Jury und Publikum einig: Ukrainerin gewinnt beim Meistersingerkonzert in Neustadt

1. September 2022 | Kategorie: Kultur, Neustadt a.d. Weinstraße und Speyer, Regional

Die Meistersinger 2022 (von links: Hwakyung Lee, Yuuki Tamai, Younjin Ko, Hanna Kim Koo und Daria Tymoshenko) mit Hans-Jürgen Hoffmann.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Neustadt. Einer der glanzvollen kulturellen Höhepunkte in Neustadt ist wieder da: Das Internationale Meistersinger Wettbewerbskonzert (Abschlusskonzert des Meistersingerkurses 2022) fand zum ersten Mal nach einer großen Corona-Pause wieder im Saalbau statt.

Und es hat nichts von seinem Charme eingebüßt. 1983 gründete die verstorbene Kammersängerin Erika Köth die Neustadter Meistersingerkurse. Nach deren Tod betreute Kammersängerin Prof. Sylvia Geszty den Kurs. Ihre Nachfolgerin Prof. Claudia Eder hat seit 2001 mittlerweile 20 Meisterkurse geleitet. Die Veranstaltung wird vom Förderkreis „Neustadter Meistersingerkurse“ veranstaltet.

Der Förderkreis sucht übrigens immer neue Mitglieder. Wer die Kultur in Neustadt unterstützen möchte, kann sich an dessen Vorsitzenden Hans-Georg Hoffmann wenden (01773113717).

Das Ergebnis des Kurses gipfelt traditionell in einem Abschlusskonzert mit der Preisvergabe eines Jury-und Publikumspreises. Insgesamt sind es 6 Preise, die vergeben werden.

Hans-Jürgen Hoffmann, der bis 2018 den Verein leitete, bevor er von Hans-Georg Hoffmann übernommen wurde, begrüßte einige Ehrengäste darunter den Bruder Erika Köths, der mit Frau und Tochter angereist war. Hoffmann bedankte sich bei den Sponsoren und den „Gasteltern“ der zehn Kursteilnehmer. „Sie haben mit ihrem Engagement einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt des Meistersingerkurses geleistet“, lobte Hoffmann.

Beigeordnete Waltraud Blarr, die in Vertretung des OB Marc Weigel gekommen war, sprach später von einer „musikalischen Darbietung der Extraklasse“. Erika Köth wäre stolz auf das Gebotene, so Blarr. Prof. Eder habe ganz im Sinne Erika Köths die Kurse geleitet.

Die zwei Herren und acht Damen stammten aus Deutschland, Japan, Südkorea, Russland und der Ukraine. Begleitet wurden sie am Klavier abwechselnd von den Korrepetitoren Seung-Jo Cha und Hedayet Djeddikar.

Das Programm war zweigeteilt. Im ersten Part widmeten sich die Sänger und Sängerinnen Mozart. Don Giovanni, Die Hochzeit des Figaro, Cosi Fan Tutte, Die Entführung aus dem Serail und natürlich „Die Zauberflöte“: Die Arie der Königin der Nacht war eine Paraderolle von Erika Köth wie auch die Arie der Norina (Don Pasquale), die zum zweiten Teil des Programms gehörte. Dort stand dann der Belcanto im Mittelpunkt: Donizetti, Rossini, Pucchini, aber auch Delibes (wunderbar das „Blumenduett“) und Dvoraks Rusalka begeisterten das Publikum. Das Ensemble beendete sowohl ersten als auch zweiten Part im grandiosen Zusammenklang mit „Viva la liberta“ aus Don Giovanni und Turandot.

In einem Zwischenprogramm mit leichter Operettenkost konnten die Teilnehmer noch einmal zeigen, was sie im Kurs gelernt hatten.

Moderator Markus Hoffmann erläuterte die Musikbeiträge und stellte die Sänger und Sängerinnen vor. Dann gab es Gelegenheit, die wunderbaren Stimmen im Kurzdurchlauf noch einmal zu vergleichen und die eigenen Bewertungen einfließen zu lassen.

Ergebnisse

Den 5. Preis erhielt der südkoreanische Bariton Younjin Ko, über den vierten Preis freute sich Yuuki Tamai aus Japan, Platz 3 ersang sich Hwaakyung Lee aus Südkorea. Hanna Kim Koo (Sopran) ebenfalls aus Südkorea errang den zweiten Preis. Und Daria Tymoshenko (Hoher Sopran) aus der Ukraine war absoluter Favorit sowohl beim Publikum als auch bei der Jury – doppelter hochverdienter Sieg. Die russische Teilnehmerin Dina Levit konnte leider keinen Preis mit nach Hause nehmen.

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine spielte für die Beteiligten und die Zuschauer jedenfalls keine Rolle. „Für uns zählt nur der musikalische Ausdruck und nicht, wo jemand herkommt“, sagte zum Beispiel eine Zuschauerin, die jedes Jahr ins Konzert kommt.

Tymoshenko hatte sich nicht zuletzt mit ihrem Beitrag der cavatine der Ninetta „La gazza ladra“ von Rossini in die Herzen der Zuschauer gesungen. Im Interview mit Markus Hoffmann erzählte die Meistersängerin, die inzwischen in Frankfurt lebt und arbeitet von ihrer Flucht.

In ihrem Grußwort betonte Beigeordnete Waltraud Blarr das friedvolle Miteinander als wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung. Und: „Für mich haben alle gewonnen. Das Training hat sich gelohnt!“ (desa)

Kleine Galerie

Daria Tymoshenko im Gespräch mit Markus Hoffmann

Print Friendly, PDF & Email
Zur Startseite

Abonnieren Sie auch unseren Pfalz-Express-Kanal bei YouTube

Diesen Artikel drucken Diesen Artikel drucken

Kommentare sind geschlossen