Germersheim – Die Stadt erweitert ihr digitales Angebot auf der städtischen Homepage mit einem kommunalen Gebärdensprach-Avatar für gehörlose Menschen.
Man wolle die vielseitigen Informationen und Online-Services auf der Homepage allen Mitbürgern zugänglich zu machen“, sagt Bürgermeister Marcus Schaile.
Lesen lernen für Gehörlose meist schwierig
Laut Deutschem Gehörlosen-Bund (DGB) e.V. sind 70 Prozent der gehörlosen Menschen in Deutschland auf Gebärdensprach-Dolmetscher angewiesen. Was viele nicht wissen: Die deutsche Textsprache ist nämlich wie eine Fremdsprache für die Mehrheit der Gehörlosen, da das Erlernen über das Gehör läuft. „Ohne eine Übersetzung der schriftlichen Texte in Gebärdensprache sind gehörlose Menschen ausgeschlossen. Genau das wollen wir vermeiden“, so Schaile.
Hinzu kommt, dass eine echte digitale Teilhabe unter aktuellen Rahmenbedingungen nicht möglich ist. Nun sollen Services der Kommunen mithilfe eines Gebärdensprach-Avatars erstmalig automatisiert übersetzbar werden. Die Kölner Charamel GmbH hat dazu das Beteiligungsprojekt „Kommunaler Gebärdensprach-Avatar“ (KGA) gestartet.
Es setzt auf Forschungsergebnisse aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekt AVASAG (Avatar-basierter Sprachassistent zur automatisierten Gebärdenübersetzung). Kommunen sollen von den aktuellen Erkenntnissen und dem neuesten Wissensstand profitieren. Die Kölner Charamel GmbH, unabhängiges Softwareunternehmen mit 20-jähriger Expertise im Einsatz von Avataren, will es in enger Zusammenarbeit mit Gebärdensprach-Experten aus der Gehörlosen-Community mit den Kommunen umsetzen.
Über 40 deutsche Kommunen beteiligen sich an der Entwicklung der ersten Lösung für eine barrierefreie Ausgestaltung von Internetseiten beziehungsweise Online-Services für gehörlose Bürger. Die Idee für die Umsetzung des Beteiligungsprojektes kam während des Forschungsvorhabens „AVASAG“, dass die Charamel GmbH gemeinsam mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, der Universität Augsburg, der Technischen Hochschule Köln, Ergosign und den Gebärdensprach-Experten von yomma umsetzt.
„Durch viele Nachfragen konnten wir den Bedarf nach einer technischen Lösung erkennen. (…) Wir sehen eine echte Chance, nicht nur die Minimalanforderungen für digitale Barrierefreiheit zu erfüllen, sondern viele verschiedene Services und standardisierte Prozesse in Gebärdensprache darstellbar zu machen. Dies bietet einen Mehrwert für alle, denn Informationen werden verständlicher für die Gehörlosen-Community und Dolmetschende können sich komplexeren individuellen Übersetzungen widmen“, so Alexander Stricker, Geschäftsführer der Charamel GmbH.
Zwar ist das Beteiligungsprojekt bereits gestartet, es gibt aber laut Angaben der Charamel GmbH weiter die Möglichkeit, als interessierte Kommune teilzunehmen. Mehr Informationen auf www.gebaerdensprach-avatar.de
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