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Schlossfestspiele Edesheim sind Geschichte: Viele enttäuschte Fans können Gemeinderatsbeschluss nicht nachvollziehen

13. Januar 2023 | Kategorie: Kreis Südliche Weinstraße, Kultur, Regional, Regional

Schloss Edesheim
Foto: Pfalz-Express/ Ahme

Edesheim. Nach 20 erfolgreichen Jahren mit mehr als 260 Veranstaltungen und über 80.000 Besuchern ist jetzt Schluss mit den Edesheimer Schlossfestspielen.

Im Jahr 2002 hatten Peter Baltruschat und Thorsten Riehle die Schlossfestspiele aus einer Insolvenz heraus übernommen und in zwei Jahrzehnten zum erfolgreichsten Open Air-Festival in der Südpfalz entwickelt.

„Jetzt müssen die Festspiele aus politischen und rechtlichen Gründe leider abrupt enden“, so die beiden Mannheimer Kulturmacher enttäuscht. Es geht um die Bereitstellung von 150 Parkplätzen.

Baltruschat und Riehle erinnern sich: „Als Dr. Lohbeck 2001 das Schloss Edesheim gekauft hatte war sofort klar, dass er die Schlossfestspiele wieder zum Leben erwecken möchte.
Streitigkeiten mit Anwohnern aus der Zeit unter dem Vorbesitzer Dr. Auracher wurden ausgeräumt und die Wünsche der damaligen Kläger bei der Umsetzung berücksichtigt.
Mit der Baltruschat-Riehle GdbR wurde ab 2002 schnell der richtige Partner gefunden, um die Festspiele wieder aufleben zu lassen und langfristig zu einem festen Bestandteil der regionalen Kulturszene zu entwickeln.

Nachdem die Festspiele 13 Jahre erfolgreich und ohne Beschwerden und Verkehrsbelastungen durchgeführt wurden, konnten in 2015 vor dem Verwaltungsgericht Neustadt mit den letzten zwei verbliebenen Klägern ein Vergleich geschlossen werden.

Im Anschluss an den Gerichtsbeschluss wurden die Eigentümer von der Verwaltung darauf aufmerksam gemacht, dass die für den Betrieb der Festspiele vorgeschriebenen 150 PKW-Stellplätze vom frühere Besitzer Dr. Auracher, trotz durchgeführtem Festspielbetrieb, niemals nachgewiesen wurden.
Nachdem bis zu diesem Zeitpunkt bzgl. der Parksituation keine Probleme aufgetreten waren und das mit der Gemeinde abgesprochene Parkplatzsystem einwandfrei funktioniert hat, war diese Forderung natürlich eine böse Überraschung.

Seither haben die Besitzer mehrere Möglichkeiten geprüft die Parkplätze bereitzustellen, um die Festspiele weiterführen zu können
Letztendlich wurde unter Moderation des ehemaligen Verbandsbürgermeisters Olaf Gouasé zusammen mit Landrat Dietmar Seefeldt und Vertretern der Ortsgemeinde ein Kompromiss beschlossen, der den von allen gewünschten Fortbestand der Festspiele ermöglichen sollte.

Demnach hätte sich Dr. Lohbeck bereit erklärt, an die Gemeinde eine nicht unerhebliche fünfstellige Ablösezahlung für die fehlenden Parkplätze zu zahlen.
Dieser Lösungsvorschlag wurde dann leider in der Edesheimer Gemeinderatssitzung im Oktober 2022 abgelehnt.“

Weitere Versuche doch noch eine Lösung herbeizuführen seien erfolglos geblieben und so habe es keine Möglichkeiten mehr gegeben, „dass die Schlossfestspiele Edesheim weiter rechtssicher durchgeführt werden können.“

Wie tief das alle Fans der Veranstaltungsreihe trifft, bezeugen auf der Facebook-Festspielseite viele enttäuschte Kommentare, die den Gemeinderatsbeschluss nicht verstehen können.
Und Sängerin Julia Neigel äußert sich in einem Kommentar dazu: „Das ist ein politischer Fehler der Gemeinde. Die Edesheimer Schlossfestspiele sind allgemeines Kulturgut der Region und nach Artikel 15 Sozialpakt 1 und Art. 22 GRCh geschützt. Die Gemeinde hat sogar die staatliche Verpflichtung nach der rheinland-pfälzischen Landesverfassung kulturelle Teilhabe und Kultur zu fördern und vor allem zu stärken.“

Ob eine Petition greifen kann, wird in den Raum gestellt. Doch wie es scheint, sind die Möglichkeiten, die Festspiele zu retten, ausgeschöpft. Die Gemeinde hat sich mittlerweile auch dazu geäußert.

Bürgermeisterin Schwedhelm-Schreiner:

„Mit großem Bedauern musste ich die Absage der Schlossfestspiele aus der Presse entnehmen. Als Begründung werden fehlende Stellplätze für die Besucher angegeben.
Die 150 Parkplätze waren Bestandteil der Baugenehmigung aus dem Jahre 2001 und wurden bis heute nicht nachgewiesen. Die Ortsgemeinde Edesheim hat diese Plätze nicht eingefordert, da dies nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fällt.

Die Parksituation war bei Festspielveranstaltungen gelegentlich angespannt, hat aber mit dem Parkleitsystem funktioniert. Aus diesem Grund wäre die Ortsgemeinde mit einer Änderung der Baugenehmigung und den Verzicht auf Stellplätze einverstanden gewesen. Bei Festen wie beispielsweise Maimarkt, Herbstmarkt und dergleichen, die als seltene Ereignisse gewertet werden, wird üblicherweise, auch in anderen Kommunen und Städten auf Stellplätze verzichtet.

Bei der Suche nach anderen Lösungen wurde bei einem Gespräch mit Herrn Landrat Seefeld, Herrn Jung, Herrn Gouasé, Herrn Lorenz, Herrn Herbst,
Dr. Oberhofer und mir, der Vorschlag einer partiellen Stellplatzablöse gemacht.
Dies wurde in der Gemeinderatsitzung am 4. Oktober 2022 diskutiert und auch aufgrund rechtlicher Bedenken bezüglich der Stellplatzablösesatzung bei Stimmengleichheit abgelehnt.

Die Suche nach Lösungen ist noch nicht abgeschlossen und ich hoffe für die Schlossfestspiele, die Veranstalter, ihre Besucher und für unsere Ortsgemeinde dass dieser kulturelle Event auch in Zukunft stattfinden wird“. (desa/red)

 

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