Mara Bossert und Kwa Moyo haben es geschafft: Primary School ist eröffnet – finanzielle Lage dennoch angespannt

28. Februar 2015 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Landau

Es kann losgehen: Die Erstklässler mit ihren Helferinnen.
Fotos: v. privat

Steinweiler – Großer Erfolg für Mara Bossert, 1. Vorsitzende des Vereins Kwa Moyo, und ihre Mitstreiterinnen: Die „Kwa Moyo Primary School“ in Bwikhasa Village hat ihre Pforten geöffnet, die ersten 21 Schülerinnen und zehn Schüler besuchen die Pre-Primary class (Vorschule).

Bei der Eröffnung am 30. Januar dabei waren der stellvertretende deutsche Botschafter Joachim Düster und seine Frau Rose und der kulturelle Führer des Volkes der Bamasaaba, Wilson Wamimbi und seine Frau Queen Mary (Foto).

Die letzten Wochen vor der Eröffnung waren mehr als eine große Herausforderung für Kwa Moyo Uganda. Das Team war in den sechs Dörfern derVerbandsgemeinde Bushangi unterwegs, um möglichst viele Familien zu besuchen.

Die Kinder sollten aus den ärmsten Familien gewählt werden und zwischen fünf und acht Jahre alt sein.  Lehrer Julius Khaukha hatte die Formulare für das Schülerauswahlverfahren entwickelt hat und unterstützte das Team ehrenamtlich.

Der erste Schultag.

Die Ärmsten der Armen

Um zu dem am weitesten entfernten Dorf Ikyenga zu gelangen, musste die Gruppe über Felsen hinweg und wieder hinunter in ein Tal klettern. Eine Straße dahin gibt es nicht.

Besonders in diesem Dorf leben die Familien in absolut bitterster Armut und unter schlichtweg katastrophalen hygienischen Bedingungen, berichtet Schatzmeisterin Jane, die mit unterwegs war: „Ein trauriger Teil der Geschichte ist, dass unter den Häusern, die wir besuchten auch die der Dorfvorsteher waren. Auch diese leben unter äußerst unhygienischen Bedingungen. Sie sind ein schlechtes Beispiel für die Gemeinschaft. Wir müssen die lokale Regierung auffordern, diese Situation zu ändern – das gilt auch für die unkontrollierte Abholzung im Tal.“

Sanitäre Anlagen gibt es dort nicht, gesundheitliche Vorsorge wie Aids-Prävention und Familienplanung sind unbekannt, das BIldungsniveau situationsgemäß extrem niedrig.  In fast jedem Haushalt gibt es mehr als sieben Kinder, von denen jedes den Auswahlkriterien von Kwa Moyo entsprechen würde, aber nur ein Kind ausgewählt werden kann.

Allerdings sei der Weg zur Schule fast nicht zu bewältigen, schon gar nicht für ein Kind in dem entsprechenden Alter, so Mara Bossert. Ein schwierige Situation für alle Beteiligten.

In der gesamten Verbandsgemeinde gibt es kein Gesundheitszentrum. Geburten finden in den Hütten unter primitivsten Bedingungen statt. Für alle Dörfer zusammen gibt es lediglich zwei Wasserstellen und eine Quelle. Mehr als 70 Prozent der Bevölkerung lebt weit unterhalb der Armutsgrenze. Kaum eine Familie verfügt überhaupt über ein einigermaßen regelmäßiges Einkommen. Nur mit Glück kommt eine kleine, karge Mahlzeit pro Tag auf den Tisch – wenn überhaupt.

Bushangi sei eine vergessene Verbandsgemeinde im District Mbale, so die Schatzmeisterin, hier fehle es am Notwendigsten. Kwa Moyo sollte dringend Workshops über Hygiene und sanitäre Einrichtungen, Familienplanung und HIV / AIDS Prävention in ihre Arbeit mit aufnehmen, empfiehlt sie in ihrer Beurteilung. Die Menschen in den Dörfern seien meist lethargisch, hätten die Hoffnung auf eine Verbesserung der Lebenssituation aufgegeben.

Das Team unterwegs in den Dörfern.

Mangels einer nahe gelegenen Gesundheitseinrichtung müsse etwas für die Gesundheit der Bevölkerung – besonders die der Kinder – getan werden. Das allerdings erfordere ein sofortiges Eingreifen und die Zusammenarbeit mit der lokalen Regierung.

Die 20 Mädchen und zehn Jungen wurden unter den ärmsten der armen Familien ausgewählt. Viele von ihnen haben einen Schulweg von drei bis vier Kilometern und wieder zurück.

In dem Testverfahren kristallisierte es sich schnell heraus, dass keines der Kinder die notwendigen Voraussetzungen für den Besuch der ersten Klasse erfüllte. Das Team entschloss sich daher, aus der ersten Klasse eine Vorschulklasse zu machen. Auch Geburtsurkunden mussten erst noch ausgestellt werden eine zusätzliche Ausgabe für Kwy Moyo.

