Donnerstag, 02. Mai 2024

Lagebild vorgestellt: Milliardenschaden durch kriminelle Banden

12. Oktober 2023 | Kategorie: Nachrichten, Panorama

Holger Münch und Nancy Faeser.
Foto: über dts Nachrichtenagentur

Das Bundesinnenministerium und das Bundeskriminalamt (BKA) haben am Donnerstag das Bundeslagebild Organisierte Kriminalität 2022 vorgestellt.

Demnach gab es im vergangenen Jahr etwas weniger Ermittlungsverfahren gegen organisierte kriminelle Gruppierungen als im Vorjahr. Die Zahl der Tatverdächtigen und der verursachte Schaden waren jedoch hoch.

Rückgang der Verfahren, aber hoher Schaden

Die Polizei in Deutschland hat 2022 insgesamt 639 Ermittlungsverfahren gegen Organisierte Kriminalität (OK) geführt. Das sind 57 Verfahren weniger als im Vorjahr (696). Allerdings liegt die Zahl immer noch deutlich über dem Niveau der Vorjahre (2019: 579 und 2020: 594).

Der durch die OK verursachte und polizeilich registrierte Schaden lag im vergangenen Jahr bei 1,3 Milliarden Euro. Das ist der zweithöchste Wert in den vergangenen zehn Jahren. Die kriminellen Erträge werden mit 1,1 Milliarden Euro beziffert. Die Polizei konnte vorläufige Vermögenssicherstellungen in Höhe von 228 Millionen Euro durchführen.

Die Polizei ermittelte im Jahr 2022 insgesamt 7.256 Tatverdächtige im Bereich der OK. Das sind 1.052 Personen weniger als im Vorjahr (8.308). Die meisten Tatverdächtigen hatten die deutsche Staatsangehörigkeit (2.614), gefolgt von türkischen (1.108) und italienischen (467) Staatsangehörigen.

Rauschgiftkriminalität bleibt Hauptbetätigungsfeld

Knapp die Hälfte aller erfassten OK-Gruppierungen (46 Prozent) war im Bereich der Rauschgiftkriminalität aktiv. Damit bleibt der Rauschgifthandel und Rauschgiftschmuggel das Hauptbetätigungsfeld von OK-Gruppierungen, gefolgt von Wirtschaftskriminalität mit 17,4 Prozent und Eigentumskriminalität mit 9,2 Prozent.

Die Polizei stellte im Jahr 2022 insgesamt 46 Tonnen Rauschgift sicher, darunter 23 Tonnen Marihuana, 11 Tonnen Kokain und 5 Tonnen Heroin. Die meisten Rauschgiftverfahren wurden gegen Gruppierungen mit türkischen (28 Prozent), deutschen (18 Prozent) und albanischen (15 Prozent) Hintergründen geführt.

Transnationale Zusammenarbeit und Clankriminalität

In mehr als zwei Drittel (72 Prozent) der in Deutschland geführten OK-Ermittlungsverfahren wurde eine transnationale Tatbegehung oder eine Kooperation mit OK-Gruppierungen aus dem Ausland festgestellt. Die häufigsten Herkunftsländer der ausländischen OK-Gruppierungen waren die Türkei (14 Prozent), Italien (11 Prozent) und Albanien (8 Prozent).

Im Jahr 2022 wurden in Bund und Ländern 46 OK-Verfahren erfasst, die der Clankriminalität zugeordnet werden konnten (2021: 47). Die Ausprägungen der Clankriminalität umfassen laut Innenministerium und BKA neben dem Bereich der OK allerdings auch ein Vielfaches an Straftaten aus dem Bereich der Allgemeinkriminalität.

Zunehmende Gewaltbereitschaft

Ein Blick auf die Gewalttaten zeigt, dass OK-Gruppierungen zunehmend bereit sind, mit teils drastischen Mitteln ihre Macht zu demonstrieren, um beispielsweise Zeugen einzuschüchtern oder Gelder einzutreiben. Im Berichtsjahr konnten 16 vollendete und 22 versuchte Tötungsdelikte durch OK-Gruppierungen festgestellt werden. Darüber hinaus wurden 21 versuchte und 76 vollendete Körperverletzungsdelikte verzeichnet, bei denen es sich in der Regel um gefährliche oder schwere Körperverletzungen handelte.

Die Strafverfolgungsbehörden konnten 2022 insgesamt 275 Schusswaffen den Tatverdächtigen von OK-Gruppierungen konkret zuordnen. Darüber hinaus stellten die Strafverfolgungsbehörden 106 Schusswaffen fest, die keinem Tatverdächtigen eindeutig zugeordnet werden konnten, aber Mitgliedern der OK-Gruppierungen zur Verfügung standen.

Harte Gangart gegen Organisierte Kriminalität

“Wir setzen unsere harte Gangart gegen die Organisierte Kriminalität fort”, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). “Unser Ziel ist es, kriminelle Strukturen nachhaltig zu zerschlagen und ihnen kriminelle Einnahmen konsequent zu entziehen.” Die Ministerin sprach von “bedeutenden Ermittlungserfolgen”, insbesondere im Kampf gegen die Drogenkriminalität.

BKA-Präsident Holger Münch ergänzte, dass die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität ein Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit in Bund und Ländern bleibe. Es sei dabei wichtig, Trends möglichst früh zu erkennen, um diesen mit gezielten polizeilichen Bekämpfungsansätzen begegnen zu können, so Münch.

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