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Goetheparkplauderei zum Thema „Landesgartenschau“: Wie konnte das geschehen?

4. August 2013 | Kategorie: Allgemein, Landau, Regional

 

OB Hans-Dieter Schlimmer musste heute den Landauern die Verlegung der Landesgartenschau erklären.
Fotos und Video: Ahme

Landau. Die Landesgartenschau wird verlegt: Im 38. Jahr der Goetheparkplaudereien wurde heute dieses für Landau so wichtige Thema behandelt.

OB Hans-Dieter Schlimmer, der selbst die Moderation übernommen hatte (deshalb erntete der Oberbürgermeister so manch kritische Stimme), wollte, als er die Landesgartenschau im Januar auf die Plaudereien-Liste setzte, Vorfreude auf das Kommende transportieren. Doch „manchmal kommen die Dinge etwas anders“, so Schlimmer.

Aufs Podium gebeten wurden in drei Gesprächsrunden der Chef des Landauer Stadtbauamts, Christoph Kamplade, der ehemalige Leiter der Grünflächenabteilung, Frank Hetzer, Altoberbürgermeister Dr. Wolff (1. Vorsitzender des LGS-Freundeskreises), LGS-Geschäftsführer Matthias Schmauder und Elisabeth Morawietz vom Arbeitskreis 4 des LGS-Freundeskreises.

Musikalisch umrahmt wurden die Gesprächsblöcke von den Elwetrittsche Musikanten.

„Wir wollen heute die Frage klären, wie konnte das geschehen“, so Schlimmer. „Wir wollen dabei nicht nach hinten schauen, sondern zusammen mit der Bürgerschaft nach vorne blicken und die Landesgartenschau 2015 zu einem großen Erfolg machen“. Schlimmer sprach von „dramatischen Wochen der Entscheidung“ und von „Momenten, die man ertragen muss“.

Positives Denken ist Trumpf: Die Stadt Landau habe zwischenzeitlich ihr Gesicht geändert. Schlimmer verwies dabei auf Bahnhof, Ostbahnstraße, Cornichonstraße und auf Untertorplatz, der im September offiziell eingeweiht werden wird.
„Die Folgen des Zweiten Weltkriegs stellen uns vor große Herausforderungen“, sagte Christoph Kamplade. Kampfmittel waren in Landau immer schon Thema, sagen Kamplade und Schlimmer. „In den letzten 20 Jahren haben wir 30 Blindgänger entschärft“.

Man konnte auf Luftbilder von Luftangriffen und Ladelisten zurückgreifen, Verdachtspunkte waren erkennbar, sie hat man sondiert, in der Hoffnung, Blindgänger zu finden.

In sensiblen Bereichen wie Kohlelager oder Geothermiegelände habe es keine Hinweise gegeben. Auch 2009 und 2010, als die Bewerbung zur Landesgartenschau in die „heiße Phase“ ging, habe man keine Kampfmittel gefunden, erklärt Kamplade.

Die Alternative wäre gewesen, 35 Hektar sondieren zu lassen, „das hätte viele Millionen gekostet. Jetzt wird langsam klar: Die Gefährdungseinschätzung war nicht richtig“, so Kamplade. „Die Einschätzung der Fachleute war falsch“, so auch Schlimmer.

„Die Frage lautet jetzt: Wie schafft man es mit einem finanzierbaren Aufwand ein Höchstmaß an Sicherheit zu bekommen“.

Drei bis fünf Monate schätzt wird es wohl dauern, alle Flächen zu sondieren. Eine achtwöchige Ausschreibung, auch europaweit dazu, war aufgrund der Größe des Projektes nötig. „Mit der Sondierung wird es deshalb November/Dezember werden“, erläutert Kamplade den zeitlichen Rahmen, der allerdings eine Durchführung der LGS 2014 nicht erlaubt.

Auch die Kosten müssen jetzt neu überdacht werden: „Wir bewegten uns bis jetzt im Kostenrahmen und müssen jetzt erst einmal Kassensturz machen“, sagt Schlimmer und stellt, an Matthias Schmauder gewandt, eine fast rhetorisch anmutende Frage: „War Landau mit dem Projekt überfordert?“ Was Schmauder natürlich vehement verneint. Lieber zählt er die Vorteile einer Landesgartenschau in 2015 auf.

So entwickle sich die Vegetation weiter, außerdem sei man 2015 bundesweit mit der Landesgartenschau konkurrenzlos. 2014 gibt es nämlich insgesamt sechs Landesgartenschauen. Auch mit den Dauerkarten will man großzügig verfahren, erklärt Schmauder. Ob eine Art Goetheparkplauderei dann im Südpark der Landesgartenschau stattfinden könnte, wurde noch nicht entschieden.

Ein Jahr mehr Zeit: diesen Vorteil beleuchtet auch der Vorsitzende des Freundeskreises der Landesgartenschau, Dr. Christof Wolff. Zunächst „geschockt“, sieht der Alt-OB nun fast nur Vorteile. „Südpfälzer sind optimistische Menschen. Wir haben jetzt mehr Zeit, noch mehr Projekte zu entwickeln“. Dafür soll sich der Landauer Bürger einsetzen, Wolff wirbt aber auch für neue Freundeskreis-Mitglieder.

Ansonsten wird sich an den Aktivitäten nicht viel ändern, auch die Bälle des Freundeskreises werden natürlich stattfinden.

Auch Elisabeth Morawietz´Appell richtet sich an die Bürger – Landau soll ganz im Zeichen der Blumen stehen, nicht zuletzt durch Privatinitiativen.

Frank Hetzer hat den Gedanken des „Guerilla Gardening“ aufgegriffen. Das Grundstück (viele würden es sogar als Schandfleck bezeichnen) an der Zweibrücker Straße, wurde durch Schüler der Maria Ward Schule sozusagen mit Erlaubnis der Besitzerin, die in München lebt, Instand besetzt. Es gibt einen bemalten Bauwagen, Hochbeete mit Kräutern und anderes mehr. Der Arbeitskreis 4 veranstaltet zur Zeit einen Balkon- und Fassadenwettbewerb, der auch nächstes Jahr stattfinden soll.

Fazit: Eine gut besuchte Veranstaltung, vom OB selbst moderiert, keine kritischen Fragen oder Statements aus dem Publikum, keine Zahlennennung. Es wird der große Zusammenhalt beschworen, der sich nun noch ein weiteres Jahr bewähren muss. (desa)

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