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Forlacher Burgstadel: Gedenkstein und Informationstafel eingeweiht

23. April 2013 | Kategorie: Kreis Germersheim

Die Enthüllung desr Informationstafel. Fotos: stvwörth

Wörth. Unweit des ehemaligen Wörther Kinos stehen an der Heilbachbrücke seit wenigen Tagen ein Sandstein mit der Gravur „Burgstadel Forlach“ und eine Informationstafel, die das historische Bauwerk in Erinnerung ruft.

Am 18. April konnte  die Gedenkstätte eingeweiht werden. Ortsvorsteher Roland Heilmann und Initiator Gerhard Feuerriegel, der auch die Recherchen zum Burgstadel durchgeführt hatte, enthüllten die Tafel, die neben den textlichen Erläuterungen  eine farbige Skizze des Burgentyps zeigt.

Gedenkstein für das vergessene Örtchen Forlach mitsamt seinem Burgstadel.

Nach den Grußworten des Ortsvorstehers schilderte Gerhard Feuerriegel die Geschichte des Burgstadels, wobei er noch eine ganze Reihe weiterer interessanter Details erzählte, die auf der Informationstafel keinen Platz mehr gefunden hatten. „Als die Einwohner von Werde damals ihr Dorf durch den Rheinstrom verloren, zogen sie ins benachbarte verwaiste Forlach“, begann Feuerriegel seine Ausführungen. „Und mit dem Dorf übernahmen sie auch die Forlacher Gemarkung. Durch diese Übernahme wurde später das neue Wörth gemarkungsmäßig zum zweitreichsten pfälzischen Dorf.“

1664, zur Zeit der Umsiedlung, stand der Burgstadel schon nicht mehr. Die erste urkundliche Erwähnung von Forlach datiert aus dem Jahr 1262. Der erstmals 1283 bezeugte Adlige Billung von Forlach, Truchsess (Verwalter) des Klosters Weißenburg, bewohnte den Burgstadel mit seiner Frau Eufemia, bis das Geschlecht um das Jahr 1357 herum erlischt und der Burgstadel zerfällt oder zerstört wird.

„Der Forlacher Burgstadel war eine kleine Turmhügelburg“, erläuterte Feuerriegel. „Sie stand auf der anderen Bachseite, auf einer Insel des jetzigen Heilbachs, damals Forlachbach genannt. Bevor der Heilbach die Stelle passiert, an der heute die Bahnlinie verläuft, teilte er sich, um dann nach ca. 200 Metern sich wieder zu vereinen. Dadurch entstand eine Insel. Und auf dieser Insel, auf einem Hügel, stand der befestigte Wohnturm der Herrschaft von Forlach. Es war ein zwei- bis dreistöckiger Fachwerkbau auf einem Steinfundament. Ein Palisadenzaun und eine einfache Zugbrücke sicherten den Burgstadel gegen Feinde ab.“

Das kleine Dörfchen Forlach wird ein Opfer des Dreißigjährigen Kriegs. Nachdem die Bewohner durch Cholera und Raubüberfälle dahingerafft wurden, ist Forlach im Jahr 1648 eine Wüstung. 16 Jahre später wird es von den Bewohnern des untergegangenen Werde wieder besiedelt.

Der Burgstadel geriet jedoch in Vergessenheit, nur ein Hügel im Heilbach blieb von ihm übrig. Die Historiker rätselten lange über dessen Bedeutung bis vor rund 120 Jahren in Weißenburg und Karlsruhe Unterlagen gefunden wurden, die Informationen zu dem ehemaligen Burgstadel lieferten.

Wer an der frisch eingeweihten Gedenkstätte steht und sich umsieht, der wird sich bald fragen, wo denn der Burghügel und der zweite Bachlauf geblieben sind. Auch hierauf hat Gerhard Feuerriegel eine Antwort: „Als die Bahnlinie Wörth-Kandel gebaut wurde, um 1860/63, schüttete man das zweite Bachbett mit dem Erdreich vom Burghügel einfach zu, um nicht einen zweiten Durchlass für den Heilbach durch den Bahndamm bauen zu müssen.“

Wer den Wasserstand des heutigen Heilbachs betrachtet, wird sich zudem fragen, ob der Bach dem Burgstadel im Verteidigungsfall überhaupt eine nennenswerte Sicherheit hatte bieten können. Hier verweist Feuerriegel auf den Umstand, dass der Forlachbach damals viel mehr Wasser führte, bedingt durch mehr Niederschläge, das Fehlen der heutigen Entwässerungsgräben im Bienwald und den Gegendruck vom Rhein, der damals sehr stark war: „Durch die vielen Rheinschlingen, die sogenannten Mäander, floss das Rheinwasser viel langsamer ab und machte es dem Forlachbach schwer, sich da hinein zu drängen.“

Dass dieses Stück Wörther Geschichte nun erlebbar ist, ist in erster Linie dem unermüdlichen Einsatz Gerhard Feuerriegels zu verdanken. Darüber hinaus sorgten der Stadtrat und der Wörther Ortsbeirat sowie die Stadtverwaltung und Steinmetz Jürgen Christ für die Planung und Umsetzung der Gedenkstätte. (red)

 

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