Fresken im Haus zum Maulbeerbaum werden freigelegt: Haus am verkaufsoffenen Sonntag geöffnet

15. Oktober 2016 | Kategorie: Landau, Regional
Diplom-Restauratorin Karen Keller und ihr Team legen seit Anfang der Woche die historischen Fresken im Haus zum Maulbeerbaum frei. Foto: stadt-landau

Diplom-Restauratorin Karen Keller und ihr Team legen seit Anfang der Woche die historischen Fresken im Haus zum Maulbeerbaum frei.
Foto: stadt-landau

Landau. „Es ist eine sehr spannende Puzzle-Arbeit!“ Die Kölner Diplom-Restauratorin Karen Keller legt seit Anfang der Woche die Wandmalereien in Landaus ältestem noch erhaltenen Gebäude, dem Haus zum Maulbeerbaum, frei.

Insgesamt rund sechs Wochen verbringt Keller im Auftrag der Stadt damit, die Fresken in dem Gebäude in der oberen Marktstraße Schicht für Schicht freizulegen und zeitlich einzuordnen. Dazu stellen die Diplom-Restauratorin und ihr Team so genannte „Befundtreppen“ her, d.h., sie öffnen den Verputz an einer Stelle und tragen dann den Putz Schicht für Schicht mit dem Skalpell ab.

„18 Schichten sind auf diese Weise bereits zum Vorschein gekommen“, berichtet Keller über ihre ersten Arbeitstage. „Wir nähern uns der Geschichte des Hauses, indem wir es an mehreren kleineren Stellen häuten wie eine Zwiebel.“

Auf dieses Weise können auch erste Rückschlüsse auf das tatsächliche Alter des Hauses zum Maulbeerbaum bzw. dessen Schicksal während des Stadtbrandes von 1689 gezogen werden – um eine endgültige, fundierte Aussage treffen zu können, müssten aber weitere Untersuchungen abgewartet werden, wie Keller betont.

„Indem wir die Wandmalereien freilegen, bekommen wir aber ein ganz gutes Bild davon, wie das Haus in früheren Zeiten aussah“, so Keller weiter.

„Wie war die Raumaufteilung, wie waren die Räume und Decken ausgestattet?“ Dass die Fresken überhaupt noch erhalten seien, sei ein Glücksfall und ein Alleinstellungsmerkmal des Hauses zum Maulbeerbaum, erläutert die Diplom-Restauratorin.

Normalerweise seien Wandmalereien aus dieser Zeit vor allem in Kirchen zu finden. Weltliche Bauten seien in früheren Zeiten zwar auch auf diese Weise verziert worden, die meisten seien aber nicht mehr erhalten und wenn doch, dann oft nur in stark saniertem oder renoviertem Zustand.

Nicht nur die Landauer würden die Ergebnisse ihrer Untersuchungen mit Spannung erwarten, bekräftigt Keller. Auch sie selbst habe Spaß an der Arbeit im Haus am Maulbeerbaum. „Es macht viel Freude, der Geschichte des Gebäudes auf den Grund zu gehen und so ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen“, so Keller.

Eigentümerin des Hauses zum Maulbeerbaum ist die Stadt Landau. Für die Freilegung und Bestandsaufnahme der Fresken hat sie 100.000 Euro in den Haushalt 2016 eingestellt. Die tatsächlichen Kosten werden sich voraussichtlich auf rund 60.000 Euro belaufen.

„Auch bei den Haushaltsberatungen für 2017 wird das Haus zum Maulbeerbaum eine Rolle spielen“, kündigt Oberbürgermeister Thomas Hirsch an. „Dann gilt es, die weitere Vorgehensweise festzulegen.“

Die Stadt Landau ist seit dem Jahr 2002 (wieder) Eigentümerin des Gebäudes und hat seitdem mehrfach in Sicherungsmaßnahmen investiert. 2011 gründete sich der Verein der Freunde des Hauses zum Maulbeerbaum; 2015 folgte eine Genossenschaft, die sich unter dem Motto „Gemeinsam bewahren“ dem Erhalt des maroden Gebäudes verschrieben hat.

„Wir danken den Vereinsmitgliedern für ihr Engagement“, betont Oberbürgermeister Hirsch. „Ich bin sicher, dass wir gemeinsam eine Lösung herbeiführen können, die dem Haus zum Maulbeerbaum und dessen Geschichte gerecht wird.“

Das Haus zum Maulbeerbaum gilt als das älteste noch erhaltene Gebäude in Landau. Ende des 13. Jahrhunderts wurde es erstmals urkundlich erwähnt. Später, als es erstmals im Besitz der Stadt war, diente es als Nobelherberge.

Die Gästeliste aus dem 16. und 17. Jahrhundert liest sich wie das „Who-is-who“des politischen Geschehens der damaligen Zeit. Wichtigstes Datum in der Geschichte des Hauses ist aber das Jahr 1522, als die Herberge Schauplatz eines rund 600 Mann starken Rittertags unter Ulrich von Hutten und Franz von Sickingen war, aus dem der „Landauer Bund“ hervorging. Seit dem Jahr 1984 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

Am kommenden Sonntag – dem Verkaufsoffenen Sonntag – öffnet das Haus zum Maulbeerbaum von 11 bis 18 Uhr seine Pforten für interessierte Besucher. Dann wird auch eine Ausstellung der St. Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz-Saarland zum Thema „Pilgern“ zu sehen sein. (stadt-landau)

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