Zur Eröffnungsfeier waren die Schuluniformen noch nicht fertig, und so fand die Einkleidung mit den Turnuniformen statt.

Zur Eröffnungsfeier hielt der DEO, der District Education Officer, eine Rede zur Bildungssituation (insbesondere der Mädchen) im Raum Mbale. Vom Büro des ugandischen Präsidenten wurde der „Resident District Commissioner Manafwa District“ Kigai Moses Wamoto entsandt. Auch er versprach Unterstützung, allerdings ohne diese zu konkretisieren.

Spontan Frauengruppe gegründet

26 von 29 anwesenden Müttern gründeten bei später stattgefundenen Versammlung spontan die „Kwa Moyo Women‘s Group“. In ganz kurzer Zeit hatten sie einen Vorstand gewählt und die Diskussion über Gesundheitsvorsorge, HIV Tests und Familienplanung begann. Die Mütter gaben allesamt ihre Zustimmung für einen medizinischen Check Up für ihre Kinder und standen dem Thema Familienplanung positiv gegenüber – was nach ihrer Aussage für die Ehemänner nicht gelte.

Auch Überlegungen, einen großen Garten anzulegen und dort Gemüse anzubauen, wurden durchdiskutiert. Die Frauen würden den Garten bewirtschaften, einige Prozent für die Schulspeisung abgeben und sich mit dem anderen Teil ein kleines eigenes Einkommen sichern. „Unterm Strich wäre für uns diese Lösung sicherlich preisgünstiger, als das Gemüse irgendwo auf einem Markt einzukaufen und nach Bwikhasa zu transportieren. In der gesamten Verbandsgemeinde gibt es weder einen Markt noch irgendein Geschäft“, sagt Mara Bossert.

Möglicherweise könne man den Frauen auch die Herstellung von Papierschmuck beibringen: „Die Frauen verließen die Versammlung mit leuchtenden Augen und ich bekam den Eindruck, dass sie möglicherweise aus ihrer Lethargie erwachen. Ich hoffe, es hält an. Allerdings weiß ich auch, dass es regelmäßige (möglichst monatliche) Treffen geben muss, um den Teamgeist zu stärken und den Frauen zu zeigen, dass wir uns wirklich um sie kümmern und Hilfe zur Selbsthilfe leisten . . . auch, wenn das für uns ein zusätzlicher finanzieller Kraftakt wird.“

Noch viel zu tun

Auch die Nahrungsmittelmenge für das Schulessen muss noch genau erprobt werden. Momentan sind je 50 kg Reis, Posho, Zucker und Bohnen, zusätzlich Milch Zwiebeln und Tomaten angedacht. „Lagerist“ Yoweri führt genauestens Buch über alles, was angeliefert wird (wie Schulmaterialien, Lebensmittel, Baumaterialien, Feuerholz) und was heraus gegeben wird.

Die medizinische Versorgung der Schulkinder muss ebenfalls gewährleistet sein. Mara Bossert und Jane konnten mit Klinikleiter Sydney Nsubugaeine Übereinkunft treffen. Nsubugaeine ist bereit, zusammen mit einem Gesundheitsteam in die Schule zu gehen und die Kinder zu untersuchen. Zusätzlich soll ein Vertrag abgeschlossen werden, die Kinder bei Erkrankung oder einem in dem Krankenhaus zu behandeln. In einem ugandischen Krankenhaus wird üblicherweise zuerst bezahlt und dann behandelt. Der Mediziner stellte auch eine Erste-Hilfe-Box zusammen.

Mittel reichen nicht aus

Trotz allen Engagements – die finanziellen Mittel reichen dennoch nicht. Wichtig wäre ein Notfallfonds für unvorhergesehene Ausgaben – jüngst geschehen beim Beinbruch eines Schülers. Auch in der Schule selbst fehlt es noch an Vielem – es gibt weder Regale noch Schränke, lediglich die nackte Grundausstattung. Auch Mietzuschüsse für Lehrkräfte sind unerschwinglich für Kwa Moyo.

Lehrer Julius Khaukha im Klassenzimmer.

„Ich kann mich vor unserem ugandischen Team nur verbeugen und ihnen gegenüber meinen Respekt und meine Dankbarkeit erklären. Es berührt (und beschämt) mich unsagbar, dass wir Unterstützung von Menschen erfahren, die selbst fast kein Geld haben, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, aber die bereit sind, sich für ihre Landsleute und insbesondere für die vielen notleidenden Kinder einzusetzen“, so Mara Bossert.

Wer Kwa Moyo beim Aufbau des Moyo Children’s Village und Education Centers helfen und somit die Kinder in Mbale unterstützten will, kann spenden auf das Konto: VR Bank Südpfalz Konto : 2973138 BlZ : 548 625 00 oder IBAN: DE29 548 625 00 000 297 3138 / BIC : GENODE61SUW.

Die Spenden werden zu 100 Prozent nach Uganda weitergeleitet. (cli)

 

 

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