Donnerstag, 09. Mai 2024

Frankweiler: Damit das Pferd sich wohlfühlt – Der Mann der Sattel kann!

Luca José Bengert vom Ortsbürgermeister geehrt

28. Februar 2022 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße

Luca freut sich über die Anerkennung seiner Leistung durch Bürgermeister Nerding.
Foto: Heinz Lambert

Frankweiler. Im Januar wurde Luca José Bengert aus Frankweiler als bester Sattlergeselle Deutschlands ausgezeichnet und darf sich „Bundessieger der Sattler mit Fachrichtung Reitsportsattlerei“ nennen.

Diese tolle Leistung würdigte nun auch Lucas Heimatgemeinde. Ortsbürgermeister Bernd Nerding überreichte dem 20-Jährigen im Hof seines Elternhauses in der Weinstraße einen Gutschein. Lucas braune Stute Chiara schaute interessiert zu, ganz so als wüsste sie, was da gerade abgeht.

Bernd Nerding sagte: „Wir als Gemeinde sind sehr stolz auf Luca Bengert. Er hat sich die Auszeichnung redlich verdient, weil er seit Jahren sehr zielstrebig darauf hingearbeitet hat ein sehr guter Sattler zu werden! Nun ist er sogar Deutschlands Bester. Das verdient unser aller Respekt!“

Luca bedankte sich bei Nerding und merkte an: „Den Gutschein kann ich sehr gut gebrauchen. Ich denke es ist hinlänglich bekannt, dass die Haltung von Pferden ja doch recht Kostenintensiv ist.“
Neben Chiara steht noch die 11-jährige Calypso im Stall bei den Bengerts.

Wenn er gegen 15.30 Uhr von der Arbeit nach Hause kommt und gegessen hat, bewegt er täglich beide Tiere und verbringt auch noch viel Zeit bei ihnen im Stall. Dabei vergisst er oft die Zeit und die fehlt ihm dann mitunter am nächsten Tag etwas, klingelt doch schon jeden Morgen um 4.25 Uhr der Wecker für Lucas.

Nach dem Frühstück macht er sich auf den Weg zu seinem Arbeitsplatz, der Reitsportsattlerei Sommer in Pirmasens, wo er seine Ausbildung absolvierte. Als er noch die Integrierte Gesamtschule in Landau besuchte, lernte er bei Sommer schon in einem Praktikum die Kunst der Sattlerei.
„Ich habe dort schon gemerkt, wie ich das Kreative mit dem Handwerklichen verbinden kann. Ich spürte, dass dies eine gute Mischung ist, zumal das Handwerk in unserer Familie schon immer sehr geschätzt wurde.“

Das Nähen, welches für die Herstellung eines Sattels ja unabdingbar ist, hat ihm seine Mutter Annette in die Wiege gelegt. Sie ist Schneiderin und Modezeichnerin.

Lucas Begeisterung für die Pferde teilt auch Vater Hans-Peter, der auch Vorsitzender des Pfälzer-Vielseitigkeits-Clubs Dagoberthecke ist, welchen die Familie gründete.

Dass sein Beruf nicht gerade alltäglich ist, dessen ist sich Luca Bengert vollkommen bewusst. „Ich mache eben nicht gerade das, was alle machen“ stellt er fest.

Aktuell arbeitet er daran sich schon bald „Sattlermeister“ nennen zu dürfen. Die heiße Phase startet im September und im März 2023 soll dann alles in trockenen Tüchern sein. Sollte er dies schaffen, woran bei seinem Engagement kein Zweifel besteht, wird er dann mit gerade mal 21 Jahren den Meisterbrief in Empfang nehmen können.

Angesprochen auf die Kunst, einen Sattel herzustellen, ergibt sich auch die Frage nach den Kosten eines solchen Kunstwerks.
„Einen Sattel gibt es ab circa 2.500 Euro. Nach oben sind dann fast keine Grenzen gesetzt“ erklärt der Sattler.

„Die Kunden akzeptieren aber die Preise, da sie wissen, wie viele Stunden Arbeit darin stecken und dass nur sehr gutes Material verwendet wird. Sie können also sicher sein, in jedem Fall hervorragende Qualität geliefert zu bekommen.“

Damit der Sattel später richtig sitzt, muss das Pferd sozusagen vermessen werden. Heutzutage geschieht das digital, aber nach wie vor greift man zur Ermittlung für die später so wichtige Passform, auch auf handwerkliche Geräte zurück, wie sie schon in früherer Zeit verwandt wurden. Auch damit kennt sich Lucas bestens aus!

Er kam schon sehr früh mit Pferden in Berührung. Mutter Annette und Vater Hans-Peter setzten ihn nämlich schon im zarten Alter von zwölf Monaten zum ersten Mal auf ein Pony. „Da hatte er noch den Schnuller im Mund“ lacht seine Mutter.

Das war damals im bayerischen Wald. Ab seinem siebten Lebensjahr lernte er dann in einem Reiterhof im Odenwald, wo er mit seinen Eltern regelmäßig die Ferien verbrachte, richtig zu reiten.
„Früher dachte ich sogar daran, dass ich vielleicht mal Profireiter werden könnte, aber dann habe ich mich anders entschieden. Das Reiten ist für mich aktuell mehr ein Hobby, als guter Ausgleich zum Beruf. Derzeit ist die Sattlerei mein Leben!“ sagt er im Brustton der Überzeugung.

Dennoch war er schon bei vielen Turnieren vertreten und dies sehr erfolgreich, wovon zahlreiche Siegesplaketten und Pokale zeugen. So wurde er mit Calypso zwei Mal Pfalzmeister bei den Vielseitigkeitsreitern und mit Chiara einmal bei den Springreitern.

Bezogen auf die Vielseitigkeitsreiterei, die ja aus den Teildisziplinen Dressur, Geländeritt und Springen besteht, sagt Luca: „Ich wollte nicht nur eine Sache machen,“ um dann im besten Südpfälzer Dialekt anzufügen: „Äfach kann jo jeder!“

Zu künftigen sportlichen Zielen sagt er: „Da bin ich nicht festgelegt, aber eines ist mir wichtig: Ich würde meinen Pferden nie mehr zumuten, als dass was ich selbst kann.“
Mit Blick auf Chiara gerichtet sagt er: „Ursprünglich wollte ich ja keine braunen Pferde, weil die mir irgendwie nicht so gefielen. Heute habe ich braune Stuten. Das hat sich so ergeben. Die Farbe spielt aber heute für mich eh keine Rolle mehr. Es kommt auf den Charakter an, und der ist bei meinen beiden Pferden perfekt“ freut er sich. (Heinz Lambert)

 

 

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