Felsentreppe in Pirmasens: Sanierung beginnt – Mosaik-Atelier öffnet Türen

12. Juni 2019 | Kategorie: Südwestpfalz und Westpfalz

Foto: Stadt Pirmasens

In Pirmasens entsteht derzeit das wahrscheinlich größte Mosaik in Rheinland-Pfalz. Der schmucklose Turm der Felsentreppe verwandelt sich bis zum Spätsommer durch eine schillernde Verkleidung zu einem echten Hingucker – mit farbenfrohen Motiven aus der heimischen Flora und Fauna.

Bevor ab Mitte August die einzelnen Mosaikfliesen angebracht werden können, wird das 6,50 Meter hohe Funktionsbauwerk in der Schäferstraße instandgesetzt. Die Maßnahmen zur Ertüchtigung wären ohnehin notwendig gewesen, da der Zahn der Zeit am Beton genagt hat.

Während der Baumaßnahme bleibt die Treppe ab sofort gesperrt. Fußgänger werden gebeten, vorübergehend die Treppenanlage in der Kaffeegasse zu nutzen, die ebenfalls Schäfer- und Bahnhofstraße miteinander verbindet.

Nachdem der Turm bereits vollständig eingerüstet wurde, werden die Geländer demontiert und durch neue ersetzt. Gleiches gilt für die Platten, die einem neuen Belag weichen. Instandgesetzt wird zuvor die gesamte Betonkonstruktion des Bauwerks, das aus dem Jahr 1969/70 stammt.

Im Anschluss wird eine LED-Beleuchtung installiert. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf rund 195 000 Euro. Die Planung liegt in Händen des Ingenieurbüro Thiele Tragwerksplanung GmbH (Pirmasens); die Arbeiten zur Betonsanierung werden von der Firma  BBR Bausanierungen GmbH (Eppelborn) ausgeführt.

Künstlern über die Schulter schauen

Während die Bauarbeiter am Treppenturm in der Schäferstraße mit schwerem Gerät zugange sind, sind bei den Künstlern im „gläsernen Atelier“ echte Handarbeit und viel Fingerspitzengefühl gefragt.

In der kommenden Woche, zwischen Montag, 17. und Freitag, 21. Juni 2019, stehen die Türen der temporären Werkstatt in der ehemaligen Rheinberger-Gastronomie erneut für Besucher offen.

Der Feiertag Fronleichnam ist eine ideale Gelegenheit, um den Machern über die Schulter zu schauen. Interessierte können täglich von 10 bis 17 Uhr die Entstehung der Vogeltreppe hautnah miterleben und mehr über die handwerklichen Techniken erfahren. Die aus Chile stammende Künstlerin Isidora Paz-López empfängt Mitglieder der Deutschen Organisation für Mosaikkunst (Domo).

Zehn Personen werden sich als Freiwillige in das deutschlandweit einmalige Projekt einbringen. Der gemeinnützige Verein, dem nach eigenen Angaben inzwischen 180 Mitglieder angehören, wurde 2008 in Wiesbaden gegründet. Domo hat es sich zur Aufgabe gemacht, Mosaik als gleichberechtigte Form künstlerischen Ausdrucks ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Hintergrund

Wie das alte Rom auf sieben Hügeln erbaut, ist das Pirmasenser Stadtbild geprägt von zahlreichen Treppen, deren Steigung und Stufenwerk nicht nur die Besucher, sondern auch manchen Einheimischen aus der Puste bringen. Zwei große Felsenwände durchziehen die Stadt von Norden nach Süden. Insgesamt 137 Treppen und Treppenanlagen mit über 3 000 Stufen sind im Stadtarchiv verzeichnet.

Zu den bekanntesten Funktionsbauwerken zählt die aufwändig gestaltete Schloßtreppe mit integrierter Brunnenanlage. Die heutige Felsentreppe wurde 1908 gebaut und löste den ursprünglich in Serpentinen angelegten Felsenbergpfad ab. Das Funktionsbauwerk verbindet über 131 Stufen die Schäfer- mit der Bahnhofstraße.

Für die Realisierung des deutschlandweit einmaligen Projekts konnte das Stadtmarketing gemeinsam mit dem Pirmasens Marketing e.V. die aus Chile stammende Künstlerin Isidora Paz-López verpflichten. Unterstützt wird die 43-Jährige von 50 Mosaikkünstlern aus 20 Ländern, die sich unentgeltlich an der Realisierung des großflächigen Fliesenbilds beteiligen.

Darüber hinaus haben zahlreiche Künstler aus der ganzen Welt ihre Vogelmosaike per Post nach Pirmasens geschickt, wo sie in das Gesamtkunstwerk eingebaut werden. Ähnliches wie jetzt in Pirmasens hat Isidora Paz-López bereits zuvor in der chilenischen Hauptstadt realisiert.

Foto: Stadt Pirmasens

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