Samstag, 08. Februar 2025

Politische Weinprobe mit Kurt Beck, Yildiz Härtel und Anna Bendel: Mit Kampf und Leidenschaft für die Demokratie!

1. Februar 2025 | Kategorie: Bundestagswahl 2025, Kreis Südliche Weinstraße, Regional, Regional

Anna Bendel (3.v. links) und Yildiz Härtel (daneben) waren die Hauptpersonen des Abends.
Foto: Heinz Lambert

Ingenheim. Vor „ausverkauftem Haus“ im Weingut Friedrichshof in Ingenheim starteten über 70 Genossinnen und Genossen aus der Südpfalz auf Einladung der SPD Ortsvereine Billigheim-Ingenheim und Impflingen in die drei letzten Wochen des Bundestags- und des Landratswahlkampfes.

Der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Billigheim-Ingenheim, Florian Pfister begrüßte die Gäste, allen voran den Ministerpräsidenten a. D. Kurt Beck, die Kandidatin des Wahlkreises Südpfalz für die Wahl zum deutschen Bundestag, Yildiz Härtel und die Kandidatin für die Wahl zur Landrätin der Südlichen Weinstraße, Anna Bendel.

„Wir müssen Brücken bauen, nicht spalten. Es bedarf unseres täglichen Einsatzes für Fortschritt und Demokratie!“ sagte Florian Pfister in seinem Grußwort, auch mit Blick auf das, was bei der Abstimmung im Bundestag bezüglich des Antrags der CDU/CSU zur Migrationspolitik passiert war.

Um aber dem Motto des Abends, das da hieß „Politische Weinprobe“, gerecht zu werden, startete im Anschluss an Pfisters Begrüßungsworte der Abend erst einmal mit einem spritzigen Secco-Cuvee aus Riesling, Scheurebe und Morio-Muskat aus den Kellern des Familienweingutes Friedrichshof, den Juniorchef Ingo Pfalzgraf kredenzte. Pfalzgraf stellte das Weingut, dass über eine Rebfläche von 43 Hektar verfügt, dann etwas genauer vor.

Dem Secco folgte ein kräftiger 2022 Weißburgunder trocken aus dem Impflinger Weinhaus Lammering. Philipp Lammering trat dabei nicht nur als Winzer, sondern auch als Vertreter des Impflinger SPD-Ortsvereins in Erscheinung.

Er besprach optisch stilgerecht mit Batschkapp auf dem Haupt den Wein, ehe er seiner Haarpracht freien Lauf ließ. Warum ihn sein Großvater „Strubbeldachs“ nannte, war so allen klar. Auch trägt eine Linie seiner Weine den Namen „Strubbeldachs“, während zwei weitere als „Kappendachs“ und „Edeldachs“ präsentiert werden.

Kurt Beck ging zu Beginn seiner Rede auf die Medien, bezüglich deren Berichterstattung ein, speziell auch in der Südpfalz. Diese sollten nicht immer das Negative suchen, sondern nach vorne schauen und das Positive sehen.

Kurt Beck mit Anna Bendel
Foto: Heinz Lambert

„Sie sollten beispielsweise die Kreativität unserer Winzer wahrnehmen und darüber berichten, das wäre mein Wunsch!“ so Beck. An Yildiz Härtel und Anna Bendel gerichtet, sagte er: „Wir wollen, das ihr erfolgreich seid!“

Dann wurde der frühere Landesvater leidenschaftlich und vor allem sehr kämpferisch. „Bei Begegnungen wie heute Abend, soll man ja auch Mal die Seele baumeln lassen, aber nach dem gestrigen Tag müssen wir leider auch ernst sein“, sah Beck den „Erfolg“ der CDU/CSU bei der Abstimmung über den Migrationsantrag mit Unterstützung der AfD sehr bedenklich.

„Da erinnert man im Bundestag und anderenorts an die Befreiung von Auschwitz und die schrecklichen Ereignisse des Holocaust und nur einen Tag später muss man in eben diesem Deutschen Bundestag erleben, dass sich die CDU/CSU rechter Stimmen bedient, um ihren Migrations-Antrag durchzudrücken. Als ich abends den Bericht darüber in der Tagesschau sah, konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen.“

Beck begrüßte ausdrücklich die Stellungnahme von Altkanzlerin Angela Merkel, die sagte: „„Sehenden Auges erstmalig bei einer Abstimmung im Deutschen Bundestag eine Mehrheit mit den Stimmen der AfD zu ermöglichen, halte ich für falsch!“

Er hätte sich gewünscht, so Beck, dass dies auch Politiker aus anderen Lagern, wie beispielsweise der FDP und der Grünen getan hätten. Er schließe eine, wie er es nannte, unter dem Tisch gemauschelte Koalition zwischen CDU/CSU und AfD mittlerweile leider nicht mehr aus.

