Wer einen Garten hat, kennt das Problem: Im Sommer wird das Gießwasser knapp, während im Herbst kistenweise Grünschnitt anfällt. Zwei Baustellen, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben.
Tatsächlich lassen sich Kompostierung und clevere Wasserspeicherung aber wunderbar miteinander verbinden – und das Ergebnis ist ein Garten, der deutlich resilienter gegen Trockenheit wird.
Das Ganze funktioniert ohne großen technischen Aufwand und passt in jeden Garten, egal ob kleiner Reihenhausgarten oder weitläufiges Grundstück. Es geht darum, die natürlichen Kreisläufe so zu nutzen, dass sie sich gegenseitig verstärken.
Warum Kompost ein unterschätzter Wasserspeicher ist
Kompost wird oft nur als Nährstofflieferant gesehen – völlig zu Recht, denn die Humusbildung macht Böden fruchtbar. Was dabei oft untergeht: Guter Kompost kann enorme Mengen Wasser speichern. Ein Quadratmeter Boden mit hohem Humusanteil bindet bis zu 20 Liter mehr Wasser als humusarme Erde.
Das liegt an der Struktur: Kompost lockert verdichtete Böden auf und schafft winzige Hohlräume, in denen sich Feuchtigkeit sammelt. Gleichzeitig verbessert er die Krümelstruktur, sodass Regenwasser besser versickern kann, statt oberflächlich abzufließen. Bei modernen Steckkomposter und Thermokomposter läuft die Rotte schneller ab, wodurch schneller verwendbarer Kompost entsteht – ein Vorteil, wenn man zügig größere Flächen aufwerten möchte.
Besonders sandige Böden profitieren davon enorm. Sand allein hält Wasser schlecht, mit Kompost angereichert wird er aber zum Schwamm. Auch lehmige, schwere Böden werden durchlässiger und speichern Wasser effektiver in den neu entstandenen Poren.
Regenwasser gezielt in den Kompostkreislauf einbinden
Die meisten Gartenbesitzer sammeln Regenwasser in Tonnen oder Zisternen – eine sinnvolle Sache. Noch effizienter wird es, wenn man dieses Wasser strategisch mit der Kompostierung verknüpft. Denn ein Komposthaufen braucht Feuchtigkeit, um gut zu verrotten. Zu trocken, und die Mikroorganismen stellen ihre Arbeit ein. Zu nass, und es fängt an zu stinken.
Wer Regenwasser nutzt, um den Kompost feucht zu halten, schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Der Kompost wird optimal versorgt, und das Wasser versickert nicht ungenutzt im Boden, sondern wird Teil des biologischen Kreislaufs. Gerade in trockenen Sommern kann es sinnvoll sein, den Kompost alle paar Tage leicht zu wässern – nicht durchnässen, aber anfeuchten.
Eine einfache Methode: Eine Regentonne direkt neben dem Komposter platzieren und mit einem kurzen Schlauch oder einer Gießkanne arbeiten. Wer tiefer einsteigen möchte, kann über ein einfaches Tropfschlauch-System nachdenken, das überschüssiges Regenwasser aus der Dachrinne langsam an den Kompost abgibt.
Komposttee: Flüssigdünger aus Regenwasser und Kompost
Hier wird es richtig interessant: Aus reifem Kompost und Regenwasser lässt sich Komposttee herstellen – ein natürlicher Flüssigdünger, der Pflanzen mit Nährstoffen und nützlichen Mikroorganismen versorgt. Die Herstellung ist denkbar einfach: Man füllt einen Stoffbeutel oder ein altes Geschirrtuch mit reifem Kompost und hängt ihn in einen Eimer mit Regenwasser. Nach ein bis zwei Tagen hat sich eine braune Brühe gebildet, die man 1:10 verdünnt zum Gießen verwenden kann.
Der Vorteil: Die Nährstoffe sind sofort verfügbar, und die Mikroorganismen im Tee unterstützen das Bodenleben. Besonders für Tomaten, Gurken und andere Starkzehrer ist Komposttee ein echter Boost. Gleichzeitig nutzt man das Regenwasser doppelt – erst zum Ansetzen des Tees, dann zum Gießen der Pflanzen.
Wichtig ist, den Tee frisch zu verwenden und nicht tagelang stehen zu lassen. Sonst kippt die Mischung und beginnt zu faulen. Wer regelmäßig kleinere Mengen ansetzt, hat immer frischen Dünger zur Hand.
Mulchen mit Kompost: Verdunstungsschutz und Nährstoffgabe in einem
Eine der effektivsten Methoden, um Wasser im Garten zu sparen, ist das Mulchen. Eine Schicht aus organischem Material schützt den Boden vor direkter Sonneneinstrahlung und reduziert die Verdunstung erheblich. Halbfertiger oder fertiger Kompost eignet sich hervorragend als Mulchmaterial – besser noch als reiner Rasenschnitt, der schnell verklumpt, oder Rindenmulch, der dem Boden beim Verrotten Stickstoff entzieht.
Eine drei bis fünf Zentimeter dicke Kompostschicht auf den Beeten hält die Feuchtigkeit im Boden, unterdrückt Unkraut und gibt langsam Nährstoffe ab. Das funktioniert bei Gemüsebeeten genauso wie bei Stauden oder unter Beerensträuchern. Wichtig ist, den Mulch nicht direkt an die Pflanzenstängel zu häufen, sondern einen kleinen Abstand zu lassen – sonst droht Fäulnis.
In Kombination mit gesammeltem Regenwasser ergibt sich ein perfektes System: Man gießt seltener, weil die Mulchschicht die Feuchtigkeit hält, und wenn man gießt, verwenden man kostenloses Regenwasser statt Leitungswasser. Die Pflanzen danken es mit kräftigem Wachstum.
Versickerungsmulden und Kompostbeete: Wasser gezielt lenken
Wer etwas mehr Platz hat, kann mit Versickerungsmulden arbeiten. Das sind flache Senken im Garten, in die Regenwasser gezielt geleitet wird – etwa über eine Verlängerung der Dachrinne oder durch leichtes Gefälle. In diese Mulden wird Kompost eingearbeitet, sodass das Wasser langsam versickert und dabei die nährstoffreiche Erde durchdringt.
Solche Mulden kann man gezielt dort anlegen, wo Obstbäume oder Beerensträucher stehen. Die Pflanzen profitieren vom zusätzlichen Wasser und von den Nährstoffen, die das Wasser aus dem Kompost auswäscht. Gleichzeitig entlastet man die Kanalisation, weil weniger Regenwasser abfließt.
Eine ähnliche Logik steckt hinter Hochbeeten mit Kompostfüllung: Die untersten Schichten bestehen aus grobem Material wie Ästen und Zweigen, darüber kommt halbfertiger Kompost, ganz oben Erde. Regenwasser sickert durch die Schichten und wird dabei gespeichert. Die Verrottung im Inneren des Hochbeets erzeugt sogar Wärme, was das Wachstum früh im Jahr ankurbelt.
Kompostierung als Prozess verstehen
Viele Gartenratgeber behandeln Kompostierung als simple Sache: Grünabfall rein, warten, fertig. In Wirklichkeit ist es ein biologischer Prozess, bei dem unzählige Organismen zusammenarbeiten. Wer die Grundlagen der Kompostierung versteht, kann den Prozess steuern und das Ergebnis optimieren.
Entscheidend ist das C/N-Verhältnis – also das Verhältnis von kohlenstoffreichem Material wie Laub und Stroh zu stickstoffreichem Material wie Rasenschnitt und Küchenabfällen. Zu viel Stickstoff führt zu Fäulnis und Geruch, zu viel Kohlenstoff verlangsamt die Rotte. Ein gutes Mischverhältnis liegt bei etwa 25:1.
Auch die Feuchtigkeit spielt eine zentrale Rolle. Ein gut durchfeuchteter Kompost verrottet schneller und gleichmäßiger. Hier schließt sich der Kreis: Wer Regenwasser nutzt, um den Kompost feucht zu halten, und den fertigen Kompost als Wasserspeicher im Boden einsetzt, hat ein System geschaffen, das sich selbst trägt.
Langfristig denken: Ein resilienter Garten
Die Kombination aus Kompostierung und Wasserspeicherung ist keine schnelle Lösung, die von heute auf morgen funktioniert. Es ist ein Prozess, der sich über Monate und Jahre aufbaut. Jede Schicht Kompost verbessert den Boden ein Stück weit, jede Regentonne spart Leitungswasser, jede Mulchschicht reduziert den Gießbedarf.
Langfristig entsteht so im eigenen Haushalt ein Garten, der deutlich unabhängiger von Wetterextremen wird. Trockenphasen werden besser überstanden, weil der Boden mehr Wasser speichert. Starkregen wird besser aufgenommen, weil die Erde lockerer und durchlässiger ist.
Und nebenbei sinkt der Aufwand, weil weniger gegossen und gedüngt werden muss. Der Garten wird dadurch nicht nur pflegeleichter, sondern auch lebendiger – mit einem aktiven Bodenleben, das Pflanzen auf natürliche Weise stärkt.
Am Ende ist es erstaunlich, wie viel sich mit wenigen, simplen Mitteln erreichen lässt. Kompost, Regenwasser und ein bisschen Geduld – mehr braucht es nicht, um einen Garten zu schaffen, der auch in Zukunft grün und produktiv bleibt.

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