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Black Lives Matter in Landau: Gruppe „PRO“ demonstriert für Menschenrechte und gegen Rassismus

7. Juni 2020 | Kategorie: Kreis Bad Dürkheim, Kreis Germersheim, Kreis Südliche Weinstraße, Landau, Regional

Zwei Frauen, die eine dunklere Hautfarbe haben und immer wieder rassistischem Verhalten ausgesetzt sind: SPD-Landtagsabgeordnete Georgina Kazungu-Hass (rechts) und Janice Rößler.
Fotos: WH

Landau/Südpfalz/Pfalz – Über 40 Personen haben am Samstag auf dem Landauer Marktplatz an der Kundgebung der Gruppe „PRO“ teilgenommen.

PRO ist eine (derzeit noch) kleine Gruppe von Menschen, die sich für ein wertschätzendes Miteinander einsetzen möchte. PRO legt die Schwerpunkte auf Solidarität, Demokratie, Umweltschutz, Menschlichkeit, Gemeinsamkeit, Religionsfreiheit, Chancengleichheit und generell auf Menschenrechte.

Bedingt durch die Corona-Krise ruhte das Projekt eine Weile. Dann kamen die Lockerungen – und der Fall George Floyd in den USA. Der Tod des Afroamerikaners bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis am 25. Mai hatte landesweite Proteste in den USA ausgelöst, aber auch weltweit erschüttert der Vorfall die Menschen. Einer von insgesamt vier beteiligten Polizeibeamten hatte nach der Festnahme Floyds wegen eine geringfügigen Delikts (er hatte in einem Geschäft mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt) minutenlang auf dem Nacken des Mannes gekniet. Das Opfer rief während des Vorgangs mehrfach „I can’t breathe!“ (ich kann nicht atmen). Später wurde sein Tod bekannt gegeben. Passanten hatten den Verlauf des Einsatzes gefilmt.

„Rassismus in der schlimmsten Form“, sagt PRO. Deshalb habe man sich spontan dazu entschlossen, eine Kundgebung zu organisieren und PRO nun auch offiziell zu starten. „Wir trauern um einen Menschen, George Floyd, und wollen gemeinsam überlegen, wie wir es verhindern können, dass ein solcher Fall in Deutschland passieren kann“, so eine PRO-Sprecherin. Black Lives Matter (BLM) („Schwarze Leben zählen“) ist das Motto von Protesten gegen Polizeigewalt gegen Afroamerikaner, nach Floyds Tod allgegenwärtig und nun auch in der Südpfalz angekommen.

Junge Leute legten sich auf den Boden und zeigten so Solidarität mit dem getöteten George Floyd.

Landtagsabgeordnete mit eigenen Rassismus-Erfahrungen

Rednerin bei der Kundgebung war unter anderem die SPD-Landtagsabgeordnete Georigina Kazungu-Hass (Wahlkreis Neustadt/Haßloch/Lambrechter Tal), die einen kenianischen Vater hat, selbst „person of color“ ist und immer wieder Erfahrungen mit Rassismus machen muss.

Giorgina Kazungu-Hass

In einer sehr persönlichen Rede erzählte die Abgeordnete aus ihrer Kindheit. Ihre Mutter hatte ihren Wunsch nach einer Puppe erfüllt – doch die Puppe war dunkelhäutig. Dabei wollte die kleine Georgina lieber eine normale Puppe, wie alle anderen. Ihrem Vater warf sie vor, er sei schuld, dass sie nicht wie die anderen Kinder aussah – Beispiele aus einer „farbigen“ Kindheit. „Muss man von klein auf akzeptieren, dass man weniger Chancen hat als hellhäutige Menschen“, so Kazungu-Hass. „Muss eigentlich immer die Hautfarbe erwähnt werden ? Darf man als Deutsche nicht dunkelhäutig sein?“

Auch die Kandelerin Janice Rößler hat wegen ihrer dunkleren Hautfarbe schon häufig Erfahrungen mit Rassismus gemacht. Ihre persönliche Betroffenheit war in ihrer Ansprache spürbar.

Janice Rößler

Eine Seniorin ließ die Teilnehmer an ihrer Lebenserfahrung teilhaben, erzählte von der Nachkriegszeit, der 68er-Bewegung und welche Veränderungen dadurch in der Gesellschaft entstanden sind. Auch ein paar spontane Redner kamen dazu.

Die Corona-Regeln wurden mit Abstand und Masken eingehalten, auf gemeinsamen Gesang hat man aus diesen Gründen verzichtet. Zwei Polizeibeamte kamen nach der Veranstaltung auf Janice Rößler zu und suchten das Gespräch – die Reden hatten ihnen gefallen. (cli/wh)

 

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