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Haßloch: Geplantes Logistikzentrum bringt Anwohner auf die Barrikaden

10. November 2018 | Kategorie: Allgemein, Kreis Bad Dürkheim, Regional

Bürgerversammlung in Haßloch: Aufregerthema war das geplante Logistikzentrum.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Haßloch. Einmal im Jahr findet eine Bürgerversammlung in Haßloch statt. Meist sind die Versammlungen mit zirka 40 bis 50 Personen besucht.

Ganz anders die diesjährige Versammlung. Das Kulturviereck war nicht nur bis zum letzten Platz gefüllt, die Leute standen sogar noch im Vorraum und an den Seiten.

Grund war ein richtiges Aufregerthema: Das geplante Logistikzentrum erregt die Gemüter.

Zunächst stellten Bürgermeister Lorch, (2.v.r.), Erster Beigeordneter Tobias Meyer (l.), Beigeordneter Dieter Schuhmacher (r.) und Johannes Specht (Büroleitung) die Planungen zum Badepark vor.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Badepark wird aktiviert und modernisiert

Zunächst gab es aber Infos zum Badepark. Dafür war 2016 eine Einwohnerbefragung durchgeführt worden mit fünf angebotenen Varianten. 35 Prozent der Teilnehmer entschieden sich für Variante II, eine Aktivierung des Badeparks.

2017 wurde ein Runder Tisch gebildet und sechs Sitzungen abgehalten. Die Altenburg Unternehmensberatung wurde von den Gemeindewerken Haßloch mit einer Strategieberatung und einem zukunftsfähigen Konzept beauftragt.

Nun geht es voran mit dem neuen Badepark. Die geschätzten Investitionen belaufen sich auf 8,5 Millionen Euro.

Das Freibad soll in seiner heutigen Form bestehen bleiben, die Hauptbadehalle soll abgerissen werden und einem Neubau Platz machen.

Vorgesehen ist ein 25-Meter-Becken mit vier Bahnen, ein 10 x 10 Meter großes Multifunktionsbecken, ein Dampfbad mit Wärmeraum, ein Kinderspielbereich und draußen ein ergänzender Kinderspielbereich.

Am 22. November wird es eine Sitzung des Runden Tisches geben mit Vorstellung des Konzepts. Man beabsichtige noch vor den Kommunalwahlen einen Baubeschluss zu ermöglichen, so Bürgermeister Lothar Lorch.

Man werde alle Zuschussmöglichkeiten von Bund und Land ausschöpfen, so Lorch. Auf eine entsprechende Frage meinte er, dass auch ohne Förderzusagen „eine Realisierung angestrebt“ werde.

Foto: Pfalz-Express/Ahme

Logistikzentrum erregt die Gemüter

Nun zum geplanten Logistikzentrum, das ganz in der Nähe des Badeparks, im Industriegebiet Süd, entstehen soll.

Manche nennen es „Mammutprojekt“ und beziehen sich auf die gigantischen Ausmaße (241 Meter lang, 115 Meter breit und 13 Meter hoch) des Gebäudes auf einem Gelände von 53.000 Quadratmetern.

Nachdem schon früher ein Reifenlager, Camping und eine Bäckerei auf dem Gelände aufgrund von Hochwasserschutz nicht realisiert werden konnten, wurde das Gelände von privat an privat verkauft. Die Gemeinde habe da keinen Einfluss gehabt, so Lorch.

Das Hochwasserproblem konnte zwischenzeitlich gelöst werden. Es existiert ein rechtskräftiger Bebauungsplan, an dem nichts zu beanstanden ist.

Die Kreisverwaltung muss nun die Baugenehmigung erteilen. Bei einem Behördentermin mit allen Beteiligten, wurde die Auffassung des Landesbetriebs Mobilität deutlich, dass die Verkehrsbelastung am Kreisel, am Hubertushof, an der Westrandstraße und umliegenden Straßen „sehr problematisch“ sein könnte.

Genau das befürchten auch die Anwohner, denn man geht von einem LKW-Verkehr von bis zu 500 LKWs in 24 Stunden aus.

Die Verkehrsbelastung, entsprechende Emissionen und eine Rodung des Geländes am Rehbachufer, sorgen für großen Protest innerhalb der Bevölkerung. Eine Wiederbepflanzung wurde gefordert und es sei nun ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden, informiert Lorch.

Viele können auch nicht verstehen, dass die Kreisverwaltung offensichtlich nicht weiß, welche Mieter, welche Waren es gibt und was überhaupt der Investor vor hat. Er soll deshalb eine „konkrete Betriebsbeschreibung“ liefern.

Eine „Verkehrs-und Leistungsprognose“ stellte der Bürgermeister in den Raum, denn viele Fragen der aufgebrachten Anwohner bezogen sich naturgemäß darauf.

Befürchtet wurde auch, dass der ganze Ort unter dem LKW-Verkehr werde leiden müssen: „Das Navi zeigt immer den kürzesten Weg durch einen Ort“, sagte ein Anwohner.
„Überall gibt es Fahrverbote für Diesel in den Städten und wir holen uns die Diesel-LKWs rein“, meinte ein anderer Redner.

Die Idee ein passenderes Gelände in Richtung Autobahn auszuweisen, kann nicht umgesetzt werden, da auf dem entsprechenden Gelände schon ein Baumarkt gebaut werden soll.

Auch dass die Gewerbesteuer ins Ausland abfließen wird, spricht nicht gerade für das Projekt.
Das Positive: Es könnten 250 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden.

Sollte die Kreisverwaltung Bad Dürkheim eine Baugenehmigung erteilen, wird sich der Haupt-und Finanzausschuss der Gemeinde Haßloch damit beschäftigen.

Die Gemeinde wird eventuell gegen den Beschluss klagen, erklärt der Bürgermeister. Der Gemeinderat hatte sich schon geschlossen gegen das Projekt ausgesprochen.

„Wir müssen die Spielregeln beachten und realistisch bleiben“, sagt Lorch. (desa)

Das Logistikzentrum im Plan.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

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