Freitag, 26. April 2024

Umsatz im österreichischen Onlinehandel knackt erstmals 10 Mrd. Euro

28. September 2022 | Kategorie: Computer & Internet, Dienstleistungen, Ratgeber

Quelle: pixabay.com

Laut der 13. Ausgabe der bundesweiten eCommerce Studie Österreich des Verbands österreichischer Handelsunternehmen in Zusammenarbeit mit der KMU Forschung kam es im E-Commerce zu unerwarteten inflations- und pandemiebedingten Veränderungen.

Bis Ende April 2022 wurde die Marke von zehn Milliarden Euro Umsatz erstmals geknackt. Im Vorjahresvergleich entspricht das einem Umsatzwachstum von acht Prozent.

Fachkräftemangel problematisch für den E-Commerce

Problematisch für den Onlinehandel ist laut Branchenvertreten vor allem der seit Jahren anhaltende Fachkräftemangel im Bereich Informationstechnik (IT). Laut dem Fachverband für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) fehlen Österreich bereits mehr als 24.000 Fachkräfte für Business IT. In den kommenden fünf Jahren könnte die Fachkräftelücke auf bis zu 30.000 anwachsen. Bedroht sind davon auch E-Commerce-Unternehmen, die keine ITler für die Weiterentwicklung ihrer Software und die Betreuung der Server finden können.

Mobile Commerce in Österreich wächst stark

Wie Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes erklärt, ist vor allem der Mobile Commerce in Österreich stark gewachsen (+ 20 %). Im Untersuchungszeitraum entfielen bereits 2,4 Milliarden Euro des Gesamtumsatzes von 10,4 Milliarden auf darauf. „Vor allem das Smartphone-Shopping zeigt das geänderte Kaufverhalten und ist so beliebt wie nie zuvor“, so Will.

Bekleidung, Elektro & Möbel mit hohem Umsatzanteil

5,8 Millionen Österreicher, das sind über drei Viertel (76 %), nutzen bereits den Onlinehandel. Den größten Anteil an den Einkäufen haben die Warengruppen Bekleidung (2,1 Milliarden Euro Umsatz), 2,1 Milliarden (1,4 Milliarden Euro Umsatz) und Möbel (0,9 Milliarden Euro Umsatz). Laut Wolfgang Ziniel, Senior Researcher bei der KMU Forschung Austria war das Umsatzwachstum in den Branchen Einrichtung (+ 13 %), Computer (+ 9 %) und Elektronikgeräte (+ 8 %) am größten.

1.930 Euro Umsatz pro Kunde im Distanzhandel

Wie Harald Gutschi, UNITO-Geschäftsführer sowie Vizepräsident des Handelsverbandes und Leiter der Plattform „eCommerce, Marktplätze & Versandhandel“ erklärt, entfallen bereits 14 Prozent des Gesamtumsatzes des Einzelhandels auf den E-Commerce. Im Mittel gibt ein österreichischer Kunde pro Jahr 1.930 Euro im Distanzhandel aus.

Retourenquote leicht gesunken

Die Retourenquote ist im Untersuchungszeitraum deutlich gesunken. Bei Mode lag diese 2021 noch bei 47 Prozent. 2022 waren es 43 Prozent. Auch bei Schuhen ist die Retourenquote von 30 Prozent (2021) auf 25 Prozent (2022) signifikant gesunken.

„Die Gründe sinkender Retouren liegen in besseren Produktdaten und Beschreibungen, im nachhaltigeren Kundenverhalten, in schnellerer Lieferung und ehrlicheren Lieferinformationen, in der Digitalisierung aller Geschäftsprozesse inklusive Nutzung der App und im aktiven Auswahlprozess von Bestellungen vor dem Bildschirm“, erklärt Gutschi.

Voice Commerce bleibt eine Nische

Das Trendthema Voice Commerce blieb auch 2022 eine Nische. Laut Ziniel nutzen in Österreich nur 16 Prozent der Haushalte einen internetbasierten Assistenten wie Amazon Echo oder Google Home. Bestellungen im Onlinehandel haben laut der Studie nur rund 60.000 Österreicher mit einem solchen Gerät erledigt. Trotzdem sollte laut dem Wissenschaftler die Beeinflussung vor der Kaufentscheidung durch personalisierte Werbung im höchstpersönlichen Umfeld nicht unterschätzt werden.

Auslandsabfluss minimal gesunken

Laut Will können sich die österreichischen Onlinehändler jedoch nur bedingt über den hohen Gesamtumsatz freuen. Etwa die Hälfte der Österreicher nutzt bei Onlinebestellungen noch immer Angebote aus dem Ausland. Das bestätigen auch die Zahlen von jukki.de, einem deutschen E-Commerce-Unternehmen, das regelmäßig Bestellungen aus Österreich erhält.
„Die heimischen Webshops profitieren vom wachsenden Markt allerdings nur begrenzt, da mehr als jeder Zweite im Online-Ausland bestellt. Durch diesen milliardenschweren Kaufkraftabfluss finanzieren unsere Konsumentinnen und Konsumenten bis zu 30.000 Arbeitsplätze außerhalb Österreichs“, erklärt Will.
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Auslandsabflussquote nur minimal von 55 Prozent (2021) auf 54 Prozent (2022) gesunken.

Regionalität & Ökologie auch im Onlinehandel

Auch im E-Commerce achten viele Kunden vermehrt auf ein nachhaltiges Einkaufsverhalten. Besonders die Regionalität und kurze Lieferwege werden deshalb für viele Käufer immer wichtiger.
„Das ökologische Bewusstsein spiegelt sich zwar nicht in der Häufigkeit der Online-Einkäufe oder bei der Höhe der Ausgaben für Internet-Einkäufe wider, ist aber eindeutig bei den Shopping-Aktivitäten im Distanzhandel außerhalb Österreichs zu beobachten. Je wichtiger den Kunden Regionalität und Nachhaltigkeit ist, desto weniger kaufen sie im ausländischen Onlinehandel ein und desto stärker bevorzugen sie heimische Händler“, so Will.

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