Umfrage: Mädchen wollen keine Jobs in der Industrie

18. August 2013 | Kategorie: Wirtschaft

Auch wenn von Politik und Wirtschaft es gerne hätten – Mädchen und Technik passt nicht immer.
In der “AG Kinder & Technik” an der Grundschule Lingenfeld in Rheinland-Pfalz soll dem vorgebaut werden – aber auch dort hatte sich „nur“ ein Mädchen gemeldet.
Foto: Licht

Berlin – Deutschlands Industrie schafft es trotz eklatanten Fachkräftemangels nicht, genügend Frauen für sich zu gewinnen.

Die allermeisten Mädchen denken gar nicht daran, sich zum technischen Nachwuchs zu qualifizieren, so das Ergebnis einer Umfrage des Markforschungsunternehmens Trendence unter mehr als 10.000 Schülern, die der „Welt am Sonntag“ exklusiv vorliegt. Nie wollten weniger Schüler ein Ingenieursstudium aufnehmen als im Jahr 2013. Bei den Jungen liebäugeln immerhin noch rund 16 Prozent mit diesem Fach. Bei den Mädchen dagegen sind es nur 3,5 Prozent.

Politiker, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände zeigten sich angesichts dieser Zahlen alarmiert. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) appellierte an die Wirtschaft: „Wartet nicht erst ab, wie die Studienwahl ausfällt, sondern geht aktiv und ganz früh in die Schulen, wo die Mädchen sind. Zeigt schon den 12- und 13-Jährigen, was es für konkrete Berufe gibt, wie die Produkte entstehen.“

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt spielte den Ball zurück an die Politik und forderte neben der Mathematik zwei naturwissenschaftlich-technische Fächer als Pflicht bis zum Abitur. „Dies ist leider erst in den Lehrplänen von sechs der 16 Bundesländer verankert“, sagt er.

Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin, forderte ebenfalls, dass technische Bereiche „systematisch in den Schulalltag einbezogen“ werden müssten.

Die Vorsitzende der Frauenunion und Staatsministerin im Kanzleramt, Maria Böhmer (CDU), will schon in den Kindergärten ansetzen. „Wir müssen alle Erzieherinnen in deutschen Kitas in ihrer Ausbildung oder in Fortbildungen für technische Experimente mit den Kindern begeistern und vorbereiten“, sagte sie und warnte: „Die Wahl von typischen Mädchen-Berufen zementiert auch die Lohnungleichheit.“

Die Bildungsexpertin im SPD-Kompetenzteam, Yasemin Karakasoglu, wünscht sich deshalb mehr Lehrerinnen in naturwissenschaftlichen Fächern als „Rollenvorbilder“. Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Elke Hannack, forderte flexiblere Arbeitszeiten und Teilzeitmodelle besonders für Frauen in technischen Berufen.   (dts Nachrichtenagentur)

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