Rheinzabern: Mit „Bordeaux“ in den vhs-Vortrag – Kurzweilige Geschichtsstunde bei vollem Haus mit Ariane Fleuranceau

18. Januar 2019 | Kategorie: Kreis Germersheim, Kultur

Ariane Fleuranceau bei ihrem Vortrag im Kulturzentrum.
Fotos: Beil

Rheinzabern – Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Kleine Kulturzentrum, als Ariane Fleuranceau im Parforceritt durch die französische Geschichte führte und so manches Aha-Erlebnis erzeugte.

Nach einem Gläschen „Bordeaux“ zum Auftakt stellte die in Bordeaux geborene Referentin kurz ihre weltberühmte Heimatregion dar, ehe sie wichtige Etappen der Geschichte des Nachbarlandes ansprach – unterhaltsam, humorvoll, kurzweilig.

Älteste Spuren führten in die Höhle von Lascaux (ca. 40000 v.Chr.), zu den Menhiren der Bretagne und zu den Kelten, die weit über Europa verbreitet waren, ehe Gallien – trotz heldenhaften Kampfes unter Vercingetorix- von den Römern unter Cäsar besiegt wurde. Dem Römerreich folgte eine lange Zeit der Völkerwanderung, ehe die Franken ihr Reich festigten. Wurde der Frankenkönig und Kaiser Charlemagne /Karl den Großen noch mit Adler und Lilienbanner gemalt, so entwickelte sich durch die karolingischen Reichsteilungen ein Westreich, der Kern des heutigen Frankreich, und ein Ostreich, der Kern des späteren Deutschland.

Gemäß einem Zitat, wonach der Schlüssel der Geschichte nicht in der Geschichte läge, sondern in den Menschen, stellte Ariane Fleuranceau die drei beliebtesten historische Persönlichkeiten des Nachbarlandes vor. Platz 3 nimmt „le dieudonne“ – das „Gottesgeschenk“ Ludwig XIV. ein. Als „Le Roi-Soleil“ ging er in die Geschichte ein.

Ein Quiz über die Hygiene zurzeit Ludwigs XIV. belegte so manche sich zäh haltende Legende um den Sonnenkönig, der mit den Französischen Erbfolgekriegen (1688 ff.) viel Kriegsleid auch über die Grenzen trug. Bekanntlich war Liselotte von der Pfalz mit dem Bruder des Sonnenkönigs verheiratet. Verschont blieb deswegen die Pfalz nicht.

Der Absolutismus endete unter dem Symbol der „Marianne“. Das berühmte Bild aus der Französischen von Eugen Delacroix steht für die Einführung der Menschenrechte. Noch heute küren die Franzosen im Abstand weniger Jahre eine „Marianne“, für die schon Prominente wie Brigitte Bardot, Catherine Deneuve, Mireille Mathieu oder aktuell Sophie Marceau Modell saßen. Die Büste der „Marianne“ ziert alle französischen Rathäuser.

Platz 2 in der historischen Beliebtheit geht an Napoleon Bonaparte, dem wir viele Kriege, aber auch den Code Civil verdanken, die Grundlage unseres Bürgerlichen Gesetzbuches.

Star der französischen Geschichte ist Charles de Gaulle, der während der deutschen Besatzung den Widerstand gegen Nazi-Deutschland anführte, und mit Adenauer die deutsch-französische nachhaltig Geschichte prägte, aber auch im Innern Stabilität schuf. Nach dem I. Weltkrieg soll de Gaulle gesagt haben: „Deutschland wurde geschlagen, aber wir alle haben verloren“, denn in der Tat trug der Friedensvertrag von Versailles so manche Bestimmung in sich, die dem Revanchismus der Nazis als Anlass diente. Nach dem II. Weltkrieg soll de Gaulle gesagt haben: „Wie soll ich ein Land regieren, wo es mehr Käsesorten gibt als Tage im Jahr?“

In der Tat ist La France kein einfaches Land, und die deutsch-französische Verständigung ist der Kern eines friedlichen Europa.

Schließlich gab es noch längere Ausführungen über Dinge, die die beiden Nachbarvölker aneinander besonders schätzen. Die Franzosen mögen besonders an Deutschland verlässliche Politiker, Wirtschaftskraft, deutsche Frauen, Dichter & Denker, „La Mannschaft“, Ingenieurskunst und preiswerte Lebensmittel, während die Deutschen an Frankreich besonders das Essen, die Liebe, die Sprache, das Meer, die Kinder, die Filme und die „besseren Skandale“ lieben.

Lange stand man noch angeregt diskutierend beisammen und genoss einige Schlückchen des köst-lichen Bordeaux Superieur „Château Bardos“ Jahrgang 2014. Aber das ist eine andere Geschichte. (gb)

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