Dann lobte er die Arbeit von Yildiz Härtel. „Wir brauchen Glaubwürdigkeit in der Demokratie und dafür stehst du. Das gilt genauso für dich Anna!“
Bezogen auf die immer wieder zu Tage tretende enge Zusammenarbeit im Kreistag Südliche Weinstraße zwischen CDU und FWG wurde Beck auf gut pfälzisch deutlich. „Die hängen ananner wie e babbich Gudsel!“

Blick in den Saal
Foto: Heinz Lambert

„Wir bekennen uns zur Demokratie und auch zu unserer Partei, anders als dies der Landrat tut“, verwies er auf dessen fehlendes Bekenntnis zur CDU auf seinen Wahlplakaten.

Dann blickte er etwas zurück, erinnerte an die Gründung des SPD-Ortsvereins in Anna Bendels Heimtort Silz. „Da saßen schon ein paar verbohrte erzkonservative Herren am Tisch im Lokal beisammen. Als die dann erfuhren, dass nebenan die Sozen tagten, ging es ganz schön hoch her. Ein Wunder, dass die nicht mit Bierkrügen aufeinander los gingen.“

Foto: Heinz Lambert

Dazu stellte Anna Bendel kurz und bündig fest: „Des isch bei Sitzunge in Silz ganz normal“ Da hatte sie die Lacher auf ihrer Seite.

Beck lobte Annas Flyer und erklärte: „Wenn a Mädel aus Silz vun de SPD, Landrätin im Kreis Siedlichi Weistroß werd, dann isch des so, wie wann der Pabscht evangelisch werd!“
Weiter stellte er fest: „In der Südpfalz ist nicht der Mittelpunkt der Welt, aber das Herz!“

Er appellierte an alle dafür zu sorgen, dass „uns nicht Oligarchen von oben herab regieren und über uns bestimmen. Lasst uns ein klares Bekenntnis zur Demokratie ablegen!“

Er zitierte aus der Rede des SPD-Abgeordneten Otto Wels vom 23. März 1933 vor dem Reichstag in Berlin, der an die Nazis gerichtet gesagt hatte: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht!“ Abschließend sagte Kurt Beck: „Ernst, entschlossen und kämpferisch wollen wir sein, aber nicht verbissen!“

Dann kredenzte Ingo Pfalzgraf eine Probe der sehr seltenen französischen Weißweinsorte Viognier, die gerade im Hinblick auf den Klimawandel eine Sorte sein dürfte, die sich für die Herstellung leichter Weine für laue Sommerabende eignet.

Der Anbau der Rebe ist aber in Deutschland derzeit nur als Versuchsprojekt zugelassen, welches im Weingut Friedrichshof schon sechs Jahre andauert. „In Deutschland kann die Zulassung einer Rebsorte sich auch mal bis zu zehn oder gar fünfzehn Jahre hin ziehen“, stellte Pfalzgraf fest.

Yildiz Härtel
Foto: Heinz Lambert

Yildiz Härtel outete sich als Nicht-Weinkennerin. „Ich kann nur feststellen: Schmeckt oder schmeckt nicht!“. Sie verlasse sich beim Aussuchen von Weinen ganz auf das Urteil ihres Mannes Klaus. Dennoch zitierte sie einen unbekannten Genießer. „Wein ist der gute Geist der Geselligkeit. Er weckt die Lebensgeister, macht den Sorgenvollen optimistisch, den Mürrischen heiter und den Reichen zugänglich“, um fortzufahren: „Was wäre die Südpfalz ohne Weinberge, Wein und Weinfeste?“

Sie erzählte über ihre Familie, wie sie als Sechsjährige aus der Türke nach Deutschland , konkret nach Böblingen kam, dann 23 Jahre bei Daimler-Benz arbeitete, ihren Mann kennen und lieben lernte und durch dessen berufliches Engagement in Germersheim schließlich in der Pfalz landete.

