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Wiederangesiedelte Luchse reißen Nutztiere: Stiftung: „Ausreichende Umzäunung und Entschädigung der Tierhalter“

23. Oktober 2016 | Kategorie: Regional, Südwestpfalz und Westpfalz
Wiederangesiedelte Luchse haben Schafe und Ziegen gerissen. Foto: SNU.RLP

Wiederangesiedelte Luchse haben Schafe und Ziegen gerissen.
Foto: SNU.RLP

Pfälzerwald – Wiederangesiedelte Luchse haben in zwei Fällen Nutztiere gerissen. Die Vorfälle ereigneten sich vor ein paar Tagen im Pfälzerwald.

Die Tiere verhalten sich nicht so, wie man sich das gedacht hatte. Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz, die das LIFE Luchs Projekt betreut, nimmt dazu Stellung.

Projektleiterin Sylvia Idelberger, sagte, wie alle Katzen erbeuteten Luchse andere Tiere, um sich selbst zu ernähren. Dabei könnten sie nicht zwischen Wildtier und Nutztier unterscheiden.

Nachdem die drei Luchse Kaja, Luna und Lucky sich seit Juli ausschließlich von Wildtieren ernährt haben, töteten sie bei zwei Herden eines Schäfers mehrere Ziegen und Lämmer.

Der erste Vorfall sei auf Grund von überprüften GPS-Daten (die Luchse tragen ein Halsband) entdeckt worden. Der Tierhalter sei daraufhin unmittelbar von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz informiert worden. Die Weide war nur an drei Seiten eingezäunt und an der vierten Seite zum Bach hin offen. „Über diese Lücke scheint der Luchs in die Weide eingedrungen zu sein,“ vermutet Idelberger.

Das Projektteam hat nun entlang des Bachs Material für einen elektrischen Zaun zur Verfügung gestellt.

Ein zweiter Vorfall wurde an einer nah gelegenen Fläche am 17. Oktober gemeldet, dieses Mal vom Schäfer selbst. Die Schafherde wurde kurzfristig vom Projektteam gesichert und bewacht, da auch hier der Zaun unterbrochen und nicht vollständig elektrifiziert war.

Als Präventionsmaßnahme wurde ebenfalls eine Sicherung der Herde durch einen elektrifizierten Zaun eingerichtet. „Es ist der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz ein großes Anliegen, dass Luchse Nutztiere nicht als Beutetiere wahrnehmen, daher wird gemeinsam mit dem Tierhalter eine praktikable Lösung für eine umfassende Zäunung vor Ort entwickelt“, berichtet Idelberger.

Bei beiden Vorfällen seien mehrere Tiere betroffen worden, in der Herde sei aber keine Panik ausgebrochen. Die genaue Anzahl der Tiere werde zurzeit ermittelt. Nach Feststellung des „Tierwerts“ durch die Landwirtschaftskammer soll der Tierhalter den entsprechenden finanziellen Ausgleich über den Fonds bei der Stiftung erhalten.

„Alle Vorbereitungen von Seiten des Landes Rheinland-Pfalz wurden getroffen, ein Managementplan verabschiedet und ein Fonds für Entschädigungszahlungen bzw. Förderung von Präventionsmaßnahmen bei Übergriffen eingerichtet.“

Ein Luchs könne nicht nach Schaf oder Reh unterscheiden, er unterscheide nach der Verfügbarkeit von Nahrung. Pferche, die an einer Seite offen sind, der Stromnetze, die nicht vollständig elektrifiziert sind, böten keine ausreichende Sicherheit für die Tiere, so Sylvia Idelberger.

“Es ist äußerst bedauerlich, dass gleich zwei Herden eines Halters betroffen waren. Auch wenn der finanzielle Schaden erstattet werden wird, bleibt es ein einschneidendes Erlebnis für den Tierhalter. Schafe und Ziegen sollen nicht als leichte, ungeschützte Beute zur Verfügung stehen. Wir stehen allen Schaf- und Ziegenhaltern für eine Beratung zur sicheren Zäunung zur Verfügung.“

Eine Meldung zu einem potentiellen Luchs-Totfund am Beginn der A650 bei Bad Dürkheim konnte nicht bestätigt werden. Alle drei Luchse aus der Wiederansiedlung sind weiterhin im Pfälzerwald unterwegs. Der erste Luchs hat inzwischen die B37 zwischen Hochspeyer und Frankenstein Richtung Süden überquert.

Auf der Homepage des Projekts werden in regelmäßigen Abständen Karten zu den Aktionsräumen der Tiere veröffentlicht. Hier kann man sich über die Bewegungsgebiete der Tiere informieren.

Mehr Informationen zum LIFE Luchs Projekt Pfälzerwald der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz im Internet unter www.luchs-rlp.de. Speziell für Tierhalter ist hier auch ein Informationsfaltblatt im Bereich „Entschädigung“ zu finden. (red)

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