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Eine gute Idee: Repair Café als Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft

15. März 2015 | Kategorie: Landau, Regional

Kann man den Plattenspieler wieder in Gang bringen?
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Kaum ein Durchkommen gab es am Samstag Mittag im Repair-Café. „Wir sind von der Resonanz überwältigt“, zeigten sich die Organisatoren um Christine Baumann hoch zufrieden und sie haben damit offensichtlich den Zeitgeist genau getroffen. Ihr Konzept ist aufgegangen und begeistert alle Generationen.

Beim „Repair Café“ in der Roten Kaserne, Waffenstraße 5 neben dem Galeerenturm, dreht sich nämlich alles ums Reparieren. Das Seniorenbüro und die Ehrenamtsbörse bieten in Zusammenarbeit mit dem „Haus der Jugend“ kostenlose Reparaturen an, nur verbrauchte Materialien müssen bezahlt werden.

Etwa 20 handwerklich Begabte haben sich zusammen gefunden und reparieren alles, was unter dem Arm tragbar ist. Hier ist der Fön, der immer gute Dienste geleistet hat, aber jetzt schwächelt – da ist die Lampe, die einen Wackelkontakt hat, aber sonst noch gut da steht, der Toaster, der nicht mehr funktioniert. Fälle, zum Wegwerfen? Nein, denn es gibt ja jetzt das  Repair Café.

Dieter Wörle und andere sind von der Idee begeistert, der Wegwerfgesellschaft etwas entgegen zu setzen. Sie besuchten in Speyer das dortige Repair Café und holten sich viele Anregungen. Dennoch dauerte es noch ein Jahr bis zur Umsetzung. Dieter Wörle ist eben ein hartnäckiger Typ. Ihm ist keine Hürde zu hoch“ sagte Christine Baumann bei der offiziellen Eröffnung, bei der auch viele Stadtratsmitglieder anwesend waren.  Auch OB Schlimmer zeigte sich vom Café überzeugt. Er hatte für den Aufsichtsrat  der Sparkasse Südliche Weinstraße einen Scheck von 2.000 Euro mitgebracht, den er Baumann und Wörle überreichte.

„Durch die Werbung fürs Reparieren möchten wir zur Reduzierung des Wohlstandsmülls beitragen“, betont Dieter Wörle, der für das Projekt verantwortlich ist. In der Bevölkerung gehe immer mehr Reparaturerfahrung verloren, bedauert er.

Mit dem Repair Café will das Seniorenbüro in einer generationenübergreifenden Zusammenarbeit von Jugendlichen und Senioren das noch vorhandene Wissen austauschen, an Interessierte weitergeben und dabei auch noch anderen helfen.

Bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen, wird auch gezeigt, dass Reparieren Spaß macht und oft ganz einfach ist. Dieter Wörle ist überzeugt, dass diese Kleinreparaturen dem Fachhandwerk keine Konkurrenz macht. Produkte werden ja in der heutigen Zeit schon  mit einem eingearbeiteten Verfallsdatum produziert. Man kennt das Beispiel von Druckern, die mit einem Zählerchip versehen sind. Ist eine bestimmte Anzahl von Kopien erreicht,  geht er in der „Error-Status“ und funktioniert nicht mehr.

Alte Geräte, die schon viele Jahre auf dem Buckel haben, so hat man das Gefühl, wurden früher für die Ewigkeit gebaut. So auch die Meinung der Anwesenden, von denen so mancher ein solches Teil dabei hatte. Auch Oldies wie ein alter Plattenspieler aus den 50er Jahren wurden gestern im Repair Café gesichtet.

Nach einem erfolgreichem Start kann es weitergehen. Das Repair Café will sich auch räumlich weiter entwickeln um auch größere Reparaturen angehen zu können.
Momentan gibt es neben dem großen Hauptraum noch einen Lagerraum.  Hilfestellung bei kleineren Fahrradreparaturen unter dem Motto: „Wie flickt man einen Fahrradschlauch“ oder bei kleineren Holzarbeiten unter dem Motto: „Was tun, wenn ein Stuhlbein wackelt?“ sind sicher jetzt schon möglich.

Öffnungszeiten: Jeden zweiten Samstag im Monat von 14 Uhr bis 16.30 Uhr.

Kontakt:  06341/14 11 62 oder per Mail: seniorenbuero-landau@t-online.de

Repair Café ist eine Initiative von Martine Postma. Seit 2007 setzt sie sich für Nachhaltigkeit auf lokaler Ebene ein. Das allererste Repair Café organisierte sie 2009 in Amsterdam. Für Martine war der Erfolg der Anlass, im Jahr 2010 die Stiftung „Stichting Repair Café“ ins Leben zu rufen.
Diese niederländische Non-Profit-Organisation bietet lokalen Gruppen im In- und Ausland, die ein eigenes Repair Café eröffnen wollen, seit 2011 professionelle Unterstützung an. Die Stiftung unterstützte beispielsweise das erfolgreiche Repair Café in Speyer.(desa/red)

Dieter Wörle und Christine Baumann freuen sich, dass ihr Projekt so gut ankommt.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

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