„Das war ein richtig guter Schritt.“ 2002 und 2005 kamen ihre Kinder zur Welt und da sie ihren Beruf nun nicht mehr ausüben konnte, ließ sie sich zur Tagesmutter ausbilden. Dann landete sie vor zehn Jahren im Landauer Wahlkreisbüro von Thomas Hitschler. „Ich hatte viele gute politische Lehrmeister. Es gibt für uns viele Herausforderungen. Ich selbst möchte nicht klagen, ich möchte gestalten. Dies schon auf Grund meiner Biographie auch im Bundestag. Mir sitzen dort aktuell zu viele Akademiker!“

Sie hat drei große Wünsche an die Bürger: „1. Gehen Sie wählen! 2. Wählen Sie demokratisch! 3. Am besten die SPD!“
Auch sie kommentierte das CDU-Verhalten beim Migrationsantrag. „Die Anträge der CDU/CSU wurden ohne Not gestellt. Die einzigen, die sich wirklich gefreut haben, waren die Abgeordneten und Anhänger der AfD.“

Winzer Philipp Lammering
Foto: Heinz Lambert

Dann wurde eine weitere Weinprobe gereicht. Der Gelbe Muskateller hatte, wie Ingo Pfalzgraf erklärte, gerade erst vier Stunden zuvor den Weg aus dem Fass in die Flasche gefunden. Der passte dann auch hinsichtlich politischer Ziele ganz gut. Er schmeckt gut und sehr frisch, hat aber noch viel Reife- und Entwicklungspotential.

Anna Bendel stellte sich jugendlich erfrischend vor. „Viele von euch kennen mich ja schon. Die Südliche Weinstraße ist meine Heimat, für sie schlägt mein Herz und das ist nicht nur ein Wort, das ist ein Lebensgefühl. Hier spüren wir doch alle dieses Lebensgefühl!

Gestern nach der Tagesschau habe ich mich gefragt: Was passiert hier gerade? Doch wir dürfen nicht vor uns hin meckern. Zusammenhalt ist wichtig, in der Familie, den Schulen, im Beruf und im Freundeskreis. Politik ist immer auch Ehrenamt und dies ist unverzichtbar!“ Man müsse lautwerden und zeigen: „Wir sind mehr!“

Sie stellte fest, dass die politische Musik nicht nur auf der großen Bühne spielt, sondern nicht zuletzt hier vor Ort, in den Kommunen. So müssten hier bei uns nicht zuletzt die Winzer unterstützt werden. Hier gäbe es noch genug Potential.
Man könne sich nicht auf dem erreichten Status quo ausruhen. „Unser Landkreis hat viel Potential, in allen Bereichen. Frischer Wind, Innovation und Wandel sind gefragt.“

Theresia Riedmaier
Foto: Heinz Lambert

Darauf lies sich bestens mit der nächsten Weinprobe, einem spritzigen vollmundigen 2023 Spätburgunder Rosé anstoßen.

Die frühere Landrätin Theresia Riedmaier freute sich acht Jahre nach Ausscheiden aus ihrem Amt viele bekannte Gesichter aus gemeinsamen politischen Zeiten wiederzusehen. „Wir haben an der Südlichen Weinstraße viel getan! Kommunalpolitik ist unsere Leidenschaft, da spielt das Leben. Man hat hier immer ganz schnell Rückmeldungen und sieht schnell, was gut und was schief läuft. Das kann auch die Landes- und Bundespolitik befruchten.“

Sie stellte fest, dass jeder so gut arbeitet wie er kann und dass es wichtig sei, das Frauen die Politik mitgestalten. Sie freue sich, dass die SPD in der Südpfalz mit Yildiz und Anna zwei tolle Kandidatinnen habe auf die man stolz sein könne und die man mit aller Kraft unterstützen müsse. Ihr Dank galt nicht zuletzt Yildiz Härtels Ehemann Klaus und Anna Bendels Eltern für deren Unterstützung.

Zum Migrationsantrag und dessen Abstimmung sagte sie: „Es ist grundfalsch und gefährlich. Verstehen es die Leute denn nicht? Es ist stets wichtig, Gesicht zu zeigen, Gesicht gegen rechts!“

Der „weinige“ Teil des Abends schloss mit einem Cuvée von Spätburgunder und Merlot, der ein Jahr im gebrauchten Barriqueass gelagert war und eine dezent rauchige Duft- und Geschmacksnote auf den Gaumen zauberte.

Die anschließenden engagierten Unterhaltungen aller Anwesenden miteinander, machten deutlich, wie sehr den Genossen ihre SPD und deren demokratische und soziale Politik am Herzen liegt. (Heinz Lambert, Burrweiler)

Foto: Heinz Lambert

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