Kunst, über die man nicht diskutiert, taugt nichts

25. September 2012 | Kategorie: Landau, Regional

 

Madeleine Dietz, Hans-Joachim Schatz (links) und OB Hans-Dieter Schlimmer präsentieren das Modell des neuen Kunstwerkes. Foto: Ahme

Landau. Im Rahmen eines Pressegespräches wurde heute das Geheimnis um den Gewinner des Künstlerwettbewerbs der Thomas-Nast-Stiftung gelüftet.

Vereinsvorsitzender OB Hans-Dieter Schlimmer und Vereinsmitglied Hans-Joachim Schatz begrüßten die Künstlerin Madeleine Dietz, die sich unter sechs Mitbewerbern mit ihrem Entwurf durchgesetzt hatte. Unter dem Vorsitz Professor David Lauers, entschied sich die Jury nach „lebhaften Diskussionen“ für Dietz. „Kunst, über die man nicht diskutiert, taugt nichts“, so Schlimmer. „Kunst repräsentiert unsere Gegenwart. Sie gehört zu einer Stadt und soll durchaus auch konfrontieren“.

Thomas Nast hat unbestritten die Stadt geprägt. Der amerikanische Karikaturist, der 1846 nach Amerika ausgewandert war, ist zeichnerischer Schöpfer des Santa Claus und hat selbst oft und gerne provoziert. „Er hat wirklich ungeheuer frech karikiert und hat immer gesagt, was er denkt“, bewundert Madeleine Dietz den berühmten Landauer.

Das neue Kunstwerk, wird sicherlich auch für kontroverse Meinungen sorgen. Es soll eben nicht das gängige Nikolaus-Klischee bedienen und „keine Deko-Kunst“ sein. „Einem Denkmal im üblichen Sinne hätte ich mich verweigert“ sagt denn auch Dietz.

Das Kunstwerk, das auf dem Platz der Roten Kaserne aufgestellt werden soll (die Rote Kaserne war Thomas Nast´s Geburtshaus), wird cirka 2,50 Meter hoch sein. Es handelt sich um eine Stahl-Plastik, die anfänglich silbrig glänzend sein wird, danach aber eine Patina annimmt. Solche Corten-Stähle bilden auf der Oberfläche durch Bewitterung, unter der eigentlichen Rostschicht eine besonders dichte Sperrschicht aus, welche die Skulptur vor weiterer Korrosion schützt. So können mögliche „Fremdbeschriftungen“ auch ohne weiteres wieder entfernt werden.  Der cirka 1 cm dicke Stahl wird in die Form eines gerollten Papiers gebogen. Auf die Schriftrolle werden deutsche und englische Sätze gelasert. Sätze wie „Keine Ruhe für die Bösen“, „Den Indianern eine Chance“, „Schont dieUmwelt“ oder auch „Liberty is not anarchy“ – es sind sämtlich Karikaturtitel, die Thomas Nast als Zeichner für Zeitungen wie z. B. für „Harper´s Weekly“, verwendet hatte.

Seit 23 Jahren lebt die gebürtige Mannheimerin Madeleine Dietz in Landau, hatte vor einigen Jahren eine Einzelausstellung hier, aber noch kein Kunstwerk installieren können. Umso glücklicher ist sie jetzt, endlich „angekommen zu sein“. „Manchmal braucht man das Schulterklopfen vom eigenen Wohnort“. Im Übrigen wäre es ein großer Wunsch von ihr, wenn das Kunstwerk nächstes Jahr aufgestellt werden könnte. Dann wird sie nämlich 60 Jahre alt. Ob dieser Wunsch bis dahin in Erfüllung gegangen sein wird, hängt nicht zuletzt auch davon ab, in welchem Zeitraum die Kosten von 30.000 Euro von Sponsoren für das Werk aufgebracht werden können.(desa)

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