Maikammer. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Dieses Zitat des berühmten deutschen Schriftstellers und Publizisten Erich Kästner zog sich wie ein roter Faden durch die Rede von Landrat Dietmar Seefeldt anlässlich des Neujahrsempfangs des Kreises Südliche Weinstraße im Bürgerhaus in Maikammer.
Zusammen mit dem Ersten Kreisbeigeordneten Georg Kern, den Beigeordneten Uwe Huth und Werner Schreiner, sowie den Weinprinzessinnen der Südlichen Weinstraße Jacqueline Dyck-Laux und Susanna Singer begrüßte Seefeldt hunderte Bewohner des Kreises, die das Haus Rassiga bis auf den letzten Platz füllten.
Mit dabei waren auch der Bundestagsabgeordnete Thomas Gebhardt, Seefeldts Vorgängerin im Amt Theresia Riedmeier, der Ortsbürgermeister der Gemeinde Maikammer und „Hausherr“ des Rassiga-Hauses Markus Sell, Landtagsabgeordnete, Bürgermeister von Verbandsgemeinden Ortsbürgermeister, Vertreter der Kirchen, Banken und Sparkassen sowie zahlreiche Honoratioren des öffentlichen Lebens.
Bildergalerie Rolf H. Epple/Pfalz-Express
Nette Gespräche im Anschluss
Konnte man die Darbietungen auf und vor der Bühne, sowie die Ansprache des Landrates, zunächst sitzend von den Stuhlreihen aus, stehend im Hintergrund oder auch von der Empore aus verfolgen, räumten die fleißigen Helferinnen der Kreisverwaltung nach dem rund zweieinhalbstündigen offiziellen Teil, die Stühle blitzschnell zur Seite und sorgten für eine gemütliche Atmosphäre an weißen Stehtischen.
Hier gab es dann ausreichend Gelegenheit zu netten Gesprächen bei einem guten Glas Wein, Sekt oder Secco. Natürlich kam hierbei die momentane politische Situation immer wieder zur Sprache, ohne aber auch die Unterhaltung über die Annehmlichkeiten des täglichen Lebens, die es ja trotz aller Herausforderungen glücklicherweise immer noch gibt, nicht zu kurz kommen zu lassen.
Kreisjugendorchester spielt
Eingeläutet wurde der Abend durch das Kreisjugendorchester unter der Leitung von Jochen Schnepf, der das 35 Damen und Herren starke Ensemble sehr gekonnt und einfühlsam dirigierte.
Als Ouvertüre intonierten die jungen Musiker „On to the next Frontier“ des US-Amerikanischen Komponisten und Arrangeurs Richard L. Saucedo. Die dargebrachten vier Sätze des Werkes KOBRA, von vier verschiedenen Komponisten geschrieben, beeindruckten die Zuhörer.
Sehr klanggewaltig wurde das Konzertwerk „Nostradamus“ des österreichischen Filmkomponisten Otto M. Schwarz gespielt. Glücklicherweise kam die Musik hier deutlich weniger düster herüber, als dies die Prophezeiungen des mittelalterlichen Wahrsagers tun. Zu hören war auch das konzertante Stück „Voices on the Sky“ des US-Amerikaners Samuel R. Hazo, gefolgt von „How to train your Dragon“ des britischen Komponisten John Powell, im arrnagiert vom Niederländer Ton van Grevenbroek.
Bildergalerie Heinz Lambert/Pfalz-Express
Landrat Seefeldt: Motto „Aufbruchstimmung“
Dann trat Dietmar Seefeldt ans Pult und sagte zu Beginn seiner Rede: „Während ich das Zitat von Erich Kästner an Weihnachten im Sinne der stetigen Präsenz der Hoffnung in einer immer schwierigen Welt interpretiert habe – wie auch das Grün des Weihnachtsbaums anzeigt, dass nach jedem Winter das Frühjahr folgt – so eignet sich der Spruch auch hervorragend, um die Aufbruchsstimmung, den Zauber zu vermitteln, der jedem neuen Anfang innewohnt.“
Karitative Initiativen beruflicher und ehrenamtlicher Art
Im Mittelpunkt seiner Ausführungen standen nicht zuletzt karitative Initiativen.
„Gutes tun, das können kleine Gesten gegenüber anderen im Alltag sein. Viele Menschen haben das Gute sogar zu ihrer Berufung, ihrem Beruf, gemacht, so Pflegekräfte, Sozialarbeiterinnen, Polizisten, Mitarbeiter von Jugendhilfe-Einrichtungen und viele mehr. Gutes tun umfasst aber insbesondere auch all diejenigen, die sich mit einer ehrenamtlichen Tätigkeit in unserer Gesellschaft einbringen.“
„Miteinander füreinander – Südpfalz“
So stellte Seefeldt die Initiative „Miteinander füreinander – Südpfalz“ von Daniel Grimm aus Billigheim-Ingenheim und seinen Mitstreitern vor, die von Carina Engelhart vertreten wurden. Zu Beginn der Corona-Pandemie hatte Grimm eine Facebook-Gruppe gegründet, zunächst um Spielsachen für Notbetreuungen und die Verteilung selbstgenähter Masken zu organisieren. Daraus ist eine große ehrenamtliche Initiative geworden, die inzwischen fast 5000 Mitglieder zählt.
Serviceclubs für Kinder
Seit vielen Jahren freuen sich Kinder in Osteuropa zur Weihnachtszeit über Geschenke aus dem „Weihnachtspäckchenkonvoi“. Die bundesweite Aktion der Round-Table-Familie sammelt jedes Jahr Präsente und bringt diese per LKW-Konvoi in entlegene Regionen in Rumänien, Bulgarien, Moldawien und der Ukraine.
Dabei gilt der Grundsatz: Kinder helfen Kindern. Hinter dem Weihnachtspäckchenkonvoi stehen in der Südpfalz die Serviceclubs Round Table 64, Ladies Circle 46, Agora Club Tangent und Old Table. Sabine Kissel, Mitglied des Ladies Circle war für die Initiative anwesend.
Harley-Davidson-riding-Santas
Die mittlerweile auch überregional bekannten „Harley-Davidson-riding-Santas“, eine private Gruppe von Harley-Fahrerinnen und -Fahrern aus der Region, sind jedes Jahr für das Kinderhospiz „Sterntaler e.V.“ in Dudenhofen unterwegs und sammeln Spenden.
Dahinter steckt Patrick Kuntz aus Knöringen, dessen Wohnort auch als „Santa-City“ bekannt ist.. Auf ihren Motorrädern, im Weihnachtsmann-Kostüm sitzend, besuchen die Santas am Nikolaustag vor allem Kinder in Schulen, Kitas und Kinderheimen sowie Seniorenheime. Das finale Ergebnis der Aktion stand am Abend noch nicht fest, aber bereits an Weihnachten waren rund 115.000 Euro für das Kinderhospiz eingegangen.
Barber-Angels
Auch die „Barber Angels“, also die Friseur-Engel, um Uwe Becker aus Bad Bergzabern treten öfters mal mit Kutte im Stil der Motorradfahrer auf. Bei ihnen handelt es sich um engagierte Friseurinnen und Friseure. Sie helfen benachteiligen Menschen und geben ihnen durch einen kostenlosen Haarschnitt ein Stück Würde und Selbstwertgefühl zurück. Im vergangenen Oktober startete das „Barber Angels Chapter Rheinland-Pfalz“ auf einem Parkplatz in der Nähe des Deutschen Weintors in Schweigen, sogar eine deutsch-französische Charity-Aktion.
Charity-Kids-Festival
Das „Charity-Kids-Festival“ von Andreas Trischmann ist eine feste Größe in der Pfalz. Mit verschiedenen Veranstaltungen wird ein Erlös erwirtschaftet, der an diverse Vereine und Institutionen geht, die sich in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren. Mit „Comedyspaß im Weinglas“, hat sich Trischmann während der Pandemie auch für die Kulturszene stark gemacht. In diesem März soll es ein „Großes Marvel- und DC-Treffen“ in Gommersheim geben, organisiert von „Spiderman, der freundlichen Spinne aus Speyer“ und dem „Charity-Kids-Festival“.
Fröhliches Kunterbunt (FKB) Bad Bergzabern
Das Fröhliche Kunterbunt (FKB) Bad Bergzabern besteht seit 1969. Aus der spontanen Idee von Jugendlichen ein Fest für eine Kirchenrenovierung zu veranstalten, wurde ein Event, das seitdem ohne Unterbrechung gefeiert wird. Das FKB ist in der Kurstadt und der Region ganzjährig tätig, etwa mit einem Flohmarkt im Edith-Stein-Haus, durch die Unterstützung der Sternsingeraktion, der Teilnahme am Hungermarsch der Indienhilfe, beim Karolinenmarkt und anderen Veranstaltungen. Es unterstützt Kinder und ihre Familien in Togo, Indien und Brasilien. Hans Erich Klein betonte, dass eine Würdigung seines Engagements gleichzeitig auch eine solche für die ganzen ehrenamtlichen Helfer des FKB sein müsse.
Zuwendung der Banken und Sparkassen
Die genannten Initiativen konnten sich über eine großzügige Zuwendung der Banken und Sparkassen freuen, die jeweils 2.000 Euro, also insgesamt 6.000 Euro zur Verfügung stellten, die nun gleichmäßig verteilt werden
Dietmar Seefeldt blickte auch ein wenig zurück, schränkte aber ein, dass er auf Grund des Aufgabenspektrums des Landkreises und der zahlreichen Tätigkeitsfelder der Kreisverwaltung Themen nur anreißen könne.
Tätigkeitsfelder der Kreisverwaltung: Katastrophenschutz bis Klimaziel
Er berichtete über Maßnahmen des großen Bedarfs- und Entwicklungsplans Katastrophenschutz für die Jahre 2022 bis 2032. 2025 werden hierfür weitere notwendige Fahrzeuge angeschafft, ausreichend Stellplätze geschaffen und auch der Bau der neuen Rettungswache in Bad Bergzabern wird beginnen.
Zu Jahresbeginn wurde das smartphonebasierte Erstretter-System technisch umgestellt und läuft inzwischen über die App „KATRETTER“. Erstretter sind mehrere hundert Bürgerinnen und Bürger, die bei einem Notfall in ihrer nahen Umgebung parallel zum Rettungsdienst als Ersthelfende über eine App von der Integrierten Leitstelle alarmiert werden.
Der Landrat erinnerte an die Einführung der VRNFlexline, hat doch der Kreis Südliche Weinstraße als erster Landkreis im Verkehrsverbund Rhein-Neckar diesen Shuttle-Service gestartet. Durch das Streichen einer wenig frequentierten Buslinie und dank der finanziellen Beteiligung der Verbandsgemeinde Edenkoben, können die Menschen im Gäu und in Edenkoben selbst mit einem Shuttle-Service auf Abruf individuell und flexibel unterwegs sein.
In einer Mitmach-Aktion zum Klimaschutz, die aktuell noch läuft, werden 1000 sogenannte Ofenführerscheine vergeben. Die Kampagne macht darauf aufmerksam, wie Brennholz-Öfen noch effizienter und damit umwelt- und klimafreundlicher betrieben werden können.
Um die Klimaziele zu erreichen, engagiert man sich aber seitens des Kreises nicht nur mit solchen Kampagnen, sondern es wird kräftig in erneuerbare Energien investiert. So wurden 2024 drei Photovoltaikanlagen auf den Weg gebracht.
Weiterhin wurde in eine moderne Infrastruktur investiert, so bei der digitalen Sanierung des PAMINA-Schulzentrums in Herxheims. 2025 steht der Sporthallenneubau in Herxheim an. Des Weiteren wird das Straßennetz im Kreis an verschiedenen Stellen auf Vordermann gebracht. Der Um- bzw. Neubau zahlreicher Kindertagesstätten wird vom Kreis mit jeweils 40 Prozent gefordert.
Mit dem Großen Preis der Südlichen Weinstraße ist es in den vergangenen Jahren gelungen die Radsportbundesliga in den Landkreis zu holen und ein Rennen im Stil der großen Klassiker wie der Flandernrundfahrt, Paris-Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich und Mailand San-Remo rund um das Deutsche Weintor zu etablieren. Gemeinsam mit dem Veranstalter des Rennens, dem RV Vorwärts Offenbach, wird die Streckenführung 2025 erstmals auch jenseits der Grenze verlaufen und das Feld der Radsportler nach Frankreich geschickt.
Am Europatag 2024 wurde ein deutsch-französisches Konzert in Schweigen-Rechtenbach, in unmittelbarer Nähe der Grenze veranstaltet. Mehrere Ensembles der Kreismusikschule arbeiten mittlerweile deutsch-französisch zusammen.
Besonders erwähnenswert ist das deutsch-polnisch-französische Projekt „Youth. Europe. Music“. Es brachte im vergangenen Mai junge Musikerinnen und Musiker aus den drei Ländern an der Südlichen Weinstraße und im Elsass zusammen.
„Ich bin überzeugt: Wir sind als Landkreis, aber auch wir als Deutschland, nur stark, wenn wir es gemeinsam mit unseren Nachbarn sind“, stellte Seefeldt fest.
Der Tag der deutschen Einheit wird 2025 wieder mit einem bunten Singfest begangen, wobei sich der Kreis SÜW zum vierten Mal an der Aktion „Deutschland singt und klingt“ beteiligt, Damit soll auch dem Chorgesang die Bedeutung zukommen, die er aus Sicht des Landrates verdient. Kunstausstellungen im Kreishaus und die Jugendtheatertage mit Chawwerusch stehen ebenfalls auf dem Programm.
Jahreslosung „Prüft alles und behaltet das Gute!“
Seefeldt beendete seine Ansprache mit der Jahreslosung der evangelischen Kirche Deutschlands. Diese ist der Bibel entnommen, wo es im 21. Vers des fünften Kapitels des 1. Briefes des Apostels Paulis an die Thessalonicher heißt: „Prüft alles und behaltet das Gute!“
Ovationen für Kreisjugendorchester
Einen netten Farbtupfer gab es am Ende durch das Kreisjugendorchester, als einige der Musiker sich rosafarbene Hüte aufsetzten und das Ensemble, ganz im Stile von Barbie und Ken, „I´m your Barbiegirl in a Barbieworld“ zum Besten gab. Da kam richtig Stimmung auf. die Menge ließ sich mitreisen und klatschte rhythmisch mit.
Dirigent Jochen Schnepf entledigte sich seiner Anzugsjacke und ging mit der schönen Musik aus dem Zeichentrickfilm „Hercules“ aus dem Jahr 1997 noch einmal in die vollen, so beispielsweise mit „Jedes Wort ist wahr“.
Das wunderbare Konzert wurde mit dem Brot des Künstlers, sprich langanhaltendem Beifall belohnt, der in „Standing Ovations“ mündete und nach gleich mehreren Zugaben verlangte. So gab es dann noch „Hootenanny“, was für ein geselliges, ungezwungenes Konzert in kleiner Runde steht und dessen Darbietung am Abend des Neujahrempfangs als eine Hommage an Dietmar Wiedmann, den 2017 verstorbenen ehemaligen Dirigenten und Mentor des Orchesters, gespielt wurde.
Beim Spiritual „Michael row the boat ashore“, auch in Fußballstadien mit dem Refrain „Und wir holen den Pokal“, bekannt, ging noch einmal so richtig die Post ab.
So gelang es dem Kreisjugendorchester dem Landrat etwas die Schau zu stehlen, was dieser aber sicher leicht verschmerzen konnte.
Jochen Schnepf stellte fest „Wir hatten Spaß, und sie hoffentlich auch.“ Das war zweifelsohne der Fall.
Torsten Blank, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Landau Land, lobte das Ensemble. „Es ist schon sehr beeindruckend, was diese jungen Leute auf die Bühne bringen. Man darf ja nicht vergessen, dass die Besetzung auf Grund des Alters der Mitwirkenden immer wieder wechselt und oft nur wenig Zeit bleibt, um die Musikstücke einzustudieren. Da kann man nur den Hut ziehen.“
Thomas Gebhardt stellte fest: „Der Landkreis Südliche Weinstraße kann stolz auf dieses Orchester sein!“
Die Gommersheimer Ortsbürgermeisterin Barbara Haag sagte: „Es hat einfach Spaß gemacht diesen tollen Musikerinnen und Musikern zuzuhören Es war ein wirklich sehr sehr schönes Konzert!“
Für den kulinarischen Genuss sorgten die Gaumenfreunde Edenkoben mit Inhaber Alexander Kurz an der Spitze, gepaart mit besten Weinen, Sekten und Seccos des Weingutes Altes Schlößchen der Familie Schneider aus St. Martin, des Weigutes August Ziegler aus Maikammer und des Weingutes der Familie Hartmann aus Kirrweiler. (Heinz Lambert, Burrweiler)
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