Landauer Reformationsfeier: Jetzt schon ein Apfelbäumchen für 2117

30. Oktober 2017 | Kategorie: Landau, Regional
In der ersten Reihe: Marianne Wagner, Dr. Thomas Stubenrauch, Professor Dr. Peter Busch und Dekan Janke. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Reformation im Zeichen der Ökumene: In der ersten Reihe: Marianne Wagner, Dr. Thomas Stubenrauch, Professor Dr. Peter Busch und Dekan Janke.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Das Reformationsjahr 2017 neigt sich dem Ende zu. Einer der letzten Höhepunkte war die Reformationsfeier des Kirchenbezirks Landau am Sonntag (29. Oktober) in der Stiftskirche.

Dekan Volker Janke ließ bei seiner Begrüßung noch einmal die Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr Revue passieren. Vorträge, Gottesdienste, eine Kunstinstallation, das Stationentheater „Der kleine Luther“ und andere Events hatten in Landau und Umgebung stattgefunden. Zu Ehren ihres Reformators wird die Stadt Landau am 31. Oktober den Johannes-Bader-Platz einweihen.

Ein Jahr lang habe es „geluthert“, so Janke. „Aber was bleibt über das Jubiläumsjahr hinaus?“, fragt Janke. „Wird man sich in hundert Jahren noch mit dem kleinen und großen Luther beschäftigen? Spielen die Kirchen dann noch eine Rolle in der Gesellschaft oder sind sie zu kleinen Nischengruppen für besonders Religiöse mutiert? Werden sich Christen in einer Kirchengemeinde sammeln? Oder wird vielleicht die Stiftskirche an einen privaten Eventmanager verkauft? Oder gibt es eine Volkskirche?“

Diese Fragen wolle man bei der heutigen Reformationsfeier auf den Grund gehen, so Janke.
Wie sich im Lauf des Abends zeigte, geschah dies mit Perspektive auf die Ökumene.

Das Programm wurde von Bläserkantorei und Landauer Kantorei stimmungsvoll mitgestaltet. Die „Hymne des Protestantismus“, (Dekan Janke) „Eine feste Burg ist unser Gott“ zog sich in verschiedenen musikalischen Umsetzungen durch den Abend.

Moderator Professor Dr. Peter Busch befragte zunächst einige „Stimmen aus Landau“ zu Veranstaltungen des Luther-Jahres, an denen sie mitgewirkt hatten. Frau Rosenthal-Lutz war eine von ihnen. Die Veranstaltung „Healing of memories“ im März hatte zum Ziel das Verbindende der beiden Kirchen, aber auchVerletzungen, die sie sich gegenseitig zugefügt hatten, zu benennen. „Ich hoffe, dass die Ökumene weiter vorankommt“, sagte die Katholikin Rosenthal-Lutz. Sie hoffe, dass es irgendwann möglich sein werde, ein gemeinsames Abendmahl zu feiern.

Weitere „Stimmen“ besuchten das Landeskirchenfest, ein Konficamp oder beteiligten sich am Stationentheater. „Es war interessant zu sehen, wie die Reformation in Landau abgelaufen ist“, so zwei junge Frauen, die als Schauspielerinnen beim Theater im September dabei waren.

Stationentehater: Das Freiheitsfest wird vor der Stiftskirche gefeiert. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Stationentehater: Das Freiheitsfest wird vor der Stiftskirche gefeiert.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

In drei Gesprächsrunden fanden sich danach Vertreter aus evangelischer und katholischer Kirche zusammen.

„Für das Podium konnten wir mit Oberkirchenrätin Marianne Wagner und Dr. Thomas Stubenrauch zwei kompetente kirchenleitende Persönlichkeiten aus Landeskirche und Bistum gewinnen“, so Dekan Janke.

Schon alleine die Tatsache, dass Kirche diskutiert werde, sei vor 100 Jahren nicht möglich gewesen, so der allgemeine Tenor. Ein ökumenisches Miteinander sei mittlerweile selbstverständlich. Die Reformation habe auch seine eigene Kirche verändert, so Katholik Stubenrauch.

Es gehe darum, eine offene Gesellschaft mitzugestalten und Christus in den Mittelpunkt zu nehmen. Das Profil von kirchlichen Kindertagesstätten könne durchaus geschärft werden, die Kirchenmusik könne noch vielfältiger werden.

Ob sich die Kirchen zukünftig noch Pfarrer werden leisten können oder ob es ein Priestertum aller Glaubenden geben wird, weiß natürlich noch Niemand.

Kirche werde sich wandeln und mit ihr die Gläubigen, vermuten Wagner und Stubenrauch.
Viele Aufgaben müssten zur Zeit von einigen Wenigen gestemmt werden, die Welt werde immer bürokratischer – „das tut uns nicht gut“, so Stubenrauch, der als Ökumenereferent beim Speyerer Bistum arbeitet.

Die Kirchen werden sich annähern, kein Zweifel. Fast alle Gottesdienste könne man inzwischen gemeinsam feiern, freuen sich auch Stubenrauch und Wagner.

Wie das Reformationsfest 2117 aussehen wird? Dekan Janke überreichte jedenfalls den beiden Kirchenvertretern jeweils ein Apfelbäumchen, Sinnbild für Luthers unverrückbaren Glauben. „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, soll Martin Luther einst gesagt haben. (desa)

Die Landauer Kantorei gestaltete den Abend mit. Foto: Pfalz-Express/Ahme

Die Landauer Kantorei gestaltete den Abend mit.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

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