
Full House bei Spiegel-Ellermann: Gelegenheit, auch das innovativ geführte Weingut kennen zu lernen.
Foto: Rolf H. Epple/Pfalz-Express
Kleinfischlingen. In ihrer Reihe Zukunftsforum Südpfalz lud die Südpfälzer CDU dieses Mal zum Thema Weinbau in einen ganz besonderen Winzerbetrieb ein.
Zirka 250 interessierte Personen waren nach Kleinfischlingen in den großen Aussiedlerweinbaubetrieb Ellermann-Spiegel gekommen um sich von MdEP Christine Schneider, Landrat Dietmar Seefeldt, MdB Dr. Thomas Gebhart, Landtagsabgeordneter Sven Koch, Boris Kranz, Vorsitzender der Pfalzwein und Karl-Friedrich Junker (Kreisvorsitzender Bauern-und Winzerverband SÜW) über die neuesten Entwicklungen im Weinbau informieren zu lassen.
Der CDU Ortsverband Edesheim und die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU (MIT) unterstützten die Organisation der Veranstaltung und schenkten natürlich auch Wein aus.
Die Südpfalz und der Wein gehören untrennbar zusammen. Weinbaubetriebe mit den vielen regionalen Zuliefererbetrieben sowie den direkt verbundenen Branchen wie beispielsweise der Tourismus, Gastronomie und Hotellerie sind wichtige Faktoren der hiesigen Wirtschaftskraft.
Die Winzer produzieren hervorragende Weine und der Weinbau ist prägend für die Region. Aktuell steht die Branche jedoch vielen Herausforderungen gegenüber.
Auf dem Programm standen kurze Referate von Schneider, Gebhart, Koch und Seefeldt, danach kamen Boris Kranz und Karl-Friedrich Junker zu Wort. Es schloss sich eine Diskussions-und Fragerunde mit den Zuhörern an.
Gute Landwirtschaftspolitik ist wichtig
„Eine gute Landwirtschaftspolitik ist wichtig. Alle, die heute hier vorne stehen, legen das Ohr an den Puls der Fleißigen“, so Dominic Schmedeshagen von der CDU Edesheim. Er bedankte sich bei Frank Spiegel und Ehefrau Melanie, die einen „beispielhaften Betrieb mit harter Arbeit, Familie, Bodenständigkeit, aber auch Fortune in Kleinfischlingen erschaffen haben“. Frank Spiegel sei in der Heimat verwurzelt und engagiere sich auch sehr stark in der MIT.
Kritische Lage im Weinbau
Die Politiker an diesem Abend sind sich einig: Anlässlich der kritischen Lage im Weinbau fordern die Europaabgeordnete Christine Schneider, der südpfälzische Bundestagsabgeordnete Dr. Thomas Gebhart, der Landtagsabgeordnete Sven Koch sowie Dietmar Seefeldt, Landrat des Landkreises Südliche Weinstraße, einen EU-weiten Anbaustopp bei Wein.
Dies könnte die aktuelle Lage – stark gestiegene Kosten durch die Inflation, erhöhte Personalkosten aufgrund der Mindestlohnerhöhung sowie die Kaufzurückhaltung infolge der Rezession – etwas entschärfen.
Anbaustopp von Rebflächen
Die Abgeordneten und der Landrat betonen: „Es ist notwendig, dass es zügig einen EU-weiten Stopp der Ausweitung von Rebflächen gibt. Wir fordern die Bundesregierung dringend auf, dies offensiv zu vertreten und erwarten, dass sie auf EU-Ebene beharrlich darauf drängt, dass dieser Anbaustopp EU-weit kommt. Der Weinbau befindet sich in einer strukturellen Krise, der rasches Handeln erfordert. Ohne rechtzeitige Unterstützung werden Arbeitsplätze, Tourismus und die gesamte Region Schaden nehmen.“

Sven Koch, Dr. Thomas Gebhart, Frank und Melanie Spiegel, Boris Kranz, Landrat Seefeldt, Europaabgeordnete Christine Schneider, Marco Feig (MIT), Dominic Schmedeshagen und der Edesheimer Bürgermeister Christian Kocher (v.l.n.r.)
Foto: Rolf H. Epple/Pfalz-Express
„Schnelle Entscheidungen sind nötig“, so Gebhart. Weinbau und Landwirtschaft benötigten eine handlungsfähige Regierung, die „unsere Interessen in Europa vertreten“.
Die Rede ist von steuerlicher Entlastung und ganz wichtig, Abbau der Bürokratie. Außerdem müsse man dem veränderten Weinkonsum Rechnung tragen, so Seefeldt, und im Supermarkt nicht „Wein aus Südafrika“, sondern mehr Weine aus der Region kaufen.
Die beste Werbung für Produkte aus der Region: Man holte die „Masters of wine“, Spitzensommeliers in die Südpfalz. „Das wollen wir in zwei Jahren wieder anbieten“, so Seefeldt zufrieden. Als einzige Weinbauregion in Deutschland ist die Pfalz Gastgeber für die „Masters“, eine der höchsten Qualifikationen in der Weinbranche. Man wechselt sich inzwischen mit Neustadt als Austragungsort ab.
Verändertes Konsumverhalten
Auch Christine Schneider sprach von verändertem Konsumentenverhalten: „Die Babyboomer-Generation konsumiert nicht mehr so viel Wein, die Jugend zieht es mehr zu Mischgetränken.“ Die Exportquote sei zwar um 2 Prozent gestiegen, weil „wir qualitativ hochwertige, junge, spritzige Weinweine haben, die international gefragt sind. Aber wir können noch besser werden“.
Im Auge hat Schneider unter anderem den indischen Markt: „Da wird immer mehr Wein konsumiert“. Aber auch da gilt: Bürokratische Hürden beseitigen und den Wein entsprechend bewerben und vermarkten.
Chancen suchen
„In der Pfalz sind wir nicht so schlecht aufgestellt. Wir müssen Chancen suchen“, ergänzt Kranz. Dazu würden aber gute Rahmenbedingungen benötigt. Das unterstrich auch Karl-Friedrich Junker. Seine Stichworte: Gesonderter Mindestlohn, Umsatzsteuerpauschale, Pflanzenschutz, Aufreger „Bürokratiewust“.
Diskussion und Angebot der Politik
In der Diskussion wurde thematisiert, neue Zielgruppen zu erschließen, die gerne alkoholfreien Wein – ähnlich wie das entsprechende Bier – hätten. Es wurde unter anderem über die Weinpreisgestaltung der Discounter und über Weinwerbung gesprochen.
Um sich der Sorgen und Nöte der Winzer weiter annehmen zu können bedarf es deren Rückmeldung an alle Ebenen der Politik. Deshalb bot Christine Schneider an: „Ihr müsst uns konkret sagen, was wir ändern können!“ (desa)
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