Offenbach. In der gut gefüllten Fest – und Turnhalle gab es am Sonntag zunächst das obligate Defilee der Bürgerschaft, die per Handschlag von Bürgermeister Axel Wassyl, den Beigeordneten und dem KGO „Froschköpp“ herzlich begrüßt wurde.
Die Veranstaltung wurde von der Kultuskapelle Offenbach musikalisch umrahmt.
Das Prinzenpaar Christoph I. Koch und Melissa I. Karbstein sowie das Kinderprinzenpaar
Paul Bär und Sophie Weimert richteten herzliche Neujahrsgrüße für ihren Verein aus.
Riedmaiers Grußwort
Landrätin Riedmaiers Grußwort, welches sie unter die Begriffspaare „Besonnenheit und Verantwortung“, „Stärke und Klarheit“ sowie „Warmherzigkeit und Hilfsbereitschaft“ stellte, bezog sich auf die Flüchtlingsproblematik.
Ein rechtsfreier Raum sei „unverzeihlich und unmöglich“, man müsse andererseits aber auch Mut und Vertrauen aufbringen und sich nicht abschotten. Generell müsse man in Europa Fluchtursachen bekämpfen und Entwicklungshilfe leisten, so die Landrätin.
Ehrennadeln für Ehrenamtler
Offenbach lebt vom Ehrenamt und so wurden im Lauf der Veranstaltung verdiente Ehrenamtler der Offenbacher Zukunftsinitiative mit Ehrennadeln ausgezeichnet.
Walter Trauth, Peter Weiß, Alfred Messemer, Alfons Ries, Josef Lerch, Bernd Boguth, Lorenz Gensheimer, Otto Humbert, Agnes Stock, Elsbeth Pfeifer und Lenchen Jung erhielten die Silberne Ehrennadel, Gerhard Kneifeld die goldene Ehrennadel der Gemeinde Offenbach.
Wassyl: Intakte Gemeinschaft ist Kern der Gesellschaft
In seiner Neujahrsansprache ließ Bürgermeister Wassyl das letzte Jahr Revue passieren und beschwor eindringlich den Gemeinsinn: „Auch im vergangenen Jahr setzte sich die rasante Veränderung von Staat und Gesellschaft vor dem Hintergrund von Globalisierung, dem voranschreitenden Informationszeitalter und den weltweiten kriegerischen Konflikten und Krisen fort.
Dieser Prozess wird sich sehr wahrscheinlich auch in Zukunft nicht aufhalten lassen und sehr viele fragen sich, wohin das alles noch führen wird.“
Die Kommunen, als unterste Ebene des demokratischen Systems in Deutschland und Europa stünden vor vielfältigen Herausforderungen und seien auch dafür verantwortlich, wie „wir unseren hohen Lebensstandart erhalten können“.
Eine intakte Gemeinschaft sei Kern der Gesellschaft – ein Miteinander, in der ganz persönliche Interessen eines jeden Mitglieds der Gemeinschaft gegen das Gesamtinteresse der Gemeinde abzuwägen seien. Dies funktioniere aber nur dann, wenn möglichst viele Menschen sich für diese Gemeinschaft engagierten.
„Den 5. Dezember, den internationalen Tag des Ehrenamtes nehme ich jährlich zum Anlass, den Vereinsvorsitzenden für ihr ehrenamtliches Engagement zu danken.
Flüchtlingsproblematik
Das ehrenamtliche Engagement, das in der Betreuung von Flüchtlingen geleistet werde, sei enorm und beispiellos. Man sei eine Gemeinde, die eine offene Willkommenskultur vertrete.
Ängste lägen verständlicherweise bei der Bevölkerung, aber: „Die Menschen, die zu uns kommen haben auch Angst“.
Viele Jahre habe man in Frieden und Wohlstand leben können- dies sei der demokratischen Grundordnung geschuldet. „Diesen Frieden in unserer Gemeinschaft gilt es zu erhalten und dafür mit friedlichen Mitteln zu kämpfen.“
Absage Fasnachtsumzug: Schwerer Rückschlag für Offenbach
Natürlich war auch der Entschluss, den Fasnachtsumzug (“ ein praktiziertes Kulturgut“) nicht mehr durchzuführen, eines der angesprochenen Themen. Wassyl nannte dies einen schweren Rückschlag für den Ort.
„Die Gründe hierfür wurden ausführlich kommuniziert und liegen wohl hauptsächlich in einer gesellschaftlichen Entwicklung, welche die Zukunft einer intakten Gemeinschaft durchaus pessimistisch erscheinen lassen kann.
Obwohl es noch Zeit ist, dieser egoistischen und rein auf Individualinteressen ausgerichteten Verhaltensweisen einzelner entgegenzutreten.“
Man brauche als Gemeinschaft hierzu die Unterstützung vieler Akteure, auch der Politik, die die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen müsse.
„Es kann nicht sein, dass feierwütige, sich hemmungslos mit Alkohol regelrecht betäubende Pubertierende und deren Erziehungspflichtige (nicht Berechtigte!!) keinerlei Konsequenzen aus ihrem Fehlverhalten ziehen müssen“, so Wassyl.
Man könne diese Entwicklung aber auch als Chance begreifen, einen besinnlichen Neuanfang des Umzugs anzustreben.
Offenbach als Wohnortgemeinde sehr gut angenommen
Die Aussichten für Offenbach stehen gut: Offenbach hat eine gute Infrastruktur, wird als Wohnort sehr gut angenommen und kann sich über steigende Bevölkerungszahlen freuen, die auch einen zusätzlichen Bedarf an Bauland nötig machen werden. Aktuell leben 6.349 Einwohner in Offenbach, in der gesamten VG sind es 12.552 Einwohner.
Nur zwei Jahre nach dem Neubau des kommunalen Kindergartens, wird nun schon wieder eine Erweiterung um zwei Gruppen nötig. Die Kosten belaufen sich auf cirka. 600.000 Euro.
Hoffnungsloser Fall Rathaus
Einige Sanierungsprojekte stehen dieses Jahr an- eines habe man aufgegeben, das Rathaus „welches ein hoffnungsloser Fall ist“, so Wassyl.
Schon kurz nach dem Bau habe der Prüfstatiker auf Mängel hingewiesen. Beim Neubau sei sowohl in der Bodenplatte als auch in den Betonwänden zu wenig Eisen verbaut worden. Keine Fugenbänder zwischen Wand und Boden, kein Bitumen-Dichtanstrich etc. „Die Unterlagen mit den Mängelanzeigen an den Bauherrn, die VG sind jetzt erst aufgetaucht. Unternommen wurde damals nichts.“
Der jetzt tätige Statiker habe deutlich gesagt: „Den Keller bekommt ihr niemals dicht – oder nur mit enormem, unverhältnismäßigen Aufwand.“
Wassyl fasst beim Neujahrsempfang die Fakten noch einmal zusammen: Sanierungsmaßnahmen 7,3 Mio. Euro ohne Renovierung des feuchten Kellers, 6,1 Mio. Euro für eine Neubau-Variante. „Uns als Verwaltung wäre das Gebäude gut genug gewesen, aber es ist ein Fass ohne Boden.“
Energetische Ziele und Sanierungen
Wassyl ging auch auf energetische Ziele ein, die durch eigene, umweltfreundliche Stromerzeugung und Energieeinsparung ermöglicht wird.
Queichtalhalle, Altes Schulhaus, Schwimmerbecken im Queichtalbad, Clubhaus mit Umkleiden im Stadion, Vereinshaus in der Obergasse 34, Bürgertreff sowie Turn- und Festhalle und Ausbau der Hauptstraße stehen auf dem Sanierungsprogramm der Gemeinde.
„Die Sanierung und der Ausbau der Hauptstraße wird sich zeitlich nach hinten verschieben und wohl nicht vor 2018 kommen“, so Wassyl. Im Gespräch werden auch Umlagekosten der Straßenbaumaßnahmen sein, über die in Bürgerversammlungen berichtet wird.
Immer gelte es, persönliches Interesse mit dem der Allgemeinheit abzuwägen, nahm Wassyl nochmals den Faden zum Beginn der Rede auf.
„Lassen Sie uns auf das besinnen, was wirklich wichtig für unser tägliches Miteinander ist:
Gesundheit, Glück, Zufriedenheit, gegenseitige Rücksichtnahme und Unterstützung.“ (desa